Gewinn an Dynamik und Komfort Das bietet der neue Bulli
28.06.2015, 17:52 Uhr
Das Leistungsspektrum reicht von 84 bis 204 PS.
(Foto: Busse/Textfabrik)
Ist er nun neu oder runderneuert? Ohne Zweifel bietet die sechste Generation des VW Transporters vieles, was es im Vorgänger nicht gab. Unter der fast unveränderten Optik stecken neue Motoren und viele Komfort- und Sicherheitssysteme.
Seit der holländische VW-Händler Ben Pon einen rundlichen Kastenwagen in sein Notizheft malte, sind in mehr als 65 Jahren über 12 Millionen Bullis verkauft worden. Die jetzt erhältliche sechste Generation wird wohl bald von einer siebten abgelöst, die dann auch elektrische Antriebe bietet. Aber eines werden Transporter, Multivan und Caravelle bestimmt tun: Die Fahne einer Vielseitigkeits-Ikone hochhalten, die Gewerbler und Dienstleister, Handelsreisende und Familien gleichermaßen schätzen.

Der erste Bulli und sein fünfter Nachfolger: Der T6 lockt mit mehr Komfort.
(Foto: Busse/Textfabrik)
Zwei scharfe Bügelfalten prägen die neue Fronthaube, die so schnittig modelliert sind, dass beinahe noch etwas schief gegangen wäre: Das bereits fertige Presswerkzeug musste noch einmal geändert werden, da sonst die spitze Blechkante nicht den Zulassungsregeln entsprochen hätte. Von Anfang auf viel positives Echo stieß die Zweifarb-Lackierung, die in vier verschiedenen Tönen als rollende Reminiszenz an das T2-Sondermodell "Samba" erinnert.
Eine enorme Spreizung weist das Leistungsangebot auf. Es reicht von 84 PS für den Basis-Diesel bis zu 204 PS für die beiden stärksten Aggregate der Diesel- und Ottomotoren. Vier TDI- und zwei TSI-Antriebe umfasst das Angebot. Gleichzeitig können noch zwei verschiedene Radstände, zwei Dachhöhen sowie der Allradantrieb 4-Motion bestellt werden. Zusammen mit vier verschiedenen Ausstattungslinien verspricht Volkswagen-Nutzfahrzeuge Kombinationsmöglichkeiten für mehr als 500 verschiedene Fahrzeugvarianten. Vielfalt auch in der Preisliste. Der Einsteiger-Kastenwagen mit 5-Gang-Getriebe kostet 27.411,65 Euro (dessen Abgasausstoß noch der EU-5-Norm entspricht) der Multivan mit 204-PS-Diesel, DSG und Allradantrieb stolze 67.990, 65 Euro.
Stolze 44 Prozent Marktanteil
Rund zwei Drittel der VW-Transporter werden in Nutzfahrzeug-Konfiguration verkauft. Händlern, Handwerkern, Logistik- und Service-Unternehmen dienen sie also zum Geldverdienen. Der Transporter beherrscht seinen Markt noch deutlicher als die Marke VW den deutschen Pkw-Sektor. Während insgesamt etwa jede fünfte Neuzulassung auf das Konto von Volkswagen geht, kommt das aus Transporter, Caravelle und Multivan bestehende Dreigestirn auf rund 44 Prozent in seinem Wettbewerbsumfeld. Entsprechend den Bedürfnissen der heterogenen Kundschaft präsentiert sich die Innenarchitektur stark verändert. Während im Kleinlaster die schlichte Eleganz strapazierfähiger Oberflächen und offener Ablagen dominiert, spiegelt das Interieur des Sondermodells "Generation Six" am Armaturenbrett den Außenlack wider und die Mittelkonsole hat eine zusätzliche verschließbare Kleinteilbox.
Jede einzelne Ausführung soll die Geldbörse des Käufers besser schonen als die Vorgänger. Die neuen Euro-6-Motoren verbrauchen bis zu 15 Prozent weniger Kraftstoff, was beim 102 PS starken Blue-Motion-Modell einem Durchschnittswert von 5,5 Litern je 100 Kilometer entspricht. Was den Antrieb des Kasten- oder Pritschenwagens, des neunsitzigen Kleinbusses oder der beliebten Großraum-Limousine angeht, sind die Sympathien der Deutschen klar verteilt: Nur einer von hundert Bullis in Deutschland wird mit einem Benzinmotor bestellt. Der stärkste Selbstzünder bietet außer 204 PS auch noch 450 Newtonmeter maximales Drehmoment, das bereits ab 1400 Umdrehungen anliegt. So befeuert knackt der T6-Bus erstmals in seiner mehr als 65-jährigen Geschichte die 200 km/h-Marke.
Während die Nutzfahrzeuge in der Regel mit 5- oder 6-Gang-Handschaltung ausgeliefert werden, greifen komfortbedürftige Privat-Nutzer häufig zur Doppelkupplungs-Automatik. Das geschmeidige 7-Gang-DSG wurde so verstärkt, dass es auch die enormen Drehmomente des Zweiliter-Topdiesels übertragen kann. Spürbar verbessert ist die Traktionsfähigkeit der Vorderachse. Kunden hatten immer wieder moniert, dass herzhaftes Anfahren zu einem Radiereffekt der Räder führt. Bei der Testfahrt war nichts mehr davon zu spüren.
Variables Fahrwerk und stabile Sitze
Der Dynamikgewinn zog weitere Änderungen nach sich. Das Fahrwerk wurde angepasst, die Insassen erleben ihre Beförderung als noch näher am Pkw-Standard. Als Option ist ein verstellbares Fahrwerk lieferbar, das den sportlich orientierten Bulli-Fahrern auf Knopfdruck ein griffigeres und strafferes Auto beschert. Den gewachsenen Fähigkeiten in Längs- und Querbeschleunigung entsprechend wurden die Sitze angepasst, die nun mehr Seitenführung gewährleisten.
Laut Chefentwickler Hans-Joachim Rothenpieler ist der Bulli "so vielfältig wie seine Kundschaft". Das Arsenal an Komfort- und Sicherheitssystemen steht dem, was Business-Limousinen ihren Insassen bieten, kaum nach. Je nach Bedürfnis und Geldbeutel des Bestellers können ein Front-Assist-System, City-Notbremsfunktion, Multikollisionsbremse, adaptiver Tempomat, Fernlichtautomatik, Frontscheibenheizung, Müdigkeitswarner, LED-Hauptscheinwerfer und Rückleuchten, Rear Assist, Bergabfahrassistent und/oder Gespannstabilisierung an Bord geholt werden. Ob die gehobene Soundanlage von Dynaudio wirklich nötig ist, sollte eine individuelle Hörprobe entscheiden, denn die Standard-Musikanlage bietet einen erstaunlich transparenten und wohltönenden Sound. Kein Wunder: Die verwendeten Lautsprecher machen bereits Golf- und Passat-Fahrern Freude.
Zu dem wenigen, was der T6 nicht bieten kann, gehören alternative Antriebe. Da nicht zu erwarten ist, dass der neue Bulli auf zwölf Jahre Laufzeit wie sein Vorgänger kommt, bleiben Erdgas- und Elektroantrieb dem T7 vorbehalten. Etwas schneller können Kunden auf eine elektrische Einrichtung zugreifen, die zum Herbst als Option in der Preisliste steht – eine selbstständig öffnende und schließende Heckklappe.
Quelle: ntv.de