Kein Abschiedsbrief gefunden Copilot war am Unglückstag krankgeschrieben
27.03.2015, 12:37 Uhr
Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hat offenbar eine Erkrankung vor seinem Arbeitgeber und seinen Kollegen verheimlicht. Ermittler finden statt eines Abschiedsbriefs zerrissene Krankschreibungen - auch für den Tag des Absturzes.
Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hat offenbar eine Erkrankung geheimgehalten. Das teilte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf mit, nachdem sie die Wohnungen des Mannes durchsucht und entsprechende Dokumente sichergestellt hatte. "Der Umstand, dass dabei unter anderem zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen gefunden wurden, stützt nach vorläufiger Bewertung die Annahme, dass der Verstorbene seine Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber und dem beruflichen Umfeld verheimlicht hat", heißt es in einer Mitteilung der Behörde.
Bei den Durchsuchungen der Wohnungen des 27 Jahre alten Andreas Lubitz seien "Dokumente medizinischen Inhalts" sichergestellt worden, die auf eine bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen hinweisen. Um welche Krankheit es sich handelte, ist noch offen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, soll aus den Dokumenten hervorgehen, dass Lubitz bei mehreren Medizinern wegen psychischer Probleme in Behandlung war. Die Universitätsklinik in Düsseldorf bestätigte, dass er dort in Behandlung gewesen sei. Meldungen, nach denen Depressionen die Ursache für die Behandlung gewesen seien, wies das Krankenhaus zurück.
Ein Abschiedsbrief wurde bei den Durchsuchungen nicht gefunden. "Ebenso wenig haben sich Anhaltspunkte für einen politischen oder religiösen Hintergrund des Geschehens ergeben." Lubitz steht im Verdacht, den Piloten des Flugs 4U 9525 aus dem Cockpit ausgesperrt und den Airbus mit 150 Menschen an Bord mit voller Absicht auf Todeskurs gebracht zu haben. Das Luftfahrt-Bundesamt hat inzwischen beim Aeromedical-Center der Lufthansa Einsicht in die Akten von Andreas Lubitz gefordert.
Angehörige aus Frankreich zurückgekehrt
Die meisten Angehörigen der Opfer kehrten in der vergangenen Nacht wieder nach Düsseldorf zurück, nachdem sie die Nähe des Absturzortes in Frankreich besucht hatten. Lufthansa hatte hierfür Sondermaschinen bereitgestellt.
In der Maschine mit den Angehörigen sei die Stimmung "sehr ruhig und gefasst" gewesen, sagte ein Lufthansa-Sprecher, der mit an Bord war. Etwa 50 Angehörige der bei dem Absturz ums Leben gekommenen Menschen waren am Donnerstagmorgen von Düsseldorf aus zur Unglücksstelle in Südfrankreich gestartet. Mit an Bord war ein etwa 20-köpfiges Betreuerteam aus Seelsorgern, Ärzten und Psychologen.
Die Fluggesellschaft Germanwings richtet im südfranzösischen Marseille ein Betreuungszentrum für Angehörige der Opfer des Airbus-Absturzes ein. Das Zentrum werde an diesem Samstag seinen Betrieb aufnehmen, teilte Germanwings mit. Angehörige und Freunde können sich laut Germanwings entscheiden, ob sie in Marseille bleiben oder wieder nach Hause reisen möchten. Falls sie nach Hause reisen wollten, könnten sie jederzeit wieder nach Marseille zurückkehren.
Suche nach zweitem Flugschreiber
Bundespräsident Joachim Gauck nahm am Vormittag an einem Gedenkgottesdienst im westfälischen Haltern teil. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des dortigen Gymnasiums waren an Bord des Airbus, der am Dienstag auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen an einem Bergmassiv zerschellte. Gauck versprach den Angehörigen der Absturzopfer Unterstützung. Es entstehe ein "Band des Mitleidens und Mittrauerns", sagte er nach dem Gottesdienst in Haltern. Er wurde von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft begleitet.
Die Bergungsarbeiten in Frankreich können sich in dem unwegsamen Gelände der Alpenlandschaft hinziehen. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Suche nach dem zweiten Flugschreiber, der weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit liefern könnte.
Quelle: ntv.de, fma/nsc/bdk/DJ/dpa