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23.000 Euro pro Hektar Der Preis von Mangroven

Mitunter bedarf es eines Preisschildes, um den Menschen von Wert und Bedeutung eines Gegenstandes, einer Arbeit oder einer Region zu überzeugen. Beispiel ist der Report von Nicholas Stern, einem britischem Ökonom, der erstmals die immensen Kosten des Klimawandels aufzeigte. Die von ihm warnend aufgelisteten Summen tragen zu einem Gutteil zur Diskussion um die Verringerung des CO2-Ausstoßes bei.

Auf ähnliche Weise hängen Meereskundler aus den USA nun ein Preisschild an die schrumpfenden Mangrovenwälder der mexikanischen Pazifikküste. Pro Jahr bringt jeder Hektar alleine den Fischern der Region einen Wert von jährlich rund 37.500 Dollar - etwa 23.000 Euro. Die flachen Mangrovenwälder filtern das Wasser, bieten vielen Fischen Laichplätze und den Fischlarven Schutz. So füllen die oft nur fünf bis zehn Meter breiten Mangrovenstreifen direkt an der Grenze zwischen Wasser und Land viele jener Verluste wieder auf, für die Fischer mit ihren Netzen und die Touristen mit den Angeln verantwortlich sind.

Tourismus nicht einkalkuliert

Noch gar nicht in die Rechnung eingegangen sind zusätzliche Gewinnmöglichkeiten etwa durch den Ökotourismus in die einzigartigen, an seltenen Tieren und Pflanzen reichen Mangrovenwälder, berichten die Forscher um Octavio Aburto-Oropeza von der Scripps Institution of Oceanography im kalifornischen La Jolla.

Die Gruppe hatte 13 Mangrovenregionen entlang des Golfs von Mexiko untersucht. Diese Meeresbucht wird von einer langen Landzunge entlang der Pazifikküste gebildet. Für die Studie wurden Zahl und Wert der angelandeten Fische und Krabben zwischen 2001 und 2005 ausgewertet. Zudem wurde bei Exkursionen die Artenvielfalt in den Mangroven erfasst, sofern diese Daten nicht schon vorlagen.

Je mehr Mangroven, umso reicher die Fänge

Innerhalb des Golfs zogen die Fischer jährlich etwa 11.600 Tonnen Fische und Krabben an Land. Je länger sich die Mangrovenregion an der Grenze zwischen Land und Wasser erstreckte, umso reicher die Fänge, heißt es in einer Mitteilung der Forscher. Dieser Zusammenhang gilt nur für die Länge des Mangrovenwaldes. Flussmündungsgebiete, Seegraswiesen, der Breitengrad, die lokalen Regenfälle und der Fischereiaufwand hatten diesen Einfluss auf die Fangzahlen nicht, wie in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften nachzulesen ist.

Die Gruppe macht mit Blick auf die spezialisierten Bäume eine Rechnung auf: Direkt am Wasser stehen Rote Mangroven (Rhizophora mangle). Sie nehmen allerdings nur einen fünf bis zehn Meter breiten Streifen in Richtung Inland ein, dann folgen Schwarze Mangroven (Avicennia germinans) auf schlickigem, undurchdringlichem Untergrund. Demnach liefert ein Kilometer Küstenstreifen je nach Bestand Roter Mangroven 0,5 bis 1 Hektar der wertvollen Waldfläche, und im Mittel resultieren im Golf von Kalifornien daraus die 37.500 Dollar je Hektar.

Schutz vor Flutwellen

Die Bäume ruhen auf stelzenartigen Wurzeln, halten Schlick zurück, befestigen das Land und schützen damit auch vor Flutwellen. "Unsere Arbeit betont den ökonomischen Nutzen der Mangroven für die Wirtschaft Mexikos", schreibt Aburto-Oropeza, der zusammen mit seinen Kollegen empfiehlt, sie nicht abzuholzen, um statt ihrer Touristenprojekte, Jachthäfen oder Becken für die Aquakultur zu bauen. "Der bedenkliche Zustand der Küsten-Feuchtgebiete in Nordwest-Mexiko und der ganzen Welt kann nicht ignoriert werden, schon gar nicht in einer Zeit, in der die Nahrungsmittelproduktion große Bedeutung für das menschliche Gemeinwohl hat." Unter Verweis auf eine andere Studie heißt es in dem Journal allerdings, dass der mexikanische Mangrovenbestand jährlich um zwei Prozent schrumpft.

Quelle: ntv.de

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