Frage & Antwort

Frage & Antwort, Nr. 118 Weniger Schlaf im Alter?

"Stimmt es, dass ältere Menschen weniger Schlaf benötigen als jüngere? (fragt Stephan H. aus Paderborn)

(Foto: picture alliance / dpa)

Bisher waren sich Schlafforscher einig, dass ältere Menschen (ab ca. 60 Jahre) weniger Nachtschlaf benötigen als jüngere, allerdings letztendlich durch ein oder mehrere Nickerchen am Tage insgesamt genauso viele Stunden schlafen. Das bestätigt auch Prof. Dr. Jürgen Zulley vom Schlafmedizinischen Zentrum im Universitätsklinikum Regensburg.

Dem gegenüber steht eine Untersuchung des Forscherteams um Derk-Jan Dijk von der Universität von Surrey in England. Die Forscher untersuchten das Schlafverhalten von insgesamt 110 gesunden Erwachsenen im Alter von 20 bis 83 Jahren und fanden heraus, dass das Schlafbedürfnis im Alter sinkt. Der Unterschied der Schlafdauer insgesamt zwischen den jüngsten und den ältesten Probanden betrug 43 Minuten, schreiben die Forscher in dem Fachblatt "Sleep".

Zudem wollen Dijk und seine Kollegen herausgefunden haben, dass ältere Menschen trotz des geringeren Schlafpensums tagsüber weniger schläfrig sind als junge Menschen. Um die Schläfrigkeit zu bestimmen, mussten sich die Probanden auf ein Bett im Schlaflabor legen und versuchen, einzuschlafen. Jüngere Menschen schliefen nach durchschnittlich neun Minuten ein, ältere dagegen erst nach 14 Minuten.

"Unzutreffende Interpretation"

Professor Jürgen Zulley ist seit mehr als 30 Jahren Schlafforscher.

Professor Jürgen Zulley ist seit mehr als 30 Jahren Schlafforscher.

(Foto: Jürgen Zulley)

Diese Versuchsanordnung gleichzusetzen mit einem Urteil über die Tagesmüdigkeit von älteren Menschen, hält Zulley für eine "unzutreffende Interpretation". Um zu messen, wie fit jemand am Tag ist, müsste man sogenannte Vigilanztests (Wachheitstests) machen, erklärt der Schlafexperte weiter. Die Zeitdauer, die ein älterer Mensch bis zum Einschlafen in einem Schlaflabor benötigt, kann darüber hingegen keine Aussage geben, denn es gibt viele Gründe schlecht einzuschlafen.

Zulleys Ansicht nach ist es dringend notwendig, dass die Ergebnisse der Studie von Dijk auch mit einer sogenannten Replikationsstudie bestätigt werden. In der Wissenschaft gibt es nämlich den Grundsatz : Wenn durch eine Studie etwas völlig Neues herausgefunden wird, muss dieses Ergebnis durch mindestens eine weitere Studie bestätigt werden, ansonsten spricht man von einem Zufallsergebnis. Bis dahin gilt: Ältere Menschen schlafen weniger in der Nacht, holen das Defizit jedoch durch den Tagschlaf wieder auf.

Übrigens: Tatsächlich ist der Alterungsprozess mit einer sich verändernden Schlafarchitektur verbunden. So schlafen ältere Menschen nicht mehr so tief wie junge. Bei manchen ist sogar überhaupt keine Tiefschlafphase mehr erkennbar. Auch das Durchschlafen wird mit dem Alter immer schwieriger. Zudem wächst das Risiko einer Schlafstörung. Tagsüber schlafen ältere Menschen häufiger und sind insgesamt nicht so leistungsfähig wie jüngere. Das Schlafbedürfnis eines jeden Menschen ist individuell und kann sich auch durch verschiedene Lebensbedingungen verändern.

Quelle: ntv.de

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