Wirtschaft

Das Mittelmaß droht IWF: Erholung zu langsam und zerbrechlich

Der IWF sieht dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen.

Der IWF sieht dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen.

(Foto: REUTERS)

Der Internationale Währungsfonds hält den Druck auf die Regierungen aufrecht: Ohne Reformen wird die Weltwirtschaft nicht in Tritt kommen. Die Aussichten trübten sich zunehmend ein. Gefährlich seien auch die Reaktionen auf die Konflikte.

Der Internationale Währungsfonds beurteilt die weltweiten Konjunkturaussichten skeptisch. "Die Erholung ist zu langsam, zu zerbrechlich und die Risiken wachsen", sagte IWF-Chefin Christine Lagarde laut Redetext in Frankfurt. Innerhalb der vergangenen sechs Monate hätten sich die Perspektiven eingetrübt. Verschärft werde die Entwicklung unter anderem durch die Wachstumsschwäche Chinas und den Verfall der Rohstoffpreise. "Das Risiko, in einem neuen Mittelmaß gefangen zu bleiben, hat zugenommen."

Vor diesem Hintergrund verstärkte der Fonds seine Rufe nach entschiedenen Schritten zur Belebung der Weltwirtschaft. Ohne stützende Maßnahmen würden die Gefahren zunehmen, warnte Lagarde. "Lassen Sie es mich klar sagen: Wir sind wachsam, nicht alarmiert." Das Wachstum der Weltwirtschaft habe an Schwung verloren. "Allerdings, wenn sich die politischen Entscheidungsträger dem stellen und gemeinsam handeln, werden die positiven Auswirkungen für das globale Vertrauen - und die Weltwirtschaft - erheblich sein", sagte die Französin.

Um gegenzusteuern müssten nicht nur Strukturreformen beschleunigt werden. Auch die Finanzpolitik müsse mehr zur Wachstumsförderung unternehmen. Es gebe Länder mit Spielraum für mehr Investitionen. Den USA riet sie dazu, Erwerbsbeteiligung und Mindestlöhne zu erhöhen, der Eurozone, bessere Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen und mehr gegen Jugendarbeitslosigkeit zu tun.

Notenbanken sollten zudem ihre konjunkturfördernde Geldpolitik beibehalten. Die IWF-Chefin forderte unter anderem die Länder auf, mit stärkeren Steueranreizen Investitionen in Forschung und Entwicklung anzuschieben. Untersuchungen des IWF hätten gezeigt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Industriestaaten um fünf Prozent in den kommenden 20 Jahren zulegen könne, würden die privaten Investitionen in Forschung und Entwicklung um 40 Prozent erhöht.

Lagarde warnte vor Grenzschließungen und einem Wiederaufleben des Protektionismus angesichts von Terrorismus und Krisen rund um den Globus. Die Geschichte habe gezeigt, dass dies der falsche Weg sei. Die Antwort sei nicht Abschottung, sondern Kooperation.

Der IWF hatte zuletzt seine Konjunkturprognose für die Weltwirtschaft gesenkt. Eine neue Prognose soll bei der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank Mitte April in Washington vorgestellt werden.  Im Januar hatte der IWF für dieses Jahr ein weltweites Wachstum von 3,4 Prozent vorhergesagt. 2017 könnte es um 3,6 Prozent nach oben gehen. Der Fonds senkte damit seine Prognose vom Herbst um je 0,2 Punkte. Für Deutschland sah der Fonds ein Wachstum von jeweils 1,7 Prozent in den Jahren 2016 und 2017.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

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