Wirtschaft

20 Prozent mehr auf Softdrinks WHO plädiert für Zuckersteuer

Pro 100 Milliliter enthält Coca Cola 10,8 Gramm Zucker. In einem Liter sind es damit 108 Gramm oder 36 Zuckerwürfel.

Pro 100 Milliliter enthält Coca Cola 10,8 Gramm Zucker. In einem Liter sind es damit 108 Gramm oder 36 Zuckerwürfel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Weltweit leiden eine halbe Milliarde Menschen an Fettleibigkeit. Eine der Ursachen: zuckerhaltige Getränke. Um den Trend zu stoppen, schlägt die Weltgesundheitsorganisation eine Sondersteuer vor - zum Leidwesen von Ernährungsminister Schmidt.

Zur Bekämpfung des weltweiten Übergewichts fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Sondersteuern auf zuckrige Getränke. Es gebe vermehrt Belege, dass der Konsum solcher Getränke damit gebremst werde, erklärte die WHO in Genf. Besonders wirksam seien Steuern, die den Preis um 20 Prozent oder mehr anheben. Eine Preiserhöhung um ein Fünftel führt demnach, dass auch ein Fünftel weniger zuckrige Getränke konsumiert werden. Eine Preissteigerung um 50 Prozent soll den Konsum dementsprechend um die Hälfte senken.

Mehr als eine halbe Milliarde Menschen weltweit sind fettleibig.

Mehr als eine halbe Milliarde Menschen weltweit sind fettleibig.

(Foto: dpa)

Die Empfehlung folgt auf eine Untersuchung von Steuerexperten im vergangenen Jahr. Sie hatten den Auftrag, verschiedene Belege und Fallstudien aus mehreren Ländern zu prüfen. Ziel war es festzustellen, welche Strategie am ehesten geeignet ist, die Quote übergewichtiger Menschen zu senken. Demnach führte eine neue Steuer auf zuckrige Getränke 2014 in Mexiko mit Preissteigerungen von zehn Prozent zu einer Minderung des Konsums um sechs Prozent.

Warum gerade zuckrige Getränke problematisch sind, beschrieb der Verantwortliche für gesunde Ernährung bei der WHO, Francesco Branca, so: "Wenn man etwas trinkt, ist die Hungerkontrolle inaktiv, sodass man dazu neigt, zu viele Kalorien zu sich zu nehmen." Durch die Einführung entsprechender Abgaben könnten Regierungen "Leiden vermindern und Leben retten".

Schmidt: "Zuckersteuer ändert nichts"

Die Verbraucherorganisation Foodwatch unterstützte den Vorstoß. Ihr Vertreter Oliver Huizinga forderte Bundesernährungsminister Christian Schmidt auf, "endlich auf die WHO zu hören". "Sonderabgaben auf Zuckergetränke wirken und sind unabdingbar im Kampf gegen Fettleibigkeit und chronische Krankheiten." Foodwatch hatte eine entsprechende Abgabe bereits im September gefordert.

Schmidt dagegen sieht eine Sondersteuer skeptisch. Er erklärte, Deutschland habe bis 1993 eine Zuckersteuer gehabt - "und es hat sich nichts geändert". Weil sich aber etwas ändern müsse, arbeite die Regierung daran, den Anteil von Salz, Zucker und Fett in Fertiglebensmitteln deutlich zu reduzieren.

Von der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke hieß es: "Eine Strafsteuer allein auf Softdrinks ist nicht geeignet, um ein komplexes gesellschaftliches Problem wie Übergewicht zu lösen. Eine solche Steuer macht nicht schlank oder gesund, sondern ist Symbolpolitik."

Einer von drei Erwachsenen ist übergewichtig

Foodwatch veröffentlichte am Dienstag auch eine Umfrage zum Thema. Auf die Frage, ob sie eine Herstellerabgabe auf zuckerreiche Getränke für geeignet halten, um eine gesunde Ernährung von Kindern zu fördern, sagten demnach 23 Prozent der Befragten, diese Maßnahme sei "sehr geeignet". 31 Prozent nannten die Abgabe "geeignet". 24 Prozent fanden sie "weniger geeignet" und 20 Prozent "gar nicht geeignet".

Die WHO empfiehlt, dass maximal zehn Prozent der täglichen Kalorienzufuhr aus Zucker bestehen sollte. Inzwischen spricht sie sich dafür aus, die Grenze auf fünf Prozent zu senken. Das würde etwa 25 Gramm Zucker am Tag entsprechen - rund sechs Teelöffeln. In einem durchschnittlichen Softdrink sind etwa zehn Teelöffel Zucker enthalten.

Nach Schätzung der WHO ist weltweit einer von drei Erwachsenen übergewichtig, mehr als eine halbe Milliarde Menschen sind sogar fettleibig. Im vergangenen Jahr schätzte die Organisation, dass auch etwa 42 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig oder fettleibig sind. Um auf die grassierende Fettleibigkeit aufmerksam zu machen, wurde der 11. Oktober zum Welt-Adipositas-Tag erklärt.

Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP

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