85.000 neue Wohnungen Deutschland ist im Baufieber
20.05.2016, 15:44 Uhr
In den ersten drei Monaten sind 84.800 neue Neubauwohnungen genehmigt worden - so viele, wie seit 2004 nicht mehr.
(Foto: dpa)
Zuwanderung und niedrige Zinsen lassen die Nachfrage nach neuen Wohnungen auf den höchsten Stand seit 2004 steigen. Die Wohnungswirtschaft ist einerseits erfreut, bezweifelt andererseits aber auch, dass ausreichend bezahlbarer Wohnraum entsteht.
Der Bauboom in Deutschland hat sich zum Jahresbeginn beschleunigt. Das Statistische Bundesamt teilte mit, dass im ersten Quartal der Bau von 84.800 Wohnungen genehmigt wurde - das war der höchste Stand zu einem Jahresanfang seit 2004. Danach wurden fast ein Drittel mehr Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt als im Vorjahreszeitraum.
Kräftige Zuwächse gab es im ersten Quartal bei allen Gebäudearten: Einfamilienhäuser legten um 23 Prozent zu; bei Zweifamilienhäuser gab es ein Plus von 26,8 Prozent; bei Mehrfamilienhäusern betrug der Zuwachs 23,7 Prozent.
Niedrige Zinsen und Zuwanderung als Triebfeder
Zu dem Boom trugen vor allem niedrige Hypothekenzinsen und die Unterbringung Hunderttausender Flüchtlinge bei. Die Genehmigungen für Wohnungen in Wohnheimen, zu denen auch Flüchtlingsunterkünfte zählen, stiegen um 146,8 Prozent auf 5149.
Angeschoben wird die Baukonjunktur auch durch den extrem niedrigen Leitzins der Europäischen Zentralbank. Sie hatte die Zinsen im Euroraum quasi abgeschafft, der Leitzins liegt inzwischen bei Null. Baukredite sind damit so günstig wie seit Jahren nicht. Da klassische Sparprodukte aus diesem Grund kaum noch etwas abwerfen, flüchten sich auch immer mehr Anleger auf den Immobilienmarkt.
Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW begrüßte den "erfreulichen Trend". Es gebe jedoch weiterhin einen Mangel an Wohnungen der mittleren und unteren Preisklasse, sagte GdW-Chef Axel Gedaschko. Der Anstieg der Baugenehmigungen sei "positiv", reiche aber "nicht aus, um genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen".
800.000 Wohnungen fehlen
Bis 2020 müssten laut GdW in Deutschland 400.000 Neubauwohnungen pro Jahr entstehen, davon rund 140.000 niedrigpreisige Wohnungen. Insgesamt fehlten im Land rund 800.000 Wohnungen - vor allem, da in den vergangenen Jahren nicht genügend gebaut worden sei. Die Zuwanderung erhöhe den Druck auf dem Wohnungsmarkt.
Der Bauboom hat auch eine Kehrseite: Vor allem in begehrten Regionen steigen die Wohnungspreise. Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret warnte zuletzt vor einer Überhitzung des Immobilienmarkts in Metropolen. "Von einer Immobilienblase kann man noch nicht sprechen, allerdings sehen wir in einigen deutschen Städten durchaus Preisübertreibungen bei Wohnimmobilien", sagte er in einem Interview.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa