Wirtschaft

Lufthansa streicht Hunderte Flüge Flugbegleiter weiten Streik aus

Geht mein Flug? Passagiere auf dem Frankfurter Flughafen.

Geht mein Flug? Passagiere auf dem Frankfurter Flughafen.

(Foto: AP)

Lufthansa sieht sich einem großen Ausstand der Flugbegleiter ausgesetzt. Laut Gewerkschaft Ufo wird auch am Samstag ganztägig in Frankfurt und Düsseldorf gestreikt. Runde 520 Flüge werden ausfallen, betroffen sind rund 58.000 Passagiere.

Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo erhöht im Tarifkampf um die Altersversorgung mit neuen Streiks den Druck auf die Lufthansa. Wie am Freitag werden die Flugbegleiter der der Lufthansa auch am Samstag in Frankfurt und Düsseldorf die Arbeit niederlegen. Von 06.00 bis 23.00 Uhr soll das Kabinenpersonal auf den Kurz- und Mittelstreckenflügen der A320- und 737-Flotte in Frankfurt die Arbeit niederlegen, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies. In Düsseldorf seien Kurz- und Langstreckenflüge von den Streiks betroffen. Ob am Samstag noch weitere Standorte dazukommen, ließ er zunächst offen.

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Wegen des Streiks der Flugbegleiter fallen am Samstag rund 520 Flüge der Lufthansa aus. Betroffen seien rund 58 000 Passagiere, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Um gestrandete Passagiere unterzubringen, buchte der Konzern in Frankfurt 2500 Hotelzimmer. Der Frankfurter Airport stellte vorsorglich 600 Feldbetten auf.

"Lufthansa setzt alles daran, die Auswirkungen möglicher Streiks für ihre Fluggäste so gering wie möglich zu halten und so früh wie möglich die Passagiere zu informieren", teilte das Unternehmen mit. Flugreisende werden gebeten, sich im Internet "frühzeitig vor dem Abflug über den Status ihrer Flüge zu informieren".

Die Gewerkschaft will bis Freitag nächster Woche streiken. Es wäre der längste Arbeitskampf in der 60-jährigen Geschichte der Kranich-Airlinie. "Wir erhöhen den Druck, damit der Lufthansa-Vorstand schnell ein neues Tarifangebot auf den Tisch legt", sagte Ufo-Vorstandsmitglied Birgit Weinreich auf einer Kundgebung am Frankfurter Flughafen.

Wegen des Streikauftakts am Freitag blieben 38.000 Lufthansa-Passagiere am Boden. Europas größte Fluggesellschaft strich in Düsseldorf und Frankfurt insgesamt 290 Flüge. An letzterem startet üblicherweise ein Großteil der lukrativen Langstreckenflüge. Insgesamt fallen 15 der geplanten 23 Verbindungen nach Übersee aus. Zudem traf der Ausstand die Airports mitten im Hochbetrieb - am Freitagnachmittag und -abend sind besonders viele Wochenendpendler unterwegs.

Keine Einigung in Sicht

Nicht streiken will Ufo zunächst in München wegen der Herbstferien in den südlichen Bundesländern. Auch am Sonntag soll der Ausstand bundesweit ausgesetzt werden, da an diesem Tag hauptsächlich Privatleute fliegen. Nicht bestreikt werden die Lufthansa-Töchter Germanwings, Eurowings, Swiss und Austrian Airlines.

Die Chancen auf ein baldiges Ende des Arbeitskampfes sind derzeit gering, da der Clinch zwischen Ufo und der Lufthansa um die Altersversorgungen für die 19.000 Stewards und Stewardessen seit zwei Jahren tobt. Eigentlich hatte sich Ufo im Vergleich zur streikfreudigen Piloten-Vereinigung Cockpit in den Tarifgesprächen mit der Lufthansa kompromissbereiter gezeigt. Doch nach dem Scheitern eines Last-Minute-Vermittlungsversuchs zeigte sich Baublies resigniert. "Wir bedauern diesen Schritt sehr, doch sehen wir keine Alternative", sagte er.

Streit um Eurowings schwelt im Hintergrund

Ein Streitpunkt in dem Tarifkonflikt sind die Regelungen zur Frührente für die Flugbegleiter. Die Fluglinie argumentiert, dass die bisherige Finanzierung wegen der niedrigen Zinsen und der im Branchenvergleich hohen Kosten der Lufthansa nicht mehr tragbar sei. Ärgerlich ist aus Sicht von Ufo auch, dass die Lufthansa vorige Woche vermeldete, dass in diesem Jahr ein Rekordgewinn erwirtschaftet wird. Harte Einschnitte wie von der Konzernspitze geplant seien unnötig, da die Lufthansa kein Sanierungsfall sei. Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens argumentierte hingegen vor wenigen Tagen, dass die Kosten des Konzerns nicht noch weiter steigen könnten. "Wir wollen die Mitarbeiter aber am Rekordergebnis beteiligen."

Im Hintergrund köchelt bei dem Tarifclinch noch ein zweiter Konflikt. Dabei geht es um den Ausbau der früheren Lufthansa-Regionalflugline Eurowings zur Billig-Airline. Dagegen ging auch die Piloten-Gewerkschaft Cockpit auf die Barrikaden und bestreikte die Lufthansa seit Frühjahr 2014 insgesamt 13 Mal.

Auch mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ringt der Konzern derzeit um einen Tarifabschluss für 33.000 Angestellte. Diese Gespräche wurden am Donnerstag ergebnislos vertagt. Den Streik der Piloten hatte im Sommer das Landesarbeitsgericht Hessen überraschend gestoppt.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa

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