Griechenland verblüfft Eurozone wächst nur langsam
13.11.2015, 11:35 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone kommt nicht in Schwung. Trotz niedriger Preise und billliger Rohstoffe bleibt das Tempo hinter den Erwartungen. Immerhin meldet Frankreich wieder ein Wachstum. Für die große Überraschung aber sorgt Athen.
Das Wirtschaftswachstum des Euroraums hat sich im dritten Quartal entgegen den Erwartungen etwas abgeschwächt. Laut Eurostat stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf Quartalssicht um 0,3 Prozent. Volkswirte einen Zuwachs von 0,4 Prozent prognostiziert hatten. Um diese Rate war das BIP im zweiten Quartal gestiegen. Die Jahreswachstumsrate des BIP erhöhte sich von 1,5 Prozent im zweiten auf 1,6 im dritten Quartal.
Schwächer als erwartet war das Wachstum vor allem in Italien und den Niederlanden. Dort legte die Wirtschaft nur um 0,2 und 0,1 Prozent zu. In Deutschland und Frankreich erhöhte sich die Wirtschaftsleistung dagegen wie vorausgesagt um je 0,3 Prozent zu. Wachstumsstar im Club der großen Euro-Staaten ist Spanien mit plus 0,8 Prozent. Besonders schlecht läuft es hingegen in Griechenland und Estland (jeweils minus 0,5 Prozent) und vor allem in Finnland. Die Skandinavier halten mit einer um 0,6 Prozent schrumpfenden Wirtschaftsleistung die rote Laterne.
Frankreich findet zurück zu Wachstum
Für Frankreich ist es nach der Stagnation im Frühjahr wieder ein Wachstum. Niedrige Preise und Zinsen stützten den Konsum der Verbraucher und die Investitionen der Unternehmen. Die Entwicklung untermauerte zudem die Erwartung der Regierung, dass die französische Wirtschaft in diesem Jahr auf dem Weg ist, das stärkste Wachstum seit dem Amtsantritt 2012 von Präsident Francois Hollande zu schaffen. Frankreichs Finanzminister Michel Sapin sagte, das Wachstum sollte in diesem Jahr bei mindestens 1,1 Prozent liegen. Zudem sei die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone nun gut platziert, um 2016 ein Wachstum von 1,5 Prozent zu erreichen. Allerdings leidet Frankreich weiter unter hoher Arbeitslosigkeit und steigenden Staatsschulden.
In Italien erwies sich vor allem der Außenhandel als Bremse. Die Binnenwirtschaft lief dagegen unter anderem dank der niedrigen Zinsen und des billigen Öls besser.
Die EU-Kommission hat den Niederlanden erst vor kurzem für das Gesamtjahr 2015 zwei Prozent Wachstum vorausgesagt. Nach den unerwartet schwachen Daten für das dritte Quartal könnte dieses Plus etwas niedriger ausfallen.
Griechenland überrascht
Für die große positive Überraschung sorgte derweil Griechenland. Denn das monatelange Tauziehen mit den Geldgebern um weitere Hilfen und Reformen kommt das Land weitaus weniger teuer zu stehen als befürchtet. Analysten hatten einen Einbruch um 2,7 Prozent erwartet.
Noch im Frühjahr hatte Griechenlands Wirtschaft dank steigender Konsumausgaben ein Wachstum von 0,4 Prozent geschafft. Doch im Sommer wurden die Banken drei Wochen lang geschlossen, was die Wirtschaft belastete. Anschließend wurden aus Furcht vor einem Zusammenbruch des Bankensystems Kapitalkontrollen eingeführt.
Aus der Industrie kamen dagegen ermutigende Signale: Die Firmen fuhren im August und September ihre Produktion hoch. Die Regierung verwies zudem auf eine starke Entwicklung der Tourismusbranche. Die Arbeitslosigkeit ist zwar mit 24,6 Prozent immer noch mehr als doppelt so hoch wie im Euro-Schnitt, aber rückläufig.
Wirtschaftskrise hält Land im Griff
Bis die Wirtschaftskrise überwunden ist, dürfte es noch eine Weile dauern. Die EU-Kommission sagt dem Krisenland im kommenden Jahr einen Rückgang seines BIP um 1,3 Prozent voraus. Als Gründe nannte sie die fortwirkenden Effekte der in diesem Jahr nur knapp vermiedenen Staatspleite und die Probleme der Banken. 2015 erwartet die Kommission einen BIP-Rückgang um 1,4 Prozent. Licht am Ende des Tunnels sieht sie erst ab 2017, wenn das griechische BIP um 2,7 Prozent zulegen dürfte.
Die Europäische Zentralbank (EZB) geht bei ihrer Geldpolitik von der Annahme aus, dass sich die Konjunktur des Euroraums in den nächsten Quartalen moderat beleben wird. Die unerwartete Abschwächung zwischen Juli und September dürfte Spekulationen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik im Dezember Auftrieb geben.
In der gesamten EU-28 stieg das BIP um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal und um 1,9 Prozent auf Jahressicht. Auch im zweiten Quartal waren es 0,4 und 1,9 Prozent gewesen.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts