EU-Gipfel

Im asiatischen Aktienhandel blicken die Anleger zum Monatsende auf einen ungewöhnlich starken Jahresauftakt zurück. Die Hoffnungen ruhen auf einer Erholung der US-Wirtschaft und eine rasche Eindämmung der Schuldenkrise in Europa. Die Beschlüsse des EU-Gipfels bewegen die Kurse jedoch kaum.

Griechenland braucht einen Schuldenerlass und weitere Milliardenkredite, andernfalls ist das EU-Mitglied in Kürze pleite. Nach dem Gipfel in Brüssel rückt die dringend benötigte Hilfe näher: Die EU drückt auf Tempo - und bei den Gesprächen mit den privaten Gläubigern gibt es offenbar Fortschritte.

Kanzlerin Merkel freut sich über den Sparpakt für mehr Haushaltsdisziplin. Bei der Rettung Griechenlands vor der Pleite pochen die Regierungschefs auf rasche Beschlüsse - und überlassen diese ihren Kassenhütern. Der von Deutschland geforderte "Sparkommissar" sei laut Euro-Gruppenchef Juncker vom Tisch. Die USA verfolgen die Ergebnisse des EU-Gipfels mit Skepsis.

Der Gipfel dauert natürlich länger als geplant. Doch immerhin einigen sich die EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel auf den Fiskalpakt. Damit gelten striktere Regeln in Haushaltsfragen. Nur Großbritannien und Tschechien bleiben außen vor. Hohe Wellen schlägt der deutsche Ruf nach einem "Sparkommissar" in Athen. Merkel versucht, zu beschwichtigen.

Für 24 Stunden kommt es in Belgien zu weitreichenden Streiks. Die Gewerkschaften protestieren damit gegen Einschnitte bei den Sozialleistungen. Der Verkehr kommt teilweise zum Erliegen. Straßen sind gesperrt, Flüge fallen aus. Als besonderen Erfolg verbuchen die Protestler, dass die Teilnehmer des EU-Gipfels einem Notreiseplan folgen müssen.

Eigentlich soll der EU-Gipfel einen "Weg der Hoffnung" aufzeigen und neues Wachstum anregen. Doch der Kurs gegenüber Pleitekandidat Griechenland spaltet die Runde: Viele lehnen den deutschen Vorstoß für einen "Sparkommissar" ab. Und Polen droht gleich zu Beginn damit, den Sparpakt nicht zu unterzeichnen.

Der Zeitpunkt erscheint nicht besonders günstig: Wenige Stunden vor Beginn des großen EU-Gipfels in Brüssel wagt sich Italien mit neuen Schuldscheinen an den Kapitalmarkt. Für Rom verläuft das Wagnis besser als befürchtet.

Kurz vor dem EU-Gipfel wird der Konflikt zwischen Sparen und Kaputtsparen deutlich: Mit Milliardenstrafen sollen Krisenländer angehalten werden, besser zu haushalten. Bundesfinanzminister Schäuble redet vor allem den Griechen ins Gewissen, Athen wehrt sich gegen allzu dominante Hilfsangebote.

An den Rohstoffmärkten halten die Strategen zu Beginn der neuen Woche drei großen Brennpunkte unter verschärfter Beobachtung: Mit dem EU-Gipfel stehen neue Impulse zur Bewältigung der Schuldenkrise an. Im Iran schwelt der Atomstreit mit dem Westen. Und in Ostafrika streitet der Süd-Sudan mit seinem nördlichen Nachbarn um Gebühren und Lieferwege.

Vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel zeichnet sich am deutschen Aktienmarkt ein schwacher Wochenauftakt ab. Am frühen Morgen rechnen Händler mit tendenziell fallenden Kursen. Die Vorgaben aus Asien deuten klar nach unten. Die Zahlen von Hochtief und eine anstehende Italien-Auktion sorgen für Gesprächsstoff.