Wirtschaft

Zu Besuch in Moskau Tsipras bestätigt seine Kritiker

Alexis Tsipras und Wladimir Putin.

Alexis Tsipras und Wladimir Putin.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Treffen mit Wladimir Putin fliegt Alexis Tsipras mit leeren Händen nach Athen zurück. Finanzielle Hilfe wird es aus Moskau nicht geben. Und griechische Lebensmittel dürfen weiterhin nicht nach Russland eingeführt werden.

Gemessen an den Ergebnissen hat Wladimir Putin durchaus Recht: Er könne nicht verstehen, warum so ein Wirbel um den Besuch von Alexis Tsipras gemacht werde, sagte der russische Präsident bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem griechischen Premier. Tatsächlich wurde nichts Nennenswertes erreicht.

Nicht einmal der Spruch war neu, mit dem Tsipras begann. "Es ist Frühling hier in Moskau, es ist Frühling in unseren griechisch-russischen Beziehungen", sagte er. Vor kurzem in Berlin hatte er das Bundeskanzlerin Angela Merkel auch schon auf diese Weise entgegencharmiert und symbolträchtig auf das schöne Frühlingswetter angespielt.

Selbst Putin schien sich im Verlauf zu langweilen. "Der Ausdruck auf Putins Gesicht weist darauf hin, dass er denkt, dass Tsipras etwas zu lange redet", twitterte der Reporter der "New York Times", David Herzenshorn. Doch Putin schaut bei Pressekonferenzen im Grunde nie sonderlich interessiert.

Nachdem die Journalisten mehr als eine Stunde auf den Beginn der Pressekonferenz warten mussten, keimte zunächst die Hoffnung auf Zählbares auf. Tsipras dankte in seinem Eingangsstatement für die "Früchte tragenden" Gespräche. Wollte er damit etwa andeuten, dass Russland griechisches Obst und Gemüse vom verhängten Lebensmittelbann ausnimmt? Schließlich war das im Vorfeld kolportiert worden. Nein, das sollte das nicht bedeuten. "Es kann keine Ausnahmen geben", stellte Putin unmissverständlich klar.

"Griechenland ist kein Bettler"

Auch Kredite aus Russland wird Griechenland nicht bekommen. Putin und Tsipras betonten, Athen habe nicht um finanzielle Hilfe gebeten. "Manche sollten aufhören, jede unserer Bewegungen in einer Art zu kommentieren, als wäre Griechenland eine Schuldenkolonie", sagte Tsipras. "Griechenland ist kein Bettler, der herumgeht und Länder um eine Lösung für eine finanzielle Krise bittet, die nicht nur ein griechisches Problem ist." Putin drückte es etwas komplizierter aus: "Wir haben über allgemeine Formen der finanziellen Zusammenarbeit gesprochen, die in der Zukunft intensiviert werden können."

Putin warb eindringlich für die geplante russische Pipeline "Turkish Stream" durch das Schwarze Meer in die Türkei. Griechenland könne zum "geopolitischen Akteur" und zum wichtigsten Gastransitland in der EU werden, falls sich das Land dem Projekt anschließe. Putin stellte Hunderte Millionen Euro an Einnahmen aus dem Gastransit in Aussicht. Konkretes sei aber nicht vereinbart worden. Dem konnte Tsipras wenig hinzufügen. Er legte allerdings Wert auf die Feststellung, dass es sich in seinem Land um eine griechische und nicht um eine türkische Pipeline handeln würde.

Höhepunkt des gemeinsamen Auftritts war die Frage der vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen. "Wir verstehen, dass Griechenland gezwungen war, für diese Sanktionen zu stimmen", sagte Putin. Tsipras widersprach nicht und nannte die Strafmaßnahmen einen Teufelskreis, der zu einem neuen Kalten Krieg führen könnte. "Wir lehnen die Sanktionen ab", sagte Tsipras und lieferte so die Begründung dafür, warum sein Besuch in Moskau in der Europäischen Union auf wenig Begeisterung stößt.

Tsipras will Griechenland vor diesem Hintergrund "zu einer Brücke zwischen der EU und Russland" machen. Hier kollidierten Anspruch und Wirklichkeit am deutlichsten. Ende des Monats ist Griechenland womöglich bankrott. Um das zu verhindern, braucht Tsipras dringend die Hilfe der europäischen Partner. Das war vor der Reise nach Moskau so und wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern.

Quelle: ntv.de

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