Mercedes 280 SEC Eleganz ohne Prunk
02.06.2010, 11:24 Uhr
Chrom war in Mode in den sechziger Jahren. Das Modell W111 trug dem Trend der Zeit Rechnung.
(Foto: Markus Mechnich)
Die 68er stehen sinnbildlich für neue Freiheiten und die Auflehnung gegen das Establishment. Die Etablierten haben es sich hingegen gut gehen lassen, wie unser Klassiker aus dem Jahr 1968 zeigt. Edles unterm Stern ist der Mercedes 280 SEC noch heute.
Die sechziger Jahre waren für den Automobilbau goldene Zeiten. Kaum zuvor und selten danach wurden solch optisch opulente und extravagante Fahrzeuge konstruiert. In den USA schwebten Autos wie ein Cadillac Fleetwood Sixty Special über die Highways und in Deutschland war ein ebenfalls in seinem Aussehen amerikanisch geprägter Opel Kapitän ein Verkaufsschlager. Es war die Zeit von Heckflossen, ausladenden Karosserieteilen und reichlich Chrom an jeder Ecke. Alles Geschmackssache, aber immer ein Hingucker - die Autos dieser Ära.
Auch bei Mercedes hat man in dieser Epoche des Automobilbaus auf Flossen und Chrom gesetzt. Der damalige Chefdesigner Karl Wilfert entwarf mit dem W111, so die interne Bezeichnung des Modells, ein Auto, das diesem Zeitgeist entsprach. Als Nachfolger des so genannten "Großen Ponton-Mercedes" war der Neuentwurf mit Heckflosse und doppelten, voll verchromten Stoßstangen ganz dem Geschmack dieser Ära verschrieben, ohne allerdings protzig zu wirken. Im Vergleich zu den Ponton-Aufbauten seiner Vorgänger W105 und W180 zeigte sich der Neue aber fast grazil und in jedem Fall elegant.
Hohe passive Sicherheit
Aber auch technisch hatte der W111 einiges zu bieten. So war er in Sachen passive Sicherheit geradezu vorbildlich. Als erster Mercedes hatte er eine stabile Fahrgastzelle und wirksame Knautschzonen integriert. So absolvierte er so einige spektakuläre Crashtests für seine Zeit, zum Beispiel einen Überschlag bei 80 Stundenkilometern, und konnte die Tester mit seinem Aufbau durchaus überzeugen. An der Hinterachse stabilisierte später eine hydropneumatische Ausgleichsfeder die Karosse und als erster Mercedes bekam er Scheibenbremsen an den Vorderrädern serienmäßig.
Mit einer Motorleistung von 160 PS war der Mercedes 280 SEC für seine Zeit stark motorisiert.
(Foto: Markus Mechnich)
Neben den viertürigen Heckflossenlimousinen wurde ab den frühen sechziger Jahren auch Coupés und Cabrios auf Basis des W111 gebaut. Kennzeichnend waren die flacheren Karosserien, bei denen die Heckflossen nur noch im Ansatz erkennbar waren. Obwohl die Gemeinsamkeiten äußerlich noch sichtbar waren, unterschieden sie sich von der Bauart her doch grundlegend. Mercedes setzte reichlich Handarbeit für diese exklusiven Autos ein. Von den Rohbauteilen der Limousine passte kein einziges für das Coupé oder das Cabrio.
Aufgewerteter Innenraum
Ab 1967 verbaute Mercedes einen neuen 2,8 Liter großen Benzin-Motor mit 160 PS. Mit ihm kam der 280 SEC auf den Markt, den wir hier vorstellen. Bei diesem Modell wurde der Innenraum noch mal deutlich aufgewertet. Leder überspannte nun das Armaturenbrett, in unserem Fall in Rot. Dazwischen findet sich Funierholz als Hintergrund für die Instrumente. Optisch eine Augenweide, zumal das hier vorgestellten Auto liebevoll restauriert wurde. Später bekam der 280 SEC sogar noch einen 3,5 Liter großen V8-Motor mit 200 PS unter der Haube spendiert. Diese Variante ist heute ein begehrtes Sammlerstück.
Klassisch: Die Coupés wurden ab 1961 gebaut, den 280 gab es mit einer Modellpflege ab 1967.
(Foto: Markus Mechnich)
Bis 1971 wurden die Sechszylinder-Coupés dieser Art gebaut und das Modell wurde nach rund zehn Jahren eingestellt. Von den Coupés wurden im Laufe dieser Zeit 28.918 Modelle im Werk Sindelfingen hergestellt, während in der gleichen Zeit nur 7013 Exemplare des Cabrios gefertigt wurden. Daher sind die Cabrios aus dieser Zeit heute als Sammlerstücke mehr als doppelt so teuer. Von dem hier gezeigten 280 SEC gab es 3797 Exemplare. Insgesamt wurden von der Baureihe W111 mehr als 370.000 Autos gefertigt.
Die Oldtimervermietung Classic Depot aus Berlin hat ihn uns für die Fotoaufnahmen zur Verfügung gestellt. Außerdem bedanken wir uns bei Schloss Hubertushöhe für die malerische Kulisse.
Quelle: ntv.de