Mit anderem Regelwerk Brauchen E-Autos eine HU?
08.05.2021, 19:39 Uhr
Bei Elektroautos bedarf es wohl weniger dem Schraubenschlüssel als Werkzeug bei der Untersuchung, als vielmehr eines Computers.
(Foto: dpa)
Elektroautos genießen viele Vorteile. Unter anderem sind diese langfristig von der Kfz-Steuer befreit. Gibt es für Stromer auch bei der HU eine Sonderbehandlung?
Für viele Besitzer von Elektroautos und Plug-in-Hybriden dürfte sich die Frage nach der Hauptuntersuchung (HU) momentan noch nicht aufdrängen. Dennoch stellt sich vielleicht der eine oder andere die Frage, ob bei Elektroautos bei einer HU andere Regeln gelten als bei einem Fahrzeug mit Verbrenner?
"Wer sich auf ein Elektroauto umsattelt, muss sich in Hinblick auf die Hauptuntersuchung (HU) nicht großartig umstellen", erklärt Johannes Kautenburger, Kraftfahrzeugexperte der Sachverständigenorganisation KÜS. "Im Kern läuft für den Besitzer alles so wie bei einem Auto mit Verbrennerantrieb. Lediglich für den Prüfer gibt es ein paar andere Untersuchungsschwerpunkte."
HU gilt auch für E-Autos
Prinzipiell gilt aber, dass sich auch E-Autos, wie alle anderen Pkw, dem offiziellen Technik-Check stellen müssen. Denn nur der bescheinigt ihnen die Tauglichkeit für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr. Im Vordergrund stehen auch hier Funktionsprüfungen sicherheitsrelevanter Aspekte wie Licht, Bremsen, Reifen und Zustand des Fahrwerks. Handelt es sich um ein Neufahrzeug, wird der erste HU-Termin für Elektroautos ebenfalls erst 36 Monate nach der Erstzulassung fällig. Anschließend müssen E-Autos wie Pkw mit Verbrenner alle zwei Jahre das Prozedere über sich ergehen lassen. Wann der nächste Termin fällig wird, lässt sich aus der Zulassungsbescheinigung Teil I beziehungsweise aus dem Fahrzeugschein entnehmen. Außerdem gibt hierüber die HU-Plakette am hinteren Nummernschild Auskunft.
In der Regel wird bei emittierenden Autos im Rahmen der HU parallel eine Abgasuntersuchung (AU) durchgeführt. Bei rein batterieelektrischen Fahrzeugen entfällt diese naturgemäß, nicht allerdings bei Hybridfahrzeugen, die zwar ebenfalls elektrisch fahren können, aber eben außerdem über ihren zusätzlichen Verbrennungsmotor auch Abgase produzieren. Obwohl reine Elektroautos emissionsfrei fahren, müssen auch sie eine grüne Feinstaubplakette in der Windschutzscheibe tragen, die von Kfz-Überwachungsorganisationen ausgestellt wird.
Augenmerk auf Hochvoltspeicher
Im Rahmen der HU legen Prüfer bei E-Autos besonderes Augenmerk auf die Hochvoltkomponenten des Antriebs. Bei einer oberflächlichen Prüfung wird nach schadhaften oder fehlenden Isolierungen, Beschädigungen an Leitungen oder dem Batteriekasten, fehlenden Abdeckungen oder falschen Befestigungen gesucht. Alles, was einen Kurzschluss verursachen könnte, wird kritisch beäugt. Deshalb werden sogar die Ladekabel auf Beschädigungen überprüft. Außerdem wird nach Leckagen und dem Austreten gefährlicher Stoffe geschaut.
Sollten sich im Rahmen der HU ein oder mehrere eklatante Mängel zeigen, wird in der Regel eine Nachuntersuchung notwendig. Innerhalb von vier Wochen muss dann auch ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug ein weiteres Mal vorgeführt werden, um die erfolgte Mängelbeseitigung zu demonstrieren. Wurde diese wie gefordert umgesetzt, wird die Plakette erteilt, die ein unbeanstandetes Auto bereits beim ersten Termin erhält.
HU für E-Autobesitzer billiger
Eine Nachuntersuchung verursacht Zusatzkosten, weshalb es sich lohnen kann, das Fahrzeug vor dem ersten Hauptuntersuchungs-Termin einem Mängel-Check zu unterziehen. Ist etwa ein Scheinwerfer defekt oder ein Reifen abgefahren, sollten diese Probleme unbedingt bereits vor dem Untersuchungstermin behoben werden. Beim Tausch defekter Leuchtmittel zum Beispiel kann man oft auch selber Hand anlegen, zeigen sich hingegen Defekte an der Hochvolttechnik, sollten diese nur Profis beheben.
Die HU kostet den E-Autobesitzer rund 40 Euro weniger, da wie bereits angedeutet keine Abgasmessung durchgeführt werden muss. Abhängig vom Bundesland sowie der durchführenden Organisation können die Preise variieren. Sollte das E-Auto in die Nachuntersuchung müssen, werden allein für diese weitere 15 bis 25 Euro fällig.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x