Premiere in Leipzig Ehrendoktorwürde für Merkel
03.06.2008, 12:11 UhrAls erste deutsche Hochschule hat die Universität Leipzig Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Ehrendoktortitel verliehen. Die CDU-Vorsitzende, die in den 70er Jahren an der damaligen Karl-Marx-Universität Leipzig Physik studierte, wurde für ihre "besonderen Verdienste um das Fachgebiet Physik und dessen Reputation bei ihrem Einsatz für den Schutz der Umwelt sowie für Demokratie und Menschenrechte" geehrt.
Die Kanzlerin nannte es ein bewegendes Ereignis, einen Ehrendoktor der "eigenen Universität" zu erhalten. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana würdigte als Laudator die Verdienste Merkels beim Zusammenwachsen der Europäischen Union. Ihr sei es zu verdanken, dass man den Durchbruch für einen neuen Grundlagenvertrag geschafft habe, der heute als Lissabon-Vertrag bekannt sei.
Im Prozess der europäischen Vereinigung erweise sich die Bundesrepublik immer wieder als stabilisierender Faktor. "Und Angela Merkel verkörpert diese Rolle Deutschlands im europäischen Integrationsprozess ganz persönlich", hob Solana hervor.
Lob für das Leipziger Studium
Merkel erklärte in ihrer Dankesrede, sie habe an der damaligen Karl-Marx-Universität eine sehr gute fachliche Ausbildung genossen. Dies habe sich später auch im Vergleich mit Wissenschaftlern aus anderen Ländern immer wieder gezeigt. In Leipzig habe sie auch zu Zeiten des Sozialismus immer eigenständige und frei denkende Menschen getroffen. Die Universität sei stets von großen Persönlichkeiten geprägt gewesen und lebe nach wie vor ihr Motto "Aus Tradition Grenzen überschreiten".
Der Dekan der Fakultät für Physik und Geowissenschaften, Tilmann Butz, erklärte, Merkel bekomme den Ehrendoktortitel vor allem auch für die Art, wie sie ihre Arbeit mache. In der Presse werde ihr oft das Attribut "Physikerin" verliehen. Dies unterstreiche die naturwissenschaftliche Arbeitsweise, die die Bundeskanzlerin pflege. Dazu gehörten das sorgfältige Recherchieren der Ausgangslage und der Randbedingungen, Besonnenheit und Unaufgeregtheit sowie die beharrliche Verfolgung von Zielen.
Butz unterstrich, dass die Fakultät die Verleihung der Ehrendoktorwürde nicht an die Amtsinhaberin, sondern vielmehr an die Person Angela Merkel beschlossen habe. "Die heutige Ehrung ist und soll auch die persönlichste dieser Ehrungen sein", sagte er. Uni-Rektor Franz Häuser verwies darauf, dass Merkel das scheinbar Unmögliche möglich gemacht habe, indem sie als eine in der DDR aufgewachsene Frau zur Bundeskanzlerin des wiedervereinten Deutschlands gewählt wurde. "Wir in der Universität Leipzig sind unbescheiden genug und ergänzen den biografischen Ausflug um den Hinweis, eine in der DDR aufgewachsene Frau mit dem Physik-Diplom der Universität Leipzig".
Ehrendoktorwürde auch aus Jerusalem
Die Kanzlerin hat nach ihrem Studium in Leipzig 1986 mit einer Dissertation über die Berechnung von Geschwindigkeitskonstanten von Elementarreaktionen am Beispiel einfacher Kohlenwasserstoffe zum Dr. rer.nat. promoviert. Allerdings konnte sie sich auch schon vor der Leipziger Ehrung "Dr. h.c." nennen: Bereits im vergangenen Jahr war sie mit der Ehrendoktorwürde der Hebräischen Universität Jerusalem ausgezeichnet worden.
Quelle: ntv.de