Wirtschaft

Mysteriöser Geld-Trip nach Venedig Unister-Eigentümer zeigt Thomas Wagner an

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10.000 Franken in bar, Betrug mit "extrem hohen Summen" und ein Flugzeug-Crash: Nach dem mysteriösen Tod von Unister-Chef Thomas Wagner auf einem Geheim-Trip nach Venedig zeigt Unister-Eigner Daniel Kirchhof den toten Geschäftsmann wegen Untreue an.

Unister-Gesellschafter Daniel Kirchhof fordert eine umfassende Aufklärung der Umstände des mysteriösen Todes von Unister-Chef Thomas Wagner bei einem Flugzeug-Absturz in Slowenien nach einer geheimen Geschäftsreise nach Venedig. "Ich werde noch am Mittwoch Anzeige gegen Unbekannt erstatten, unter anderem wegen Untreueverdacht", sagte Kirchhof dem MDR.

"Von meiner Seite halte ich es für ganz, ganz dringend, dass da aufgeklärt wird. Insbesondere wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass so eine große Menge Bargeld in der Gegend rumfährt, wer da auch an dem ganzen Vorgang beteiligt gewesen ist, wer davon wusste", sagte der Unister-Eigentümer weiter. Laut MDR hat inzwischen auch die Generalstaatsanwaltschaft Dresden Ermittlungen wegen des ungeklärten Geldtransportes aufgenommen.

Die Umstände des Todes von Unister-Chef Stefan Wagner werden immer dubioser. Der Leipziger Geschäftsmann war zusammen mit Unister-Gründer Oliver Schilling, einem Banker und einem Piloten am Donnerstag bei einem Flugzeug-Absturz in Slowenien ums Leben gekommen. Laut Polizei wurden an der Unglücksstelle bei Predmeja im Westen des Landes rund 10.000 Schweizer Franken (rund 9200 Euro) entdeckt.

Vor seinem Tod wurde Wagner offenbar bei einem Geldgeschäft in Venedig über den Tisch gezogen. "Wir haben italienische Dokumente gefunden, die besagen, dass Wagner Opfer eines Betrugs geworden ist, bei dem es um extrem hohe Summen ging", sagte ein Polizeisprecher gegenüber dem MRD. Wagner befand sich auf Investorensuche in Venedig. Insider berichten laut MDR, Wagner sei für ein Kreditgeschäft dorthin geflogen. Dabei sollte der Unister-Chef eine Sicherheit hinterlegen. Beim Umtausch des mitgebrachten Geldes in Schweizer Franken wurde Wagner mutmaßlich Falschgeld untergeschoben. Er habe daraufhin Anzeige bei der örtlichen Polizei erstattet.

Unister-Eigner wollten die Firma umbauen

Nach Wagners Tod hat Unister Insolvenz angemeldet. Unister-Eigentümer Kirchhof bedauert das. Er habe gleich am Wochenende zahlreiche Gespräche mit möglichen Investoren und den Gesellschaftern geführt, um die Pleite des Internet-Unternehmens zu vermeiden, das bekannte Reiseportale wie ab-in-den-urlaub.de und fluege.de betreibt und mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt.  Er habe "ganz, ganz schnell wieder in ein besseres Fahrwasser kommen und eine Rettung  ermöglichen" wollen, sagte Kirchhof dem MDR. Die Gespräche seien jedoch gescheitert.

Vor Wagners Tod in Slowenien und der Pleite arbeiteten die Unister-Eigner offenbar am Umbau der Leipziger Internet-Firma. Kirchhof selbst wollte, dass die verbliebenen drei Gesellschafter Christian Schilling, Sebastian Gantzckow und Daniel Kirchhof vorübergehend gemeinsam die Geschäftsführung bei Unister übernehmen. "Wenn wir das gemacht hätten, wäre das ein starkes Zeichen nach außen gewesen", sagte Kirchhof dem MDR. "Wir sind letztlich nicht zu der finalen Entscheidung gekommen, dass es gemeinsam möglich ist."

Nun sei die Gefahr sehr groß, dass sowohl das Unternehmen als auch der Standort Leipzig in Gefahr sind. Kirchhof macht sich Sorgen darüber, ob es gelinge, das Unternehmen in seiner jetzigen Dimension fortzuführen: "Die Frage ist schon, was bleibt überhaupt davon in Leipzig? So drastisch kann man formulieren", sagte Kirchhof.

Der vorläufige Unister-Insolvenzverwalter Lucas Flöther zeigte sich optimistisch, dass es rasch eine Rettung für Unister geben werde: "Bereits innerhalb der ersten 24 Stunden hat sich eine hohe zweistellige Zahl potenzieller Investoren bei mir gemeldet, die sich für das Unternehmen als Ganzes oder für Teile interessieren", sagte Flöther der "Wirtschaftswoche". Er wolle Unister möglichst als Ganzes verkaufen. Aber auch andere Lösungen seien denkbar.

Beim Umbau von Unister war möglicherweise auch Hilfe von politischer Seite angedacht. Laut Anwalt eines Unister-Gesellschafters Sachsens habe Sachsens Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf bereit gestanden, um zwischen den zum Teil zerstrittenen Gesellschaftern zu vermitteln. Biedenkopfs Büro bestätigte dem MDR dagegen lediglich, dass dem Ex-Ministerpräsidenten nur eine Anfrage vorliege, für den Fall, dass eine Moderation hilfreich sein könnte.

Quelle: ntv.de, hvg/dpa

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