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Hinweise verdichten sich Nur Mensch ist HUSEC041-Träger

Experten gehen derzeit davon aus, dass der Mensch Hauptträger des grassierenden EHEC-Erregers ist. Sonst sind es Wiederkäuer. Bei der Suche nach der Infektionsquelle spielt diese Erkenntnis eine entscheidende Rolle.

Der grassierende EHEC-Stamm kommt nach Ansicht des Direktors des Instituts für Hygiene der Universität Münster, Helge Karch, nur beim Menschen vor.

Der grassierende EHEC-Stamm kommt nach Ansicht des Direktors des Instituts für Hygiene der Universität Münster, Helge Karch, nur beim Menschen vor.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nicht Tiere, sondern Menschen gelten als Hauptträger des gefährlichen Darmkeimes HUSEC041 (O104:H4), der Deutschland in Atem hält. "Der sich jetzt ausbreitende Erreger ist bislang nur beim Menschen nachgewiesen worden", sagte Prof. Helge Karch vom Universitätsklinikum Münster. Dies hat Bedeutung für die Suche nach dem Ursprung des Keimes und die Eindämmung des Ausbruches.

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR, Berlin) ist es eher unwahrscheinlich, dass tierische Exkremente für eine Verunreinigung von Lebensmitteln mit dem Keim verantwortlich sind. Die Faktenlage spreche dafür, dass der Mensch als Quelle für eine Kontamination von Lebensmitteln in Frage kommen könnte. Zum Beginn der Epidemie standen zunächst Tiere im Verdacht, die Bakterien zu beherbergen, die dann etwa über Gülle verbreitet werden könnten.

"Wichtig ist aber nun, herauszufinden, wie lange Infizierte den Keim ausscheiden, und ihn durch mangelnde Hygiene übertragen können, etwa auf Lebensmittel oder Menschen", sagte Karch. Bei anderen Darmbakterien könne das mehrere Wochen, im Extremfall bis zu mehr als ein Jahr der Fall sein. "Darüber hinaus müssen wir herausfinden, ob es symptomlose Träger gibt, das heißt Menschen, die den Keim in sich tragen, aber nicht krank werden."

Mischform verschiedener E.coli-Bakterien

Die verantwortlichen Gesundheitsbehörden haben ihre bisherige Empfehlung aufgehoben, vorsorglich auf den Verzehr von Gurken, Tomaten und Blattsalat zu verzichten.

Die verantwortlichen Gesundheitsbehörden haben ihre bisherige Empfehlung aufgehoben, vorsorglich auf den Verzehr von Gurken, Tomaten und Blattsalat zu verzichten.

(Foto: dpa)

Nach Bekanntwerden des Genoms von HUSEC041 vergangene Woche hatten die Forscher weitere Fakten zusammen getragen. Sie verglichen Eigenschaften des Keims mit anderen E.coli-Bakterien und Krankheitsausbrüchen, bei denen Durchfall-Patienten an der Komplikation Hämolytisch-Urämisches Syndrom litten (HUS).

Allein 42 HUSEC-Stämme hatte Karch bereits in den vergangenen Jahren gesammelt. Dabei beschäftigt die Experten unter anderem, dass der aktuelle Ausbruchs-Keim eine Mischform mehrerer E.coli-Bakterien ist. Es stecken wesentlich mehr Anteile von enteroaggregativen E.coli (EAggEC/EAEC) in ihm als von enterohämorrhagischen E.coli (EHEC). Er ist jedoch wie typische EHEC in der Lage, Shigatoxine zu bilden.

Mit EAggEC sind Bakterien gemeint, die als Erreger von wässrigen Durchfällen bekannt sind, und sich auf bestimmte Art im Darm festsetzen. Laut Karch stapeln sich die Bakterien neben- und übereinander, ähnlich einer Mauer. Dieser Biofilm hafte gut im Darm, aber auch außerhalb des menschlichen Körpers auf Flächen.

Indizien für menschlichen Ursprung

Die Warnung bei Sprossen wird weiterhin aufrecht erhalten.

Die Warnung bei Sprossen wird weiterhin aufrecht erhalten.

(Foto: dpa)

HUSEC041 ist laut Karch nicht der einzige Stamm, der gemischte Eigenschaften aufweist. "Ich gehe davon aus, dass fünf bis zehn Prozent der hiesigen EHEC-Stämme Anteile von EAggEC in sich tragen. Bereits im Jahr 1998 haben wir enteroaggregative E.coli beschrieben, die Shigatoxine produzieren. Sie hatten in Frankreich einen HUS-Ausbruch verursacht."

EAggEC kommen nach heutigem Wissen eher beim Menschen als bei Tieren vor, bestätigte auch Prof. Lothar Wieler vom Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen an der Freien Universität Berlin. Auch dies ist ein Hinweis darauf, dass der Mensch Hauptträger des aktuell grassierenden Stamms sein könnte.

Ebenso ist sein Resistenzmuster gegen Antibiotika ein Indiz für einen menschlichen Ursprung. Wieler und Kollegen wollen nun Rinder daraufhin untersuchen, ob sie nicht doch den für Menschen so gefährlichen Keim in sich tragen. Vielleicht sei der Keim in jüngster Zeit auf Tiere übergegangen, sagte Karch. Das sei aber eher unwahrscheinlich.

Quelle: ntv.de, Christiane Löll, dpa

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