Wirtschaft

Deutsche Bank der Autoindustrie? VW macht Anlegern Angst

Hätte Abgasskandal Teil 1 nicht gereicht?

Hätte Abgasskandal Teil 1 nicht gereicht?

(Foto: dpa)

"Schönen Dank" dürften viele Anleger gedacht haben, als die Nachricht über die 800.000 weiteren Problemautos bei VW kam. Denn spätestens jetzt ist klar: Die Risiken bei VW sind unkalkulierbar. Deutsche-Bank-Aktionäre können davon ein Lied singen.

Der Abgasskandal Teil 2 lässt Volkswagen in Richtung einer Deutschen Bank der Autobranche driften. Das Vertrauen ist verspielt und es wird Jahre dauern, um es bei den Investoren zurückzugewinnen. Immerhin liegen die schlechten Karten nun auf dem Tisch, damit muss aber wirklich alles Negative bekannt sein. Konzernchef Matthias Müller muss schnell und vor allem umfassend aufklären, die Tröpfchenmethode auf alle Fälle vermeiden. Im Gesamtkonzern wiegt schwer, dass die wertvollen Teile Porsche und womöglich auch Audi mitbetroffen sind und auch deren Wert sinken dürfte.

VW Vorzüge
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Nach den neuesten Meldungen von Volkswagen belaufen sich die wirtschaftlichen Risiken aus dem Abgasskandal Teil 2 auf zwei Milliarden Euro. Sie kommen zu den Belastungen aus Teil 1 hinzu. Eine seriöse Schätzung kann dafür bislang zwar nicht gemacht werden. Allerdings gehen die Analysten der UBS von Belastungen von insgesamt 35 Milliarden Euro für Strafzahlungen, unter anderem an die US-Umweltbehörde EPA und das US-Justizministerium, für Rechtsstreitigkeiten und die Rückrufaktionen aus.

Zusätzliche Belastungen könnten für eine nachhaltige Verschlechterung der Stimmung für die VW-Aktie sorgen, zumal Analysten ihre ohnehin crashenden Gewinnschätzungen immer weiter senken müssen. Seit Mitte September, also kurz vor dem Bekanntwerden des Debakels, sind die Schätzungen für den 2015er-Gewinn je Aktie von 21,96 Euro auf 9,88 Euro implodiert. Jene für 2016 sind von 24,55 Euro auf 7,87 Euro eingebrochen. Nun dürfte es noch deutlich weiter abwärts gehen.

Die möglichen Belastungen für VW für die nächsten Jahre sind unkalkulierbar, zumal das Risiko besteht, dass neue schlechte Nachrichten kommen. Genau diese Unsicherheit mögen Investoren überhaupt nicht.

Hinzu kommt, dass bei einem Kurs von 102 Euro das 2016er-KGV auf Basis der aktuellen Schätzungen bei 13 liegt. Das ist ein sehr hoher Wert für einen Zykliker, der in einer schweren Krise steckt, zumal der schwache Automarkt in China ohnehin kräftigen Druck auf das Geschäft von Volkswagen ausübt. Das KGV von Volkswagen liegt zudem über dem des Dax von 12,6.

Sollten die Vorzugsaktien unter die Marke von 100 Euro rutschen, könnte das Mehrjahrestief von 92 Euro je Aktie schnell näher rücken. Geht der Abwärtstrend weiter, würde die VW-Aktie die Blaupause der Deutschen Bank annehmen. Und Aktionäre der Bank wissen, wie lange eine Erholung auf sich warten lassen kann.

Quelle: ntv.de

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