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Angriff auf deutsche Autobauer Chinesen greifen mit neuem Volvo an

Kommende Woche präsentieren die chinesischen Eigner den überarbeiteten Volvo XC90.

Kommende Woche präsentieren die chinesischen Eigner den überarbeiteten Volvo XC90.

(Foto: REUTERS)

In wenigen Tagen stellt Volvo den gelifteten Volvo XC90 vor. Mit diesem und weiteren Modellen soll vor allem auf dem US-Markt Boden gut gemacht werden. Und auch sonst legen die Manager die Latte hoch - andernfalls drohe der Untergang.

Chinesen stapeln mitunter gerne tief. Chairman Li Shufu vom Autobauer Zhejiang Geely nannte sein Team vor fünf Jahren "eine Horde von Bauernjungen". Die damalige schwedische Ford-Tochter Volvo sei dagegen "eine mysteriöse, schöne Frau". Auf diese Weise reagierte Li zunächst auf kursierende Übernahmespekulationen. Mittlerweile sind die Jungs vom Lande mit der Schönheitskönigin im größten Auslandsdeal der chinesischen Autobranche fest verbandelt und bringen bald erstmals zusammen ein neues Modell heraus.

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Volvo 23,19

Geely hat seitdem mehr als zehn Milliarden US-Dollar in die 87 Jahre alte Marke gesteckt. Kommende Woche wird der schwedische Traditionskonzern in Stockholm die zweite Generation seines sportlichen Geländewagens (SUV) XC90 präsentieren - das erste Volvo-Modell unter chinesischer Ägide. "Wird das Auto ein Erfolg, werde ich stolz darauf sein", sagte Li jüngst. "Falls nicht, ist das für mich sehr schmerzhaft."

Angriff auf BMW und Audi

Das Modell soll zwischen 65.000 und 135.000 Dollar kosten. Es tritt gegen entsprechende Konkurrenz von BMW und Audi an. Der XC90 wird eines zeigen: Kann eine chinesische Autofirma es mit den deutschen Luxuswagenherstellern aufnehmen? Das Auto wurde auf einer neuen Wagenplattform gebaut, die für mehrere Modelle verwendet werden kann. Das Modell liefert ein erstes Anzeichen dafür, welche Richtung Volvo unter Li einschlägt. Mehr als alles andere muss der XC90 für Furore sorgen.

"Zunächst müssen wir unsere Position auf etablierten Märkten wie Europa und den USA konsolidieren und verbessern. Anschließend können wir unser Standbein in Schwellenländern wie China stärken", erklärte Li in einem Interview. Volvos Umsätze in China sprangen im Lauf der vergangenen Jahre kräftig an. Aber in den USA krankt das Geschäft, obwohl die Gesamtnachfrage dort erheblich zulegt. Auch in Europa kommt Volvo nicht richtig in die Gänge. Die schwedische Traditionsmarke muss sich sehr strecken, um weiter Profite auszuweisen.

Volvo schrieb vergangenes Jahr zwar schwarze Zahlen. Die operative Marge von 1,6 Prozent rangierte jedoch weit hinter den Premium-Wettbewerbern und dem eigenen Ziel von 8 Prozent bis 2020.

USA als Hoffnungsträger

Håkan Samuelsson ist der von Li vor zwei Jahren installierte Chef. Seiner Meinung nach markiert der XC90 die Spitze einer ganzen Reihe von ehrgeizigen Projekten. Volvo plane zum Beispiel ab kommendem Jahr den Export von Fahrzeugen aus neuen chinesischen Werken. Als nächstes soll die Limousine S90 auf den Markt kommen, die viele Merkmale mit dem XC90 teilt.

Die USA gelten als wichtiger Bestimmungsort für Autos aus China. Der Markt ist ein großer Hoffnungsträger des Konzerns. Die japanische Konkurrenz führt schon lange Autos in die USA aus, nutzt dadurch positive Währungseffekte und unterausgelastete Kapazitäten. Noch kommen die Chinesen in den USA aber nicht groß heraus.

Samuelsson bläst beim XC90 ins gleiche Horn wie sein Chef. "Dieses Auto muss einfach ein Hit werden." Er verwies insbesondere auf den US-Markt. Der XC90 müsse weltweit die Lücke zu anderen Premiummarken schließen. Das neue Modell ist das erste Volvo-Debüt auf dem US-Markt seit 13 Jahren. Damals trieb die erste Version des XC90 den US-Absatz auf Rekordhöhen. Das neue Modell wartet mit einem schicken Touchscreen-Kontrollzentrum und einem Turbomotor mit vier Zylindern auf, der auf 400 PS kommt.

Li will die große Reputation der schwedischen Marke wieder herstellen. Er verweist auf die glorreichen 1960er und 1970er Jahre, als Volvo so etwas wie das Maß aller Dinge - vor allem in punkto Sicherheit - war.

Marktführer bei Design und Sicherheit - sonst nichts

2004, kurz nach der ersten Version des XC90, schoss der US-Absatz auf das Rekordhoch von fast 140.000 verkauften Wagen. Doch im vergangenen Jahr waren es gerade noch rund 60.000 Stück. Die Auslieferungen bröckelten dieses Jahr um rund zehn Prozent ab, obwohl der Gesamtmarkt so gut läuft wie seit 2006 nicht mehr. "Wir müssen so schnell wie möglich wieder mehr als 100.000 Modelle absetzen", gibt Samuelsson die Richtung vor. "Wenn wir kleiner als das sind, sind wir bald Geschichte."

Letztlich will Li 800.000 Autos weltweit jährlich absetzen und den aktuellen Stand damit praktisch verdoppeln. Volvo hat aber ein kleineres Budget als seine Rivalen und kommt auf weniger Marktanteil. Auch bei Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie bei Markteinführungen hinken die Schweden hinterher. Diese Anstrengungen will Li jetzt verstärken und weist auf Erfolge bei der Sicherheit, im Design und mit umweltfreundlichen Motoren hin. "Volvo muss in dieser Hinsicht die globale Autobranche anführen. Ansonsten drohen angesichts der massiven Überkapazitäten weltweit große Schwierigkeiten."

Quelle: ntv.de

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