Wirtschaft

50 Stunden Chaos bei der Bahn Lokführer streiken bundesweit

"Betroffen ist der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr": Die Lokführergewerkschaft steht zu ihrem Streikplan.

"Betroffen ist der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr": Die Lokführergewerkschaft steht zu ihrem Streikplan.

(Foto: REUTERS)

Der Streik bei der Bahn ist in vollem Gange, die Signale stehen auf Rot. Die Gewerkschaft GDL hält am angekündigten Ausstand fest. GDL-Chef Weselsky weist die Annäherungsversuch der Bahn als "Scheinangebot" zurück. Nur rund ein Drittel der Fernzüge fahren.

Wenige Stunden nach Beginn des bundesweiten Streiks der Lokführer fahren nach Angaben der Deutschen Bahn rund 30 Prozent der Fernzüge. Wie das Unternehmen am weiter mitteilte, läuft der Notverkehr auch bei der Regional- und S-Bahn gut an. Der Güterverkehr sei jedoch stark eingeschränkt. Ziel sei es, mit dem Ersatzfahrplan mindestens ein Drittel der Züge auf die Schiene zu bringen.

Für gestrandete Reisende stellte die Bahn eigenen Angaben zufolge Hotelzüge in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München bereit. Der Streik der Lokführer hat am Samstagmorgen begonnen und soll nach Angaben der Lokführer-Gewerkschaft GDL am Montagmorgen um 4 Uhr enden.

Seit 2 Uhr in der Nacht auf Samstag lassen die Lokomotivführer ihre Arbeit auch in der Personenbeförderung ruhen. Der Güterverkehr der Bahn wird bereits seit Freitagnachmittag bestreikt. Die GDL will mit dem Ausstand den Bahnverkehr in ganz Deutschland lahmlegen. Die Bahn bat ihre Fahrgäste, sich auf ihrer Internetseite bahn.de über die Ersatzfahrpläne im Nah-, Regional- und Fernverkehr zu informieren. Trotz des Streiks könnten die "wichtigsten Verbindungen im Kernnetz" weiter angeboten werden, hieß es. Von Zugausfällen sei vor allem das "Ergänzungsnetz" betroffen.

Am Freitagabend waren die Chancen auf eine Einigung in letzter Minute geschwunden: Die Lokführer-Gewerkschaft GDL wies das vorgelegte neue Angebot der Bahn mit scharfen Worten zurück. "Auch dieses mediengerechte Scheinangebot ist nicht geeignet, in die Verhandlungen einzusteigen, weil es lediglich dazu da ist, das Zugpersonal zu entsolidarisieren", sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Der zweitägige Streik werde daher wie geplant beginnen.

"An der Grenze zur Irrationalität"

Diesmal sollen die Arbeitsniederlegungen deutlich länger andauern als bei früheren GDL-Aktionen. Bis Montagfrüh um 4 Uhr wollen die Lokführer ihre Arbeitsniederlegungen aufrecht erhalten. Die Bahn spricht von einer "rücksichtslosen Aktion" der GDL.

"So kurzfristig und in dieser Dimension sind die Streiks völlig verantwortungslos und an der Grenze zur Irrationalität", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber der "Bild"-Zeitung. "Diese Streiks ohne Atempause und ohne Besinnung kann sie keinem mehr erklären." Ein Ersatzfahrplan ist in Kraft. Zu den Kosten des Streiks für die Bahn sagte Weber: "Ein Streiktag kostet schnell einen einstelligen Millionenbetrag."

Weber kritisierte, dass sich die GDL auch trotz des neuen Tarifangebots "keinen Millimeter" bewegt habe. Die Bahn habe das neue Angebot eigentlich erst am Sonntag vorlegen wollen. "Doch nach der Streikankündigung haben wir es vorgezogen, um weiteren Schaden abzuwenden."

Mehr Geld für Lokführer

Das überarbeitete Angebot der Bahn an die Lokführer enthält eine dreistufige Einkommenserhöhung um insgesamt 5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 30 Monaten. Die Bahn bekräftigte, auch über andere Berufsgruppen mit der GDL sprechen zu wollen. Das Angebot geht aber nicht auf die Kernforderung der GDL ein, die Tarifverträge für das gesamte Zugpersonal abschließen will. Die GDL will dabei als Gewerkschaft nicht mehr allein für die 20.000 Lokführer auftreten, sondern auch für 17.000 Zugbegleiter und Rangierführer.

"Wir werden nicht zulassen, dass es in unserer Gewerkschaft Mitglieder erster und zweiter Klasse gibt", betonte Weselsky. Das Angebot sei "nicht einmal ein Tropfen auf einen heißen Stein". Trotz der scharfen Ablehnung zeigte sich Weselsky gesprächsbereit. Die GDL sei unabhängig von dem Arbeitskampf jederzeit, auch am Wochenende, zu Hintergrundgesprächen bereit. Abgesagt hätten diese die Bahn, betonte die Gewerkschaft. Die Bahn hatte allerdings zuvor zusätzlich zu ihrem neuen Angebot auch zu Gesprächen am Sonntag eingeladen.

Pünktlich zu den Herbstferien

Wegen des Streiks müssen sich Millionen Bahnreisende dieses Wochenende auf zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen einstellen. In vielen Bundesländern fangen die Herbstferien an, in Nordrhein-Westfalen und Thüringen enden sie. Mit dem neuen Bahnstreik am Wochenende müssen sich auch Tausende Fußballfans auf chaotische Verkehrsverhältnisse einstellen.

Die Bahn informiert - wie mittlerweile üblich - im Internet und via Telefon-Hotline über die aktuelle Situation im deutschen Schienenverkehr und bei den S-Bahnen. "Fahrgäste, die aufgrund von streikbedingten Zugausfällen, Verspätungen oder Anschlussverlusten ihre Reise nicht wie geplant durchführen können, können ihre Fahrkarte und Reservierung im DB Reisezentrum oder in den DB Agenturen kostenlos erstatten lassen", teilte die Bahn mit.

"Alternativ können Reisende den nächsten - auch höherwertigen - Zug nutzen. In diesem Fall wird bei zuggebundenen Angeboten, wie beispielsweise Sparpreis-Tickets, auch die Zugbindung aufgehoben", heißt es in einer Information für Bahn-Kunden weiter. Ergänzend zu den freiwilligen Kulanzregelungen der DB können die betroffenen Fahrgäste auch die gesetzlichen Fahrgastrechte in Anspruch nehmen.

Quelle: ntv.de, rpe/mmo/AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen