"Teures Spielzeug für Technik-Fans" Warentest beurteilt Apple Watch
18.06.2015, 19:03 Uhr
Stiftung Warentest beurteilt die Apple Watch nicht gut.
(Foto: Stiftung Warentest)
Stiftung Warentest macht mit der Apple Watch einen Schnelltest und ist wenig begeistert. Das liegt unter anderem am Preis des Geräts, vielleicht aber auch an zu hohen Erwartungen an eine Smartwatch.
"Viel Geld für wenig Mehrwert", das schreibt Stiftung Warentest über die Apple Watch. Sie sei zwar "ein nettes Spielzeug für Technikfans, die Nachrichten sofort haben wollen", so das Fazit eines Schnelltests. "Für die breite Masse kann die Uhr zu wenig und ist zu teuer, außerdem ist sie ohne iPhone fast unbrauchbar." Wie kommen die Prüfer zu dem Ergebnis?
Neue Erkenntnisse liefert der Testbericht nicht, die Kritikpunkte von Stiftung Warentest decken sich mit vielen anderen Beurteilungen. Man könnte es vielleicht so ausdrücken: Bei der Frage, ob das Glas halb leer oder halb voll ist, haben sich die Prüfer grundsätzlich für halb leer entschieden. Und: Auch die Apple Watch ist nur eine Smartwatch, obwohl sie Stiftung Warentest für ausgereifter als andere Geräte hält.
Technisch kaum Unterschiede
Für den Test verwendete die Stiftung das Standard-Modell Apple Watch und die günstigste Variante Watch Sport jeweils mit 38- und 42-Millimeter-Display. Wie auch die Prüfer feststellten, ist es trotz gewaltiger Preisunterschiede eigentlich egal, welches Modell der Apple Watch getestet wird, beim Innenleben gibt es praktisch keine Unterschiede. Allerdings ist bei der Apple Watch die Displayabdeckung aus Saphirglas, bei der Sport-Ausführung aus Ion-X-Glas. Das Gehäuse der Standard-Watch besteht aus Stahl, das günstigere Modell hat eine Aluminium-Hülle.
Die Bedienung der Smartwatch über Touchscreen, Krone und Taste findet Stiftung Warentest nicht intuitiv und sogar für Apple-Fans gewöhnungsbedürftig. Auch die Möglichkeit, durch einen festeren Druck aufs Display weitere Funktionen aufzurufen, sehen die Prüfer kritisch: "Wer Force Touch nicht kennt, scheitert gleich zu Beginn bei der Individualisierung seines Zifferblattes."
Die Tester bemängeln auch die Stromspar-Funktion, bei der das Display dunkel bleibt, bis der Träger das Handgelenk dreht. Die Uhrzeit werde mit einer nervigen Verzögerung angezeigt, schreiben sie. Dass der Bildschirm bereits nach sechs Sekunden erlischt, gefällt Warentest ebenfalls nicht. 18 bis 19 Stunden durchschnittliche Akku-Laufzeit halten die Prüfer für zu wenig.
Ohne iPhone wenig möglich
Warentest stellt fest, dass die Apple Watch weder ein GPS- noch ein Mobilfunk-Modul besitzt und nicht mit anderen Smartphones funktioniert. Sie sei daher eher ein "externes Mini-Display für Apples iPhone". Mithilfe des Telefons zeigt die Apple Watch Mails und Kurznachrichten an, ermöglicht Anrufe, erinnert an Termine, navigiert, zählt Schritte und misst über Sensoren an der Unterseite der Uhr den Puls. Aktienkurse und das Wetter lassen sich abrufen, eine Stoppuhr ist auch an Bord.
Die Sprachqualität bei Telefonaten über die Watch sei "akzeptabel, aber nicht überzeugend". Das Gerät benachrichtige zwar zuverlässig bei eingehenden Anrufen und Nachrichten, die Antwort-Möglichkeiten seien aber sehr begrenzt - vor allem bei Apps von Drittanbietern.
Positiv bewerten die Tester das hochauflösende Display mit gutem Kontrast und guter seitlicher Ablesbarkeit. Trotzdem gäbe es bei der Qualität noch Luft nach oben. Beide Glasabdeckungen seien kratzfester als die von Smartphones, im Test mit einem Diamantstift schnitt das Saphirglas der Standard-Watch aber besser ab.
Schritte zählt die Uhr alleine genauer
Die Fitness-Funktionen erzielten ein sehr gemischtes Testergebnis. Der Puls werde zwar bei korrektem Sitz der Uhr "EKG-genau aufgezeichnet", andere Messwerte seien aber ohne iPhone oft ungenau. Alleine habe die Apple Watch beispielsweise eine längere Wegstrecke berechnet, als zurückgelegt wurde. "Fürs Radfahren sind die Messungen ohne GPS unbrauchbar". Der Schrittzähler arbeite dagegen ohne iPhone zuverlässiger, schreiben die Prüfer. "Grund könnte sein, dass die Uhr mit iPhone-Anbindung die Schritte nicht zählt, sondern nur die per GPS ermittelte Wegstrecke in Schritte umrechnet."
So lala ist die Meinung der Tester über die Navigation mit der Apple Watch. Denn mit den unterschiedlichen Vibrations- und Ton-Signalen vor dem Abbiegen habe sich Apple zwar etwas einfallen lassen, schreiben sie. Die Hinweise kämen aber zu früh und an der Ausfahrt selbst tue sich dann nichts mehr.
Quelle: ntv.de, kwe