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Intimes Bettgeflüster Guter Sex lockert die Zunge

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(Foto: imago stock&people)

Der menschliche Orgasmus: Ein Feuerwerk aus elektronischen Signalen schießt durchs Gehirn, Muskeln zucken unkontrollierbar, dann setzt Entspannung ein. Ein guter Zeitpunkt, den Partner auf Herz und Nieren zu prüfen.

Als homo sociologicus hat der Mensch gelernt, in jeder Situation sozialen Normen und Werten zu entsprechen. Äußerliche Makel und kleine Macken werden verborgen. Es gilt, ein möglichst gutes Bild von sich nach außen zu transportieren. Ein ehrliches Miteinander scheint kaum möglich. Besonders gilt dies für romantische Beziehungen. Doch schon nach der ersten Nacht kann die Fassade fallen. Schuld ist der Orgasmus.

Das Wort "Orgasmus" kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie "heftige Erregung". Nach einem Orgasmus aber lässt diese Erregung rapide nach und eine Phase der Entspannung beginnt. In diesem Zustand verändert sich offenbar die Bereitschaft zur Kommunikation. Wie die US-amerikanischen Kommunikationswissenschaftlerinnen Amanda Denes und Tamara D. Afifi in der Fachzeitschrift "Communication Monographs" beschreiben, sind Menschen beim sogenannten Bettgeflüster eher verleitet, Geheimnisse preiszugeben.

Sozialer durch Orgasmushormon

Beim Orgasmus werden im menschlichen Gehirn größere Mengen Oxytocin, auch Orgasmushormon genannt, freigesetzt. Das Hormon wird beim Menschen mit Zuständen wie Liebe, Vertrauen und Ruhe in Verbindung gebracht. Frühere Studien belegen außerdem, dass die Verabreichung von Oxytocin das Stress-Hormon Cortisol unterdrückt. Diese pro-sozialen Eigenschaften, so die Autoren der Studie, ließen vermuten, dass ein Anstieg des Oxytocin-Levels im Blut mit einem Sicherheits- und Vertrauensgewinn einhergehe.

Um ihre Theorie zu prüfen, baten Denes und Afifi 253 Versuchspersonen im Alter von 18 bis 45 Jahren, zwei Wochen lang ein Online-Tagebuch über ihre postkoitalen Gespräche zu führen. Dort sollten sie das Bettgeflüster in Kriterien wie Tiefe, Offenheit, Stimmung und Intimität einordnen. Das Ergebnis war eindeutig:  Ein Orgasmus hatte einen starken Einfluss darauf, wie die Studienteilnehmer Kosten und Risiken von Enthüllungen bewerteten. Mit der Stärke des Orgasmus stieg sowohl die Wertigkeit als auch die Tragweite der von den Probanden beim Bettgeflüster geteilten Informationen.

Beziehung profitiert von Orgasmus-Intensität

Das Teilen von persönlichen Informationen führt zu Nähe und zieht weiteres Vertrauen nach sich. Außerdem werden durch die von Oxytocin erzeugte Vertrauensseligkeit auch Reizthemen angesprochen, die sonst gern verschwiegen werden. So können klassische Beziehungsprobleme bereits vor deren Entstehung gelöst werden. Die Orgasmus-Intensität hat demnach einen nennenswerten Einfluss auf die Enge und Qualität einer Beziehung.

Denes und Afifi gingen in ihrer Studie auch der Frage nach, inwiefern der Konsum von Alkohol einen Einfluss auf die Qualität des Bettgeflüsters hat. Die Ergebnisse mögen manch einen überraschen. Denn trotz oder gerade wegen seiner berauschenden Wirkung hebt Alkohol die positive Wirkung des Oxytocins scheinbar teilweise auf. Das Bettgeflüster wird oberflächlicher und als weniger positiv empfunden.

Träger wichtiger Geheimnisse müssen allerdings nicht auf guten Sex verzichten. Denn wie die Autoren in ihrer Studie verraten, befördert ein Orgasmus nicht wie erwartet die unabsichtliche Weitergabe von Informationen. Im Gegenteil: Mit der Intensität des sexuellen Höhepunkts stieg auch der Grad an Bewusstheit, mit dem die Probanden ihre Geheimnisse teilten. Beim Bettgeflüster wird also nur geteilt, was auch geteilt werden darf.

Quelle: ntv.de

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