Wissen

Kinder aus der Kälte Hochkonjunktur bei größter Samenbank

Ole Schou gründete die Samenbank 1987. Seitdem zählt die Statistik 14.000 Schwangerschaften.

Ole Schou gründete die Samenbank 1987. Seitdem zählt die Statistik 14.000 Schwangerschaften.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ole Schou lächelt breit, umgeben von Bildern fröhlicher Babys. Der Geschäftsführer von Cryos, der größten Samenbank der Welt, hat Grund zur Freude, denn der Handel mit gefrorenen Spermien boomt.

Ole Schou lächelt breit, umgeben von Bildern fröhlicher Babys. Der Geschäftsführer von Cryos, der größten Samenbank der Welt, hat Grund zur Freude, denn der Handel mit gefrorenen Spermien boomt. Die Firma im dänischen Aarhus erweitert ständig ihren Spender-Pool, eröffnet weltweit neue Filialen und legt beim Umsatz kräftig zu. Cryos könne "die Nachfragelawine aus der westlichen Welt, vor allem den USA, nicht bewältigen", sagt Schou.

In den Jahren 2006 bis 2008 verdreifachte sich die Zahl der Spender in den vier dänischen Cryos-Filialen Aarhus, Kopenhagen, Odense und Aalborg von dreißig auf hundert am Tag. Die Zahl der Bewerbungen potenzieller Spender stieg von 350 auf rund tausend. Angestellte hat die Firma jetzt doppelt so viele, der Umsatz stieg von zwei auf drei Millionen Euro.

Sperma spenden, um anderen zu helfen

Der 28-jährige Medizinstudent Jesper wurde zum Samenspender, nachdem er einen TV-Beitrag über unfruchtbare Paare gesehen hatte. "Meine Freundin ist schwanger und sie schlug vor, dass ich Sperma spende, um anderen zu helfen", sagt er. Hans, ein 38-jähriger Elektriker mit zwei Kindern, betont: "Ich mache es, um Gutes zu tun, aber auch fürs Geld." Für sein Sperma "sehr guter Qualität" erhalte er 80 Euro.

Zehntausende Röhrchen mit Samenspenden werden in einer Kühlbox frisch gehalten.

Zehntausende Röhrchen mit Samenspenden werden in einer Kühlbox frisch gehalten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

85 Prozent seiner 15.000 bis 20.000 Samenspenden pro Jahr exportiert Cryos an 400 Kliniken in 60 Ländern. Trotz der steigenden Zahl von Spendern kann die Samenbank die Nachfrage kaum bedienen. Schou schätzt, dass weltweit zehn bis 15 Prozent aller Paare unfruchtbar sind. Dazu kommen alleinstehende Frauen: "Wir helfen vielen gut ausgebildeten Single-Frauen mit hohen Ansprüchen, die zunächst ihre Karriere verfolgt haben und nun ein Kind wollen, bevor es zu spät ist."

Weil Länder wie Deutschland, Schweden, Großbritannien, Holland und Österreich anonyme Samenspenden verbieten, reisen nach Angaben Schous von dort vermehrt Frauen mit Kinderwunsch in andere Länder: "Französinnen gehen nach Belgien, Schwedinnen nach Dänemark."

Samenbank im Kellerlokal

In einem Kellerlokal gründete Schou 1987 die Samenbank. Damals wollte er Paaren helfen, die ungewollt kinderlos geblieben waren. Cryos heißt im Griechischen Eis, der Begriff umschreibt den Konservierungsprozess. Ursprünglich ging es darum, Sperma von Krebspatienten vor einer Chemotherapie zu konservieren. Seit 1991 beliefert die Firma Reproduktionskliniken weltweit.

Mehr als 14.000 Schwangerschaften wurden seither mit Sperma von Cryos ausgetragen. Auch in New York und im indischen Mumbai hat Cryos Filialen, denn nicht überall soll das Wunschkind blond und blauäugig wie ein Däne sein. In den nächsten fünf Jahren plant die Firma bis zu zehn neue Filialen in Europa, Asien, Afrika und Australien.

Der Cyros-Traum

Gert Bruun Petersen leitet das Cryos-Medizinerteam, das aus einer langen Liste von potenziellen Spendern das beste Sperma auswählt. "Zwei Drittel werden aussortiert", sagt er. Sein Traum? "Dass alle mit Cryos-Sperma geborenen Kinder hundert Prozent gesund geboren werden." Klinischen Studien zufolge kommen 15 bis 20 Prozent der Cryos-Babys pro Jahr mit Fehlbildungen zur Welt, was rund vier Prozent aller Spender entspricht.

Inzwischen verkauft Cryos Sperma auch direkt an Frauen und Paare mit Kinderwunsch. In einem Katalog stehen 50 mögliche Väter zur Wahl - mit Angaben zu ihrem Intelligenzquotienten, Kinderbildern, Hobbys und Schulnoten. Dass die tiefgefrorene Cryos-Ware auch online für bis zu 8000 Euro bestellt werden kann, sorgt auch für Unmut. Sperma dürfe nicht wie ein Supermarkt-Produkt feilgeboten werden, sagen Kritiker.

Quelle: ntv.de, Slim Allagui, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen