Auto

Im Mini zwei Sitze weggelassen Der eilige Flachmann

Die Kunst des Weglassens: Flaches Dach und zwei Sitze weniger, fertig ist das neue Coupé.

Die Kunst des Weglassens: Flaches Dach und zwei Sitze weniger, fertig ist das neue Coupé.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Mancher strebt ein Leben lang vergeblich danach, der Mini ist schon zum zweiten Mal Millionär geworden. Diese Woche überschritt die Verkaufszahl die siebenstellige Ziffer erneut. Mit dem zweisitzigen Coupé schafft die Kultmarke ab Oktober zusätzliche Begehrlichkeiten.

Für Markenchef Kay Segler ist die fünfte Karosserievariante des vor zehn Jahren von BMW neu aufgelegten Klassikers Mini "der wilde Spross der Familie", das Auto sei "vielleicht ein bisschen unvernünftig". Was Segler nicht sagt: Unvernunft war von Anbeginn eine Grundvoraussetzung für den Erfolg der längst noch nicht ausgereizten Variationsmöglichkeiten. Hätten die Käufer der neuen Minis stets nur rationale Überlegungen walten lassen, wären die Absatzzahlen wohl kaum so zielstrebig nach oben geschossen. Nach 243.000 verkauften Einheiten weltweit im vergangenen Jahr wird dem neuen Modell eine Erhöhung des Volumens von 20 Prozent zugetraut.

Im Ursprungsland des Minis ist die Marke eine Bank, jedes Jahr wiederholt sich das Ringen mit dem viel größeren Markt USA um den Spitzenplatz in der Verkaufsstatistik. China holt mit Riesenschritten auf, mit ihrer Begeisterung für traditionsreiche Marken sorgen die Chinesen für Auslastung im Werk Oxford.

Mit Durchreiche: Der Kofferraum im Coupé fasst 280 Liter.

Mit Durchreiche: Der Kofferraum im Coupé fasst 280 Liter.

(Foto: MINI)

Was das Coupé so einzigartig macht, ist die helmförmige Dachkonstruktion und ein für die Marke bisher unbekanntes Kofferraumvolumen. Das Modell Clubman, das im Mini-Sortiment den Part des "Kombis" spielt, verfügt hinter den Passagierplätzen über 260 Liter Kofferraum. Das Coupé hat unter der weit aufschwingenden Heckklappe gar 280 Liter – immens, gemessen an dem, was die Marke bisher an Transportkapazität bieten konnte. In der Klappe ist noch eine weitere Besonderheit verborgen: Der bewegliche Spoiler, der ab 80 km/h automatisch oder manuell per Taste ausgefahren werden kann. Dass er die Sicht nach hinten durch die extrem geneigte Scheibe nicht gerade verbessert, versteht sich vorne selbst.

Der bisher ehrlichste Mini

Nimmt man den Countryman einmal aus, der wegen seiner Dimensionen ohnehin nur schwer als Mini einzusortieren ist, stellt das Coupé das bisher ehrlichste Fahrzeug unter den vorhandenen Karosserievarianten dar. Die beiden Rücksitze, die in Limousine, Cabrio und Clubman nominal zwar vorhanden sind, die jedoch eher als Innenraum-Kosmetik denn als Beförderungsplätze für Personen gelten können, wurden konsequent weggelassen.

Ungewöhnliche Formen und viel Farbe: Das Markenzeichen des Mini-Innendesigns.

Ungewöhnliche Formen und viel Farbe: Das Markenzeichen des Mini-Innendesigns.

(Foto: MINI)

Vom Start weg haben die Kunden die Auswahl zwischen drei Benzinmotoren, die 122 und 184 PS leisten, die Spitze markiert die rennsportverdächtige John-Cooper-Works-Variante (JCW) mit 211 PS. Für das Diesel-affine Publikum Europas gibt es noch das Cooper SD Coupé, dessen Selbstzünder für 26.300 Euro aus zwei Litern Hubraum 143 PS holt. Dank eines ordentlichen Drehmoments von 305 Newtonmetern muss er gegenüber dem Cooper S im Normsprint nur eine Sekunde abgeben (6,9 zu 7,9 Sekunden von Null auf 100 km/h). Mit bissigem Antritt weiß der Diesel zu gefallen, knurrt um 3000 Touren ein bisschen ärgerlich auf, kann aber in Sachen Temperament in jedem Fall mit dem Ottomotor des Coopers mithalten. Bei Zurückhaltung mit dem Gasfuß erscheinen die nach Norm ermittelten 4,3 Liter Diesel je 100 km durchaus realistisch.

Mehr Gewicht – niedriger Schwerpunkt

Richtig giftig geht es mit dem JCW-Coupé zu. Nicht nur der Klang ist rau und rassig, auch die Kampf-Kostümierung aus Streifendekor und Kontrastfarbe am Dach machen den jungen Wilden zu einer Ausnahmeerscheinung. Ab Ende des Jahres werden für das Coupé Sportsitze aus der renommierten Recaro-Produktion verfügbar sein, was dem zahlungsfreudigen Publikum wahrscheinlich sehr willkommen ist. Um sportlicher zu fahren braucht man die wulstigen Sessel nicht, auch die Standard-Bestuhlung ist so passgenau geschnitten und seitenstabil, dass es an dem sprichwörtlichen "Gokart-Feeling" nicht fehlt.

Auch der Diesel mit seinen 143 PS gab bei der Probefahrt eine temperamentvolle Vorstellung.

Auch der Diesel mit seinen 143 PS gab bei der Probefahrt eine temperamentvolle Vorstellung.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Obwohl das Coupé rund 20 Kilogramm Mehrgewicht gegenüber dem als Basis dienenden Cabriolet auf die Waage bringt, muss man bei Agilität und Fahrvergnügen keine Abstriche machen. Genau 52 Millimeter weniger Karosseriehöhe sorgen für einen niedrigen Schwerpunkt, Modifikationen an Dämpfern und Stabilisatoren stellen das ausgewogene und lenkpräzise Handling sicher. Es könnten sogar noch ein paar Kilo mehr sein, vor allem auf der Hinterachse, die zum leichten Versetzen neigt, wenn schnelle Kurvenfahrt und holpriger Belag zufällig zusammentreffen.

Das Coupé kann man getrost als Gegenentwurf zu dem bei Frauen besonders beliebten Cabrio ansehen. Die weibliche Kundschaft macht dort etwa 60 Prozent der Käufer aus, bei der neuen zweisitzigen Macho-Mühle dürfte das Pendel stark zum anderen Geschlecht hin ausschlagen. Gleichbleibend schätzt der Hersteller die Bereitschaft der Kunden ein, ihre Mini mittels Sonderausstattung zu individualisieren und hochzurüsten. Schon jetzt werden in jeden bestellten Wagen im Durchschnitt 3000 Euro zusätzlich für Extras investiert.

Die Mini-Story geht weiter

Die pekuniäre Basis ist beim Coupé auf 21.200 Euro fixiert. Dafür ist die 122 PS starke Version mit Ottomotor zu haben. Der Cooper ist mit 25.300 Euro, der JCW mit 31.150 Euro zu veranschlagen. Mit schickeren Alufelgen, Navigations-System, Lederpolster und anderem Schnickschnack können daraus also ganz schnell 40.000 Euro werden. Doch vor allzu eiliger Bestellung sei gewarnt: Die Mini-Story geht weiter. Schon nächstes Jahr wird das Coupé den Helm ablegen und zum Roadster mutieren und die "Paceman" genannte Flachdachversion des Countryman steht auch schon in den Startlöchern.

Quelle: ntv.de

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