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Stark, groß und lecker Ur-Apfel braucht keine Pestizide

Evas Apfel stammt aus den Bergen Kasachstans. Resistent gegen alle Krankheiten könnte der Ur-Apfel dutzende Pestizide überflüssig machen, mit denen die Äpfel in unseren Supermärkten belastet sind. Doch er ist bedroht. Die Urbanisierung der kasachischen Region sägt an seinem Stamm - und damit am Garten Eden.

Die Bären haben eine gute Wahl getroffen: Die kasachischen Äpfel sind groß und schmackhaft.

Die Bären haben eine gute Wahl getroffen: Die kasachischen Äpfel sind groß und schmackhaft.

(Foto: USDA / Peggy Greb)

Es klingt wie ein Märchen: Es war einmal in der Region Alma Ata im Südosten Kasachstans. Dort, in der Nähe der chinesischen Grenze, entstand vor Millionen Jahren am Fuße des Tian-Shan-Massivs der wilde Apfel. Die Kerne des Apfels, eingeschlossen in eine Hülle, taugten nicht als Saat. Doch Bären in der Region, die sich die größten und süßesten Äpfel aussuchten, lösten in ihrem Gedärm die Hülle um die Kerne, und so verbreitete sich der Ur-Apfel, der von Natur aus gegen Krankheiten und Angriffe von Insekten resistent ist.

Der sowjetische Biologe Nikolai Wawilow entdeckte den Apfel 1929, doch der Wissenschaftler starb im Gefängnis. Ein kasachischer Diplom-Landwirt, Aimak Dschangaljew, nahm die Entdeckung 1945 wieder auf und machte eine umfassende Erhebung dazu. Erst im Jahr 2010, ein Jahr nach seinem Tod, wurde durch die Entschlüsselung des Erbgutes deutlich, dass der Apfel Malus sieversii der Vorfahr all unserer Äpfel ist. "Ein lebendes Fossil", soll Dschangaljew die Ur-Äpfel genannt haben.

Kein Baum gleicht dem anderen

Die Stämme der Apfelbäume sind bis zu zwei Meter breit, insgesamt werden die Bäume zwischen 20 und 30 Meter hoch. Die Früchte gibt es in allen Farben und mit unterschiedlichem Geschmack. "Nicht ein Baum gleicht dem anderen", sagt die Regisseurin Catherine Peix, die mit Dschangaljew die Region durchstreift und einen Film über den Ur-Apfel gedreht hat. Es gebe mehr als 6000 Arten. Anders als andere wilde Äpfel in anderen Ländern, die oft klein und bitter schmecken, sind die kasachischen Äpfel groß und schmackhaft - dank der Bären-Auswahl.

Die genetische Vielfalt macht den Apfel weniger anfällig für Krankheitserreger, die andere Apfelbäume befallen. Ständig muss bei heutigen Äpfeln die Zahl der Pestizide erhöht werden, weil diese eine Mutation der Pilze hervorrufen, die für Flecken auf den Früchten verantwortlich sind. Die Zukunft der Äpfel könnte also bei den aus der Urzeit stammenden Apfelbäumen liegen: Durch Kreuzung der heutigen Apfelsorten mit dem genetischen Material des Malus sieversii könnten Äpfel entstehen, die von Natur aus gegen Krankheiten und Insekten geschützt sind.

Größter Teil bereits vernichtet

Abgesehen von mangelndem Interesse der lokalen Verwaltung liegt das Hauptproblem in der massiven Abholzung in der Region, durch die bereits 70 Prozent der Apfelbäume vernichtet worden sein sollen. Derzeit verfügt eine US-Universität aus der Nähe von New York über eine Samen-Sammlung von 900 verschiedenen Bäumen.

Ein Apfelbaum der Sorte Malus sieversii soll nächsten Monat im Wald von Vincennes bei Paris gepflanzt werden. Bis zum 5. März zeigt das Rathaus in Paris außerdem eine von der Organisation Alma konzipierte Ausstellung über den "Ursprung des Apfels". Auch der Film von Peix wird dort gezeigt: "Die Herkunft des Apfel oder der wiedergefundene Garten Eden."

Quelle: ntv.de, Christine Courcol, AFP

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