HDR10+ oder Dolby Vision? Welche Fernseher haben Format der Zukunft?
10.01.2018, 16:17 Uhr
Ob HDR10+ oder Dolby Vision gewinnt, steht noch in den Sternen.
(Foto: AP)
Neue 4K-Fernseher, die wahre Bildkünstler sein wollen, müssen HDR-fähig sein. Welches Format sie dafür am besten unterstützen, ist derzeit heftig umstritten, mächtige Lager kämpfen um die Vorherrschaft. Wer wird gewinnen, HDR10+ oder Dolby Vision?
Die Unterhaltungselektronik-Messe CES hat schon so manchen Formatkrieg erlebt. In der Mutter aller Schlachten buhlten Ende der 70er Jahre die Videokassettenformate VHS und Betamax um die Gunst der Kunden. Es dauerte damals Jahre, bis sich die von JVC entwickelte VHS-Videokassette gegen den technisch ausgeklügelteren Betamax-Standard von Sony durchgesetzt hatte.
Auch die Ära des hoch auflösenden Fernsehens begann mit einem Streit um das richtige technische Format. Damals traten die rivalisierenden Standards Blu-ray und HD-DVD gegeneinander an, als es darum ging, ein Nachfolgeformat für die herkömmliche DVD zu finden. Hinter Blu-ray standen Elektronik-Riesen wie Panasonic, Sony oder Philips, während HD-DVD von deutlich kleineren Konkurrenten wie Toshiba oder NEC unterstützt wurde. Die großen Player setzten sich durch, daran konnten auch Computergiganten wie Microsoft und Intel nichts ändern, die sich zuletzt noch für HD-DVD stark gemacht hatten.
HDR macht den Unterschied bei Fernsehern
Bei neuen Fernsehgeräten sind inzwischen Geräte mit einer hohen 4K-Auflösung (UHD) quasi Standard. Im aktuellen Formatstreit geht es vor allem um die Frage, wie Helligkeitskontraste und Farbverläufe auf dem Fernseher am besten dargestellt werden. Geräte mit HDR (High Dynamic Range) versprechen, Bilder in Bezug auf Helligkeit und Kontrast so darzustellen, dass sie sich von der Realität kaum noch unterscheiden.
Ein herkömmlicher Fernseher ohne HDR beherrscht 256 Helligkeitsstufen (8 Bit). Ein HDR-Standard-Fernseher (HDR10) kann dagegen 1024 Helligkeitsstufen (10 Bit) anzeigen - das verlangt die UHD Alliance für das Qualitäts-Logo Ultra HD Premium. Davon profitieren vor allem Filme mit Sequenzen, die sehr hell oder sehr dunkel sind (zum Beispiel Aufnahmen im Schnee oder in einer Höhle).
Die Firma Dolby Laboratories, die vor allem mit Systemen zur Tonoptimierung bekannt wurde, ging noch einen Schritt weiter und entwickelte ein System mit zwölf Bit (4096 Helligkeitsstufen) und einer dynamischen Anpassung je nach Filmsequenz. Bei Dolby Vision werden die Metadaten nämlich nicht für den gesamten Film festgelegt, sondern für jedes Bild einzeln übertragen. Das verbessert die Bilddarstellung noch einmal deutlich. Das herkömmliche HDR ist dagegen statisch und passt sich nicht an einzelne Szenen an.
Dolby Vision gegen HDR10+
Eigentlich dürfte einem Siegeslauf von Dolby Vision so gesehen nichts im Wege stehen, doch es gibt ein Problem: Dolby will mit dem Verfahren Geld verdienen und verlangt Lizenzgebühren von Filmstudios und Herstellern der TV-Geräte. Unternehmen wie Samsung wollen das aber nicht hinnehmen. Vor diesem Hintergrund entwickelten die Südkoreaner HDR10+ als offenen Standard, der ebenfalls eine dynamische Anpassung ermöglicht und bei dem keine Lizenzgebühren fällig werden. Zur IFA wurde das Format offiziell im vergangenen Spätsommer ins Rennen geschickt.
Nun kommt es vor allem auf die Inhalte-Anbieter an. TV-Sender spielen dabei kaum eine Rolle, weil sie bis auf wenige Ausnahmen noch nicht einmal in 4K senden. Entscheidend könnte daher die Formatpolitik der Streamingdienste sein, die neben Blue-ray-Discs die Hauptquelle für 4K-Inhalte sind. Seit Ende Dezember kann man HDR10+-Videos über Amazon Video auf aktuellen 4K-TVs von Samsung wiedergeben. Netflix bietet seinen Kunden sowohl Filme in HDR10 (UltraHD Premium) als auch in Dolby Vision an. Bei HDR10+ warte Netflix zunächst einmal ab, wie Produktchef Greg Peters sagte. Auch iTunes streamt Filme auf dem Apple TV in HDR10 und Dolby Vision.
Von dem Filmstudios unterstützen die großen Player Sony, Paramount und Universal Dolby Vision. 20 Century Fox positioniert sich als Unterstützer von HDR10+, während Warner auch Titel in Dolby Vision anbietet. Der Unterhaltungsriese Disney, der 20th Century Fox kaufen will, unterstützt bisher nur Dolby Vision und HDR10.
Eine vermittelnde Rolle im Format-Streit übernimmt Panasonic, obwohl es HDR10+ zusammen mit Samsung ins Leben rief. Auf der CES stellten die Japaner einen Player für Ultra HD Blu-rays vorn, der die beiden konkurrierenden HDR-Formate unterstützt. Allerdings zogen andere Hersteller bislang nicht nach, so dass es doch zu einem harten Showdown kommen könnte.
Noch ist nichts entschieden
Wie der Wettstreit ausgeht, ist noch nicht entschieden. Dolby Vision gibt es schon länger, es hat bisher mehr Filmstudios im Boot, Apple setzt auf das Format und mehr Hersteller als bei HDR10+ bauen kompatible Geräte. Aber Samsung ist der mächtigste TV-Hersteller, sein Format kostet keine Lizenzgebühren und es soll einfacher und damit günstiger umzusetzen sein.
Und HDR10+ hat in kurzer Zeit große Fortschritte gemacht: Zur CES konnten Samsung und Panasonic nicht nur Warner in ihrer Allianz begrüßen, sie haben auch ein Lizenzprogramm präsentiert. Laut Pressemitteilung haben bereits mehr als 25 Unternehmen aus verschiedenen Industriezweigen ihre Bereitschaft angezeigt, das Format zu unterstützen. Außerdem hat die Blu-ray Disc Association jetzt offiziell ihren Segen erteilt. Das heißt, HDR10+ ist jetzt auch ein offizielles Format für Blu-Ray-Discs.
Quelle: ntv.de, kwe/dpa