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Kavalier der Vogelwelt Umsorgender Schwarzspecht

Er gilt als Kavalier unter den Vögeln - der Schwarzspecht. Zunächst richtet er das Nest für den Nachwuchs her, und wenn das Weibchen dort die Eier gelegt hat, löst er sie tagsüber regelmäßig beim Brüten ab. In der Nacht übernimmt er das Brüten sogar vollständig. Damit sich das Weibchen in dieser Zeit auch ungestört erholen kann, baut er ihr sogar eine "Zweitwohnung" - weit entfernt vom eigentlichen Nest.

"Zimmermann" des Waldes


Der Schwarzspecht gilt auch als "Zimmermann" des Waldes: Wenn er mit der Schlagzahl eines Presslufthammers einen Baumstamm bearbeitet, schallt der rasante Trommelwirbel kilometerweit durch den Wald. Mit bis zu 17 Schlägen pro Sekunde meißelt er eine sackartige Höhle ins Innere des Stammes, erklärt Georg Peinemann von der "Deutschen Wildtier Stiftung". Es dauert rund einen Monat oder 170 000 Schnabelhiebe, bis der geräumige Bau fertig ist. Rund 10 000 Holzspäne hackt der Specht in dieser Zeit aus dem Baum und wirft sie anschließend aus dem handtellergroßen Eingang hinaus - jeder bis zu zwei Zentimeter breit und elf Zentimeter lang.

Dabei muss der Specht auch nach stundenlangem Dauer-Hämmern keine Kopfschmerzen befürchten, denn sein kerzengerader Schnabel wirkt wie ein Stoßdämpfer: Muskeln, die gegen die Schlagrichtung gespannt sind, fangen jeden Stoß zuverlässig ab. Sein Hämmern kann man bis zu drei Kilometern hören. Daher verständigen sich die Vögel in ihren weiträumigen, bis zu 3000 Hektar großen Wald-Revieren untereinander nicht nur mit Gesang, sondern auch mit Klopf-Rhythmen.

So hat das Trommeln und Klopfen je nach Rhythmus, Länge, Schlagzahl der Wirbel und dem zeitlichen Abstand zwischen diesen eine unterschiedliche Bedeutung - ähnlich wie bei einer afrikanischen Buschtrommel. Dabei können die Spechte genau erkennen, ob ein Männchen oder Weibchen der eigenen Art trommelt oder ob es irgendein anderer Specht ist. Junge Spechte müssen jedoch das "Klopfen" erst einmal lernen.

Vielfältiger Schnabel


Der Specht nutzt seinen Schnabel allerdings nicht nur als Meißel beim Höhlenbau. Er stochert mit ihm auch unter der Rinde der Bäume oder in Ameisenbauten nach Beute: Dann schiebt er seine muskulöse Zunge - die er ansonsten aufgerollt hat - bis zu zehn Zentimeter tief und auch um Kurven herum in die verzweigten Gänge der Insekten, um sie aus ihrem Versteck herauszuziehen.

Spechte gelten unter den Vögeln als ausgesprochene Langschläfer. Im Sommer stehen sie erst gegen vier Uhr morgens auf, wenn andere Vögel längst aktiv sind. In den langen Winternächten bleiben sie meist bis acht Uhr "liegen", geschlafen wird immer erst bei Sonnenuntergang.

Wolfgang Runge, dpa

Quelle: ntv.de

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