Wirtschaft

"Globale Dominanz der Großkonzerne" Organisationen rufen Politik zur Hilfe

Die Politik soll "für die Umwelt nachteilige Argrarsubventionen" abschaffen, fordern die Organisationen.

Die Politik soll "für die Umwelt nachteilige Argrarsubventionen" abschaffen, fordern die Organisationen.

(Foto: REUTERS)

Die Welle der Mega-Fusionen droht in der Landwirtschaft die Vielfalt auszulöschen. Mehrere Organisationen richten deshalb einen eindringlichen Appell an die Politik für stärkere Kontrollen der Übernahmen.

Fünf der zwölf teuersten Übernahmen in den vergangenen beiden Jahren fanden im Argra- und Ernährungsbereich statt. Dies rechnet ein Konglomerat um die Heinrich-Böll-Stiftung in ihrem "Konzernatlas 2017" vor und mahnt zudem die Politik, die Sparten weltweit stärker zu kontrollieren.

Die Organisationen (Heinrich-Böll-Stiftung, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz, Oxfam Deutschland, Germanwatch und Le Monde Diplomatique) kommen zu dem Schluss, dass immer weniger Konzerne weltweit über einen immer höheren Anteil der Lebensmittelerzeugung und Ernährung bestimmen, und dies ist "zum Nachteil der regionalen Lebensmittelversorgung", heißt es in der Studie.

Als ein Beispiel nennen die Organisationen den deutschen Lebensmittelmarkt. Hier decken laut Studie vier Supermarktketten 85 Prozent der Versorgung ab. "Finden weitere Fusionen statt, würde dies auch das Gleichgewicht weltweit entscheidend verschieben."

Die Heinrich-Böll-Stiftung lenkt den Fokus auf die dadurch untergehende Vielfalt. "Höfesterben, Landkonzentration, Patente und Monokulturen sind die Folgen der Konzernmacht im Ernährungssektor", sagt Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. "Sie schafft massive Abhängigkeit für unter anderem Bauern. Die Vielfalt für Ernährung und Natur bleibt auf der Strecke."

"Missbrauch von Macht eindämmen"

Auch der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger warnt vor einer weiteren Konzentration im Agrarsektor: "Die wachsende Marktmacht einiger weniger Großunternehmen gefährdet eine bäuerliche, sozial und ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft." Er fordert, dass im Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung stehen muss, dass "für die Umwelt nachteilige Agrarsubventionen abgeschafft und das Preisdumping bei Lebensmitteln beendet werden sollte".

Oxfam Deutschland spricht sich ebenfalls für ein Handeln der Politik aus. Chefin Marion Lieser nennt den "Konzernatlas" auch einen "Anstoß für die Politik, den Missbrauch von Marktmacht einzudämmen." Gerade die Übernahme der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann durch Edeka und im Kleinen auch Rewe könnte zur Blaupause einer misslungenen Fusionskontrolle werden.

Denn ähnlich wie bei der Fusion von Heinz und Kraft Foods 2015, werden wohl auch die Lebensmittelkonzerne ihr Filialnetz nach fünf Jahren rigoros ausdünnen – und somit tausende Arbeitsplätze streichen, befürchtet die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Vorsitzende Dagmar Enkelmann mahnt deshalb, dass die Unternehmen "Menschenrechte konsequent einhalten" sollen. Dazu gehöre auch, einer Supermarktmitarbeiterin nach fünfzehn Jahren im Betrieb den Arbeitsplatz nicht wegzunehmen.

Quelle: ntv.de, cas

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