Angst vor Corona-Folgen So impfen Staaten sich gegen das R-Virus
13.03.2020, 15:45 Uhr
Überbrückungshilfen für die Corona-Delle erwünscht.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Coronavirus hat die Weltwirtschaft infiziert, das Risiko einer Rezession steigt. Rufe nach Steuersenkungen und Konjunkturhilfen werden lauter. Diese Maßnahmen haben die Regierungen und Notenbanken in den USA, Europa und Asien bereits getroffen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag ein Notfallpaket geschnürt, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise einzudämmen. Andere Zentralbanken und Regierungen haben ebenfalls Maßnahmen ergriffen. Nachfolgend ein Überblick über die Hilfspakete gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie:
USA
Die US-Notenbank Fed hat erstmals seit dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 die Zinsen gesenkt, und zwar um einen halben Prozentpunkt. Anleger erwarten weitere Senkungen in den kommenden Wochen.
Am Donnerstag zogen die Währungshüter zudem weitere Hilfsregister: Billionen von Dollar werden in den Markt für US-Staatsanleihen gepumpt. Dafür weitet die Fed ihr Engagement im Repo-Markt aus, indem sie drei Kredite mit dreimonatiger Laufzeit im Wert von jeweils bis zu 500 Milliarden Dollar anbietet. Auf dem Repo-Markt verkaufen Banken und andere Marktteilnehmer Staatspapiere über Nacht und kaufen sie am nächsten Tag zurück. Damit besorgen sie sich Kurzfristkredite, deren Zins über einen entsprechend höheren Rückkaufpreis abgegolten wird.
Präsident Donald Trump wies das Finanzministerium außerdem an, Steuerzahlungen der besonders betroffenen Personen und Unternehmen aufzuschieben. Dies soll der Wirtschaft mehr als 200 Milliarden Dollar an zusätzlicher Liquidität verschaffen.
Kleinen und mittelständischen Betrieben soll Kapital und Geld zur Verfügung gestellt werden, etwa durch zinsgünstige Kredite. Trump unterzeichnete zudem eine Gesetzesvorlage über 8,3 Milliarden Dollar für Notfallausgaben zur Bekämpfung der Verbreitung des Virus und zur Entwicklung von Impfstoffen gegen die hochansteckende Krankheit.
Europäische Union
Die Staats- und Regierungschefs der EU haben sich auf erste Maßnahmen zur Bewältigung der Krise geeinigt. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will einen gemeinsamen Investitionsfonds mit 25 Milliarden Euro aus vorhandenen Mitteln einrichten, um die Folgen für die besonders betroffenen Branchen abzufedern.
Deutschland
Die Bundesregierung hilft den deutschen Unternehmen mit unbegrenzten Kreditprogrammen. "Wir ergreifen alle notwendigen Maßnahmen, um Beschäftigte und Unternehmen zu schützen", erklärte Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) soll ein "umfassender Schutzschild für Beschäftigte und Unternehmen" gespannt werden.
Die Hürden für Kurzarbeit aufgrund von Arbeitsausfällen werden verringert und Unternehmen zusätzlich dadurch entlastet, dass die Bundesagentur für Arbeit auch ihre Sozialausgaben für Kurzarbeiter vollständig übernimmt. Darüber hinaus will die Bundesregierung Liquiditätshilfen für Firmen bereitstellen, die besonders von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen sind.
Rund 12,4 Milliarden Euro zusätzlich sind bis 2024 für Verkehrswege des Bundes, Städtebau und sozialen Wohnungsbau, aber auch für Digitalisierung und Künstliche Intelligenz vorgesehen.
Italien
Ministerpräsident Giuseppe Conte will die Staatsausgaben erhöhen. 25 Milliarden Euro sollen so zur Unterstützung von Unternehmen und Familien bereitstehen. Die zusätzlichen Ausgaben bedeuten, dass das italienische Haushaltsdefizit 2020 mit Sicherheit über drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen wird. Diese Obergrenze wird durch die EU-Regeln festgelegt, kann aber in Ausnahmefällen überschritten werden.
Frankreich
Die Regierung erlaubt den Unternehmen, die Zahlung einiger Sozialabgaben und Steuern auszusetzen. Zusätzlich hat sie staatlich subventionierte Kurzarbeitsprogramme aktiviert. Sie hat die staatliche Investitionsbank Bpifrance angewiesen, für Kredite zu bürgen, die zur Überwindung kurzfristiger Geld-Probleme benötigt werden.
Großbritannien
Die Regierung hat nur wenige Stunden nach der Zinssenkung der Bank of England ein 30 Milliarden Pfund schweres Konjunkturprogramm auf den Weg gebracht. Die Zentralbank wiederum senkte die Zinssätze um einen halben Prozentpunkt. Sie bietet Banken günstigere Finanzierungsmöglichkeiten und eine Reduzierung der Kapitalpuffer an.
Schweden
Die schwedische Notenbank greift in der Coronavirus-Krise den heimischen Geldhäusern mit einer großen Liquiditätsspritze unter die Arme. Wie die Reichsbank in Stockholm mitteilte, wird den Banken Zentralbankgeld von bis zu 500 Milliarden Kronen (etwa 46 Milliarden Euro) für zwei Jahre zur Verfügung gestellt. Damit soll der Kreditfluss an die Wirtschaft, insbesondere kleine und mittelgroße Unternehmen, sichergestellt werden. Der Zins für die Geldspritze orientiert sich am Leitzins der Notenbank, der zurzeit null Prozent beträgt.
Die Notenbank signalisierte zudem ihre Bereitschaft, noch größere Summen an Liquidität bereitzustellen, falls dies nötig werden sollte. Von Zinssenkungen will die Zentralbank dagegen absehen, wie sie unlängst klargestellt hat. Der Grund: Erst vor wenigen Monaten hatte sich die Reichsbank von ihrem jahrelangen Negativzins verabschiedet. Es käme wohl einem Gesichtsverlust gleich, wenn sie den Schritt in derart kurzer Zeit wieder revidieren würde. Zumal negative Zinsen in aller Regel eine Belastung für die Bankhäuser darstellen.
Norwegen
Die norwegische Zentralbank senkt als Reaktion auf die Coronavirus-Krise ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 1,0 Prozent. Es sei sehr unsicher, wie lange der Virus-Ausbruch andauern und wie groß seine Auswirkungen sein werden. Die Wirtschaft der Ölnation Norwegen muss unter anderem mit dem drastischen Fall der Ölpreise fertig werden. Im Zuge der in der Corona-Krise sinkenden Nachfrage nach Flügen hat auch die norwegische Airline Norwegian massive Probleme, sie kündigte deshalb die Streichung Tausender Flüge sowie vorübergehende Beurlaubungen der Hälfte ihres Personals an.
China
Die Volksrepublik hat etwa 15,9 Milliarden Dollar für die Bekämpfung der Epidemie vorgesehen. Peking hat die finanzielle Unterstützung für die vom Virus besonders betroffenen Regionen erhöht. Die Zentralbank hat ihre Leitzinsen gesenkt und die Banken aufgefordert, gefährdeten Unternehmen billige Kredite und Zahlungserleichterungen zu gewähren. China will zudem die Umweltaufsicht über die Unternehmen ändern, um die Wiederaufnahme der durch die Epidemie gestörten Produktion zu unterstützen und den Unternehmen mehr Zeit zur Behebung von Umweltproblemen zu geben.
Japan
Japan hat ein zweites Maßnahmenpaket im Wert von etwa vier Milliarden Dollar vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen. Unabhängig davon hat die Zentralbank versprochen, mehr Liquidität in die Märkte zu pumpen und den Kauf von Vermögenswerten zu verstärken. Sie könnte auch weitere Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Unternehmen nicht vor dem Ende des laufenden Geschäftsjahres im März in eine finanzielle Klemme geraten.
Indien
Die Zentralbank will dem Finanzsystem durch eine neue Runde langfristiger Refinanzierungsgeschäfte (LTRO) frische Liquidität zuführen. Damit könnte im April begonnen werden. Damit sollen etwa 13,6 Milliarden Dollar in die Wirtschaft gepumpt werden. Unterdessen drängt die Regierung die staatlichen Banken dazu, bis Ende März neue Kredite in Milliardenhöhe zu bewilligen.
Südkorea
Die Regierung kündigte ein Konjunkturpaket von 9,8 Milliarden Dollar an. Finanzminister Hong Nam-ki sagte, dass das Geld in das Gesundheitssystem, in die Kinderbetreuung und die Märkte fließen soll. Die Zusatzausgaben sollen durch die Ausgabe von Staatsanleihen finanziert werden. Seoul hat zudem die Regeln für Leerverkäufe für drei Monate drastisch verschärft, um Spekulationsgeschäfte an den Börsen einzudämmen.
Australien
Die Regierung pumpt 11,4 Milliarden Dollar in die Wirtschaft - ihr erstes Konjunkturpaket seit der globalen Finanzkrise 2008. Damit werden die Löhne von 120.000 Auszubildenden subventioniert, ebenso soll es einmalige Barzahlungen für Sozialhilfeempfänger und Hilfen für kleine Unternehmen geben.
Quelle: ntv.de, ddi/rts