Wirtschaft

USA und China brauchen einander Obama und Xi auf Augenhöhe

Da war Xi noch nicht mächtigster Mann im Staat: Treffen mit Obama im Februar 2012.

Da war Xi noch nicht mächtigster Mann im Staat: Treffen mit Obama im Februar 2012.

(Foto: picture alliance / dpa)

Beim ersten offiziellen Treffen von US-Präsident Obama und Chinas neuem Staatschef Xi geht es neben drängenden politischen Fragen vor allem auch um die Zukunft der wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Großmächte. Doch statt Missgunst und der sonst üblichen gegenseitigen Beschuldigungen schlägt diesmal die Stunde der Zusammenarbeit.

Es ist ein ungewöhnlicher Ort für ihr erstes Treffen: US-Präsident Barack Obama und Chinas neuer Staats- und Parteichef Xi Jinping ziehen sich an diesem Wochenende in einen Sommersitz südöstlich von Los Angeles zurück. Zu ihren Hauptthemen dürfte die künftige ökonomische Zusammenarbeit der beiden weltgrößten Volkswirtschaften gehören. Denn da gibt es einiges auszuloten.

Da wäre zum Beispiel die Bedeutung der Handelsbeziehungen beider Länder. China wird in absehbarer Zeit für die USA der drittgrößte Exportmarkt nach Kanada und Mexiko. Seit 2000 haben sich die amerikanischen Ausfuhren nach China verfünffacht. Die Exporte beliefen sich 2012 auf rund 110 Milliarden Dollar (85 Mrd Euro), während in China tätige US-Unternehmen wie General Motors oder McDonalds's für weitere 169 Milliarden US-Dollar (2011) im Land verkaufen. Umgekehrt sind die USA der größte Markt für chinesische Ausfuhren. 2012 exportierte China für 425 Milliarden US-Dollar in die USA.

China kann US-Jobs schaffen

In Chinas südlicher Provinz Guangdong, hier die Stadt Shantou, schlägt das Herz seiner Exportwirtschaft.

In Chinas südlicher Provinz Guangdong, hier die Stadt Shantou, schlägt das Herz seiner Exportwirtschaft.

(Foto: picture alliance / dpa)

Könnten die USA trotz dieser stark einseitig geprägten Handelsbilanz von mehr wirtschaftlicher Kooperation profitieren? Experten zufolge lautet die Antwort eindeutig "ja". Mehr und mehr US-Unternehmen hoffen, mit direkten Investitionen in China Fuß fassen und so ihren Umsatz massiv erhöhen zu können. Auf der anderen Seite sind chinesische Firmen daran interessiert, die Endfertigung einiger Produkte nach Amerika zu verlegen, so wie es japanische Betriebe erfolgreich vorgemacht hatten. Das könnte auch die US-Konjunktur ankurbeln und Jobs schaffen. Zudem könnte eine Lockerung der derzeit verhältnismäßig rigiden Visa-Bedingungen die Zahl chinesischer Touristen in den USA deutlich erhöhen. Bereits 2012 gaben 1,5 Millionen von ihnen ihr Urlaubsgeld in Amerika aus.

Und auch China könnte von engerer Kooperation mit dem pazifischen Nachbarn stark profitieren. Studien zufolge würde dem vor allem von der Wissenstransfer aus den USA nutzen. Die Amerikaner feiern derzeit etwa bei der als "Fracking" bekannten Ausbeutung von Schieferöl und -gaslagerstätten große Erfolge. Auch in China sollen solche Lagerstätten in großen Mengen vorhanden sein. Und die hoch effiziente Landwirtschaftsindustrie der USA könnte helfen, die Nahrungsmittelproduktion an den Bedarf des chinesischen Milliardenvolks anzupassen. Darüber hinaus gilt der amerikanische Servicesektor als mit der beste der Welt - China hat hier laut Experten noch Nachholbedarf.

Hoffen auf Änderung in Chinas Verhalten

Ein Problem in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit stellt derzeit allerdings noch der eingeschränkte Zugang ausländischer Unternehmen zum chinesischen Markt dar, der durch bürokratische Hürden künstlich erschwert wird. Bei öffentlichen Ausschreibungen werden auf ausländischen Investitionen beruhende ganz ähnlich wie auch private chinesische Unternehmen benachteiligt. Die Zentralregierung gab das Volumen für Ausschreibungen 2011 mit 179 Milliarden US-Dollar an - Ausschreibungen der Provinzen und Kommunen nicht mit eingerechnet.

Auch is in den USA die Klage, dass China seine Ausfuhren über den Wechselkurs künstlich billig hält, ein beliebtes innenpolitisches Thema. Doch das Problem hat an Bedeutung verloren. Chinas Währung Yuan hat seit 2005 um 30 Prozent an Wert zugelegt. Obwohl der Wechselkurs staatlich kontrolliert wird, bewegt er sich nach Einschätzung der Regierung in Peking inzwischen auf einem Niveau, das einer natürlichen Marktentwicklung entspricht. Die US-Regierung hat auch bislang davon abgesehen, China als "Währungsmanipulator" einzustufen und Strafzölle zu verhängen.

Ein dringenderes Problem könnte hingegen der Schutz des geistigen Eigentums in China darstellen. Zwar hat die Volksrepublik theoretisch gute Gesetze zum Schutz der Urheberrechte, doch die praktische Durchsetzung wird als unzureichend empfunden. Die Schäden für US-Firmen belaufen sich auf etliche Milliarden Dollar. Auch diese Problem hat etwas an Bedeutung verloren, da fast die Hälfte der US-Unternehmen in China in den vergangenen fünf Jahren Verbesserungen attestieren. Dennoch "hoffen wir auf längerfristige Änderungen in Chinas Verhalten", sagte US-Regierungssprecher Jay Carney vor dem Treffen der Staatschefs. Es müsse "Normen gegen den Diebstahl von Handelsgeheimnissen und Geschäftsinformationen geben".

USA sind kein alleiniger Bittsteller

Die Cyberspionage aus China stellt noch einmal einen ganz eigenen Problemkomplex dar. Viele US-Unternehmen fürchten Datenklau. Das Risiko in China wird derart hoch eingeschätzt, dass weniger als die Hälfte der in China operierenden US-Unternehmen bereit ist, ihre Firmendaten in Online-Speichern, sogenannten "Clouds", im Land zu lagern. Auch hier verlangt das Weiße Haus Lösungen: China müsse die Sorgen der Amerikaner ernst nehmen und einen Dialog über Fragen der Cyber-Sicherheit beginnen.

Trotz seiner gewaltigen Dollar-Reserven und dem starken Handelsüberschuss mit den USA hat Peking gegenüber Washington jedoch keinesfalls die Zügel in der Hand. Die Abhängigkeiten sind eher gegenseitig. China ist mit 1,25 Billionen US-Dollar knapp hinter Japan zwar der größte ausländische Käufer amerikanischer Schatzanleihen, besitzt aber auch nur gut ein Fünftel aller Schuldverschreibungen. China investiert hier seine Devisenüberschüsse. Seine exportorientierte Wirtschaft ist selbst abhängig von einer gesunden Wirtschaftsentwicklung in den USA.

Quelle: ntv.de, dpa

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