E-Auto-Akkus sterben zweimal Die Krux mit dem Batterie-Recycling
02.03.2019, 07:01 Uhr
Das Recycling von Auto-Akkus muss gelöst werden, wenn E-Autos ein Erfolg werden sollen.
(Foto: VW)
Die Lebensdauer von Elektroauto-Akkus wird von den Herstellern auf mindestens fünf Jahre beziffert. Doch nach dem ersten Leben sollen sie nicht sofort in den Sondermüll. Es gibt Ideen wie man die Batterien in ein zweites Leben überführen kann.
Die Ökobilanz von E-Autos fällt momentan, betrachtet man die Zeit von der Produktion bis zum Exodus, nicht viel besser aus als die von konventionell angetriebenen Fahrzeugen. Nachhaltiger könnten die Stromer werden, wenn es am Lebensende ein koordiniertes Batterie-Recycling gäbe.

Im erstenLeben liefern die Akkus den Treibstoff für das Auto. Aber ihre Lebenszeit ist hier limitiert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Skeptiker bezeichnen E-Autos aufgrund ihrer mit Metallen und seltenen Erden vollgestopften Akkus gerne als fahrenden Sondermüll. Andere wiederum betrachten die Sache positiv und sprechen von rollenden Rohstoff-Minen: Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt, Kupfer, Stahl und Kunststoffkomponenten – all das sei viel zu wertvoll, um es einfach wegzuschmeißen. Zudem ist es verboten: Die EU schreibt vor, dass mindestens 50 Prozent des Materials einer E-Auto-Batterie wieder verwertet werden müssen.
Zweites Leben nach Recycling
Bislang existiert Batterie-Recycling allerdings nur in ganz kleinem Stil. Das liegt an einer Reihe von Praxis- und Logistikproblemen, vor allem aber an dem Umstand, dass es bislang kaum alte Akkus gibt. Die Erfahrungen mit der Lebensdauer von E-Auto-Batterien sind noch lückenhaft, doch die Energiespeicher sollen im Fahrzeug langlebiger sein als man das vom heimischen Smartphone- oder Laptop-Akkumulatoren kennt. Rund fünf bis zehn Jahre – so versprechen die meisten Hersteller - tun die Batterien ihren Dienst. Aber selbst nach dieser Zeit verfügen sie noch über 75 bis 80 Prozent ihrer Ausgangskapazität. Unbrauchbar sind sie damit aber noch lange nicht.
Nach der Zerlegung und einer eingehenden Untersuchung soll ihr zweites Leben ("Second Life") beginnen, etwa als Puffer in der Energieversorgung oder als stationärer Energiespeicher für Ladestromanbieter. Auch ein Leben als tragbarer Stromspender für Camper und Abenteuerurlauber soll einen Option sein. Nissan etwa will in Kürze portable Batteriepakete aus ausgemusterten Leaf-Akkus anbieten, VW hingegen möchte alte Batterien für mobile Ladestationen nutzen. Unter optimalen Bedingungen können die ausgemusterten E-Auto-Batterien in weniger anspruchsvollen Anwendungen weitere zehn Jahre genutzt werden.
Alt-Akkus sind Gefahrengut
Die erste große Altakku-Welle steht nach derzeitigen Berechnungen aber erst in ewa 20 Jahren an. Doch natürlich gibt es auch heute schon Akkus, die im Recycling landen, etwa weil die Fahrzeuge in denen sie verbaut sind in einen Unfall verwickelt waren oder weil sie im Lieferwagen-Dienst so intensiv genutzt wurden, dass sie schneller als erwartet gealtert sind.
Bislang ist das Wiederverwerten teuer und mühsam. Schon der Transport ist problematisch, handelt es sich bei den Akkus doch um Gefahrgut, das auch anschließend nur unter Sicherheitsvorkehrungen gelagert werden kann. Das endgültige Zerlegen erfolgt weitgehend von Hand. Für die maschinelle Demontage bräuchte es einheitliche Akkutypen – aktuell nutzt nicht einmal jeder Hersteller in jedem Modell die gleiche Bauart. Dazu kommt: Die wenigsten Batterien sind heute auf ein späteres Recycling hin entwickelt; einzelne Komponenten lassen sich nur schwer voneinander trennen, häufig hilft nur rigoroses Einschmelzen. Trotzdem sind die Rückgewinnungsquoten relativ hoch, liegen je nach Material bei rund 90 Prozent, im Gesamtschnitt bei rund 50 Prozent.
Recyclingquote von 97 Prozent?
Während das Wiederverwerten heute in der Regel von spezialisierten Recycling-Konzernen durchgeführt wird, könnte es künftig auch für die Fahrzeughersteller interessant werden, kennen sie doch die Akku-Pakete am besten und können sie im Zweifel so gestalten, dass sie nach dem Ende ihrer zwei Leben leicht zu demontieren sind. VW etwa plant in Salzgitter eine Pilotanlage, die bis zu 72 Prozent der Komponenten recyclebar machen soll.
Übrig bleiben dann im Wesentlichen nur noch das Elektrolyt und die Graphit-Elektrode. Langfristig sollen auch diese zurück in den Rohstoffkreislauf, womit die Recyclingquote auf 97 Prozent steigt. Das Recycling verbessert die Gesamt-Ökobilanz des Elektroautos deutlich, vermeidet Entsorgungskosten und verringert nicht zuletzt auch die Abhängigkeit der Hersteller von der Lieferung neuer Rohstoffe. Wegwerfen auf den Sondermüll sollte also für E-Auto-Akkus nicht in Frage kommen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x