Marktberichte

Wall Street mit leichtenVerlusten Dax schließt nach Holper-Tag knapp im Plus

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(Foto: imago/Westend61)

Durchwachsen zeigt sich der deutsche Aktienmarkt über den Großteil des Handelstages, um am Ende versöhnlich zu schließen. Die Umsätze sind allerdings dünn. Vor der möglichen Zinskorrektur der US-Notenbank am Donnerstag herrscht Zurückhaltung.

Ein Mysterium war der Dax am ersten Handelstag der Woche: In leichten Kurven ging es mal bergauf, mal bergab, am Ende setzte sich der Aufwärtsimplus durch und der Leitindex legte 0,1 Prozent auf 10.132 Punkte zu. Fundamentale Gründe für die Bewegung waren im Handel nicht bekannt. Die Umsätze jedenfalls waren dünn und lagen nach Angaben eines Teilnehmers bei 60 Prozent des Durchschnitts.

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Zurückhaltung herrschte auch, weil die Lage vor der Sitzung der US-Notenbank am Donnerstag und Freitag unsicher bleibt. Weiterhin herrscht Ungewissheit, ob die Fed schon in dieser Woche erstmals seit gut neun Jahren die Zinsen anheben wird. Die Analysten von Barclays rechnen damit, dass die Fed diese erst im März 2016 erhöhen wird.

Die Ungewissheiten hinsichtlich des Ausblicks für die Weltwirtschaft ließen eine Verschiebung erwarten, heißt es. Sollte sich die Volatilität der Finanzmärkte jedoch als nur vorübergehend erweisen, könnte die Fed schon im Dezember zur Tat schreiten, heißt es. Auch die Deutsche Bank rät der Fed, dieses Mal noch nicht die Zügel anzuziehen. Jetzt sei nicht der richtige Zeitpunkt, da die überraschten Anleger in einem ohnehin illiquiden Markt dann ihre Positionen anpassen müssten.

Schwache Vorgaben kamen aus Asien. Dort wurden an einigen Börsen die Kurse von schwachen Daten zur chinesischen Industrieproduktion gedrückt, was auch in Europa anfangs auf die Stimmung drückte. "Die chinesischen Konjunkturdaten werden die Wachstumssorgen erneut anfachen", kommentierte Dirk Gojny von der Essener Nationalbank.

Nicht stützen konnten zunächst überraschend positive Daten von der europäischen Konjunktur: Die Industrieproduktion in der Eurozone ist nach zwei Monaten mit Rückgängen im Juli wieder gestiegen. Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte, legte die Produktion gegenüber dem Vormonat um saisonbereinigt 0,6 Prozent zu. Volkswirte hatten nur einen Zuwachs um 0,3 Prozent erwartet. Von den großen drei Volkswirtschaften wies Italien mit 1,1 Prozent ein sehr starkes und Deutschland mit 0,5 Prozent ein solides Ergebnis aus. Doch der scharfe Rückgang in Frankreich um 0,8 Prozent bremst das Gesamtergebnis.

Ein Ausbruch des Dax aus der jüngsten Handelsspanne zwischen etwa 9900 und 10.500 Punkten sei erst einmal nicht in Sicht, hieß es am Markt. Allerdings gebe es seit dem Scheitern an der 10.500er Marke in der vergangenen Woche einen "negativen Touch".

Deutschland: Lufthansa von Streik-Absage beflügelt

Lufthansa
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Der Dax schloss am Ende 0,1 Prozent höher auf 10.132 Punkten. Für den MDax ging es jedoch 0,6 Prozent nach unten auf 19.447 Zähler. 0,3 Prozent nach oben stieg wiederum der TecDax auf 1719 Punkte, der Euro-Stoxx-50 schloss nahezu unverändert.

Weit oben im Dax lagen Lufthansa mit einem Aufschlag von 0,8 Prozent. Im Handel wurde auf die Erleichterung der Anleger nach dem gestoppten Pilotenstreik verwiesen. Daneben soll HSBC den europäischen Transportsektor auf "Overweight" zu Wochenbeginn angehoben haben.

Infineon stiegen um 2,0 Prozent auf 9,78 Euro. Sie profitierten von einem Bericht des US-Magazins Barron´s. Dieses schrieb, angesichts einer möglichen Gewinnverdopplung in den kommenden drei Jahren sei der Titel zu billig. Der Kurs könnte auf Jahressicht auf 13 Euro steigen.

Die Autotitel standen mit der bevorstehenden IAA im Blick, zeigten kursmäßig aber keine Besonderheiten. Lediglich Daimler stachen heraus, die 0,8 Prozent zulegten. Die weltgrößte Automesse könnte das Interesse an den Titeln stützen. Ein Thema ist die zunehmende Digitalisierung in der Branche, ein weiteres die Absatzentwicklung in China.

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Weiter im Blick standen nach den Kurseinbrüchen der vergangenen Wochen die Versorger RWE und Eon. Goldman Sachs stellte Eon unverändert als "klaren Kauf" (Conviction Buy) heraus, hat das Kursziel aber auf 17 von 20 Euro gesenkt. Nach starken Schwankungen zur Eröffnung konnte sich der Kurs fangen und stieg um 0,3 Prozent auf 8,57 Euro. RWE verloren dagegen 2,2 Prozent.

Ein positiver Analystenkommentar schob Carl Zeiss Meditec im TecDax weit nach oben. Die Aktien der Medizintechnikfirma legten zeitweise um 5,9 Prozent auf 25,40 Euro zu, das war der höchste Stand seit fünfeinhalb Wochen. Am Ende schloss die Aktie um 4,2 Prozent höher. Nach Einschätzung der Analysten der Berenberg Bank verfügt das Unternehmen über ein Geschäftsmodell, das eine hohe Qualität und hohe Erträge verspricht.

Die Aktie von Deutschlands drittgrößtem Kabelnetzbetreiber Tele Columbus schlossen im SDax nach anfangs deutlichen Gewinnen unverändert. Für 608 Millionen Euro kauft das Unternehmen den kleineren Wettbewerber Pepcom dem Finanzinvestor Star Capital ab. "Tele Columbus bekommt Pepcom zu einem attraktiven Preis", sagt ein Marktteilnehmer. Erst im Sommer kaufte Tele Columbus die damalige Nummer vier im deutschen Kabelmarkt Primacom für 711 Millionen Euro.

USA: Wall Street schwächelt im fortschreitenden Handel

Dow Jones
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Leichte Abgaben verzeichnete die Wall Street am ersten Tag einer wichtigen Handelswoche. Die Augen sind auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Donnerstag gerichtet. Bei dieser Fokussierung haben es andere Markt-Impulse schwer, weshalb auch die negativen Vorgaben aus Schanghai und Tokio ohne große Auswirkungen auf den US-Aktienmarkt bleiben. "Es ist sehr ruhig", sagte Analyst John Brady von R.J. O'Brien.

Der Dow-Jones-Index gab 0,4 Prozent auf 16.370 Punkte nach. Der S&P-500 sank 0,4 Prozent auf 1953 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verringerte sich um 0,3 Prozent auf 4805 Punkte.

Bei den Einzelwerten stand Apple im Blickpunkt. Nach Ansicht des Anlegermagazin Barron's verfügt die Aktie des Technologie-Konzerns nach der Vorstellung neuer iPhone-Modelle in der vergangenen Woche über ein Aufwärtspotenzial von bis zu 50 Prozent. Und die neuen iPhones scheinen die hohen Erwartungen zu erfüllen. Die Vorbestellungen seien sehr stark, so eine Apple-Sprecherin. Aktuell sehe es danach aus, dass die Verkäufe die Marke von 10 Millionen verkauften Geräten am ersten Wochenende nach Marktstart übersteigen dürften, ein Wert der im vergangenen Jahr mit den Vorgänger-Modellen erreicht wurde. Die Apple-Aktie legte 1 Prozent zu. Dagegen sieht Barron's bei Alibaba ein Abwärtspotenzial in Höhe von 50 Prozent. Die Aktie reagierte mit einem Minus von 3,1 Prozent.

Deutlich abwärts ging es auch für die Papiere von TimkenSteel nach einer Gewinnwarnung. Der US-Stahlproduzent reduzierte zudem den bislang erwarteten Investitionsumfang für 2015. Die Investmentbank Cowen stufte daraufhin die Aktie auf "Market Perform" ab. Die Papiere brachen um 12,5 Prozent ein.

Asien: Minus in Shanghai und Tokio

An den ostasiatischen Börsen ist zu Wochenbeginn keine einheitliche Tendenz auszumachen. In der ganzen Region halten sich Anleger in Erwartung der US-Notenbanksitzung zurück, deren Ergebnis am Donnerstag bekanntgegeben wird. Mit Spannung warten die Märkte darauf, ob die Federal Reserve schon dann die erste Zinserhöhung seit acht Jahren beschließen wird. Zuletzt waren Hoffnungen aufgekeimt, dass die Fed sich wegen der Schwächesignale der chinesischen Konjunktur vielleicht doch noch länger Zeit lässt.

Auffällig war das Minus in Shanghai. Dort gewannen nach einem positiven Handelsauftakt Zweifel am chinesischen Wirtschaftswachstum wieder die Oberhand. Die am Wochenende veröffentlichten Daten zur Industrieproduktion in China hatten die Erwartungen verfehlt. Der Composite Index in Shanghai schloss 2,7 Prozent schwächer auf 3115 Punkten. Der Component Index in Shenzhen verlor sogar 6,6 Prozent auf 9778,23 Punkte.

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Auch in Tokio sind die Aktienmärkte mit Gewinnen in den Handel gestartet. Dann geht es für den Nikkei-225-Index aber nach unten; er schließt 1,6 Prozent leichter bei 17.965 Punkten. Der breiter gefasste Topix fällt um 1,2 Prozent auf 1462 Zähler.

Belastend wirkt unter anderem, dass der Dollar zum Yen nachgibt. Japanische Anleger haben neben der Fed auch die heimische Notenbank (BoJ) im Blick, die bis Dienstag tagt. Die Investoren hoffen, dass die BoJ wegen der hartnäckig schwachen Inflation und der überwiegend enttäuschenden jüngsten Konjunkturdaten ihre Geldpolitik abermals lockert.
Die am Montag veröffentlichten revidierten Daten zur japanischen Industrieproduktion geben diesen Hoffnungen neue Nahrung: Demnach ging die Produktion im Juli etwas stärker zurück als zunächst gemeldet.

Verkauft werden in Tokio vor allem Aktien von Mobilfunkanbietern. Laut Medienberichten hat der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe die Unternehmen angewiesen, Gebührensenkungen zu prüfen. NTT DoCoMo verbilligen sich um knapp 10 Prozent. Die Papiere von Softbank geben 5,5 Prozent nach.

Devisen: Türkische Lira auf neuem Rekordtief

Die Türkische Lira fiel weiter von Rekordtief zu Rekordtief gegenüber dem US-Dollar. Am Morgen kostete der Dollar 3,0693 Lira, verglichen mit 3,0453 am späten Freitag. Zu Jahresbeginn waren für einen Dollar noch lediglich gut 2,30 Lira nötig. Die Lira erfährt derzeit Gegenwind von mehreren Seiten. Wie andere Schwellenlandwährungen auch leidet sie unter der erwarteten Zinswende in den USA. Am späten Nachmittag lag der Dollar bei 3,0552 Lira.

Der Euro tendierte nach einer Achterbahnfahrt bei 1,1316 Dollar, nachdem er im Tageshoch schon bei 1,1373 Dollar und im Tief unter 1,13 Dollar notiert hatte. Gegen Mittag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1305 (Freitag: 1,1268) Dollar festgesetzt.

An den Finanzmärkten sind alle Augen auf die amerikanische Geldpolitik gerichtet. Am Donnerstag wird die US-Notenbank Fed bekanntgeben, ob sie ihre 2008 begonnene Nullzinspolitik beenden und die Zinsen wieder erhöhen wird. Während Notenbankexperten gespalten sind, rechnen die meisten Marktteilnehmer erst im Dezember mit der Zinswende.

Rohstoffe: Ölpreise sinken

Die Ölpreise neigen auch zu Wochenbeginn weiter zur Schwäche. Damit bleibt eine Erholung nach den jüngsten deutlichen Abgaben aus. Einige Analysten sprechen mittlerweile von übertriebenen Sorgen bezüglich des weiter üppigen Angebots an Rohöl.

So sieht die Opec Anzeichen einer niedrigeren Ölförderung in den USA, was zu einer Abschwächung der Ungleichgewichte auf dem Markt führen könnte. Zudem wurde die Förderprognose für die nicht zu dem Kartell gehörenden Länder, darunter auch die USA, für dieses Jahr nach unten genommen. Ein Barrel der Sorte WTI notierte bei 44,00 Dollar, ein Minus von 1,3 Prozent.

Für den Goldpreis ging es um 5 auf 1.108 Dollar nach oben. Händler sprechen allerdings von Zurückhaltung im Vorfeld der US-Zinsentscheidung am Donnerstag.

Quelle: ntv.de, kst/wne/DJ/rts/dpa

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