Sportlicher Luxus aus Korea Hyundai bringt den Genesis zurück
02.06.2014, 11:31 Uhr
Optisch kann es der neue Hyundai Genesis mit den Mittbewerbern auf jeden Fall aufnehmen.
(Foto: Von Holger Preiss)
Mit Luxuslimousinen bringt man Hyundai schon lange nicht mehr in Zusammenhang, aber inzwischen wieder mit wertigen und optisch ansehnlichen Autos. Für die Koreaner der richtige Zeitpunkt, es noch einmal mit einem sportlichen Luxusliner zu versuchen.

Mit einem Einstiegspreis von 65.000 Euro fällt der Genesis nicht in die Kategorie Schnäppchen.
(Foto: Holger Preiss)
Lange Jahre haben sich die Koreaner in Europa aus dem Segment der Luxuslimousinen rausgehalten. Zu stark war die deutsche Konkurrenz auf diesem Gebiet. Da kaprizierte man sich lieber auf billige Kleinwagen, die das Image aber ganz schön ruinierten. Jetzt, nach Jahren des Aufbruchs und unter den Designfahnen von Thomas Bürkle und seit Kurzem auch Peter Schreyer, hat sich das Blatt gewendet. Mit dem i40 gab es einen schicken und zweckmäßigen Passat-Gegner, der i30 fährt potent in der Golf-Klasse vor und der i10 heimste in der Kleinwagenklasse eine ganze Reihe von Preisen ein. Nicht zu vergessen der ix35, der in der Verkaufsbestenliste hinter dem ewigen Ersten Nissan Qashqai rangiert und der große Bolzer Santa Fe, der vor allem in den USA ein echter Renner ist.
All das und auch der Umstand, dass die Marke Hyundai in der Wahrnehmung des Publikums in den letzten Jahren von 29 auf 49 Prozent gestiegen ist, veranlasste die Verantwortlichen, auch im Premiumsegment einen neuen Versuch zu starten. Auf der Auto Mobile International (AMI) in Leipzig präsentierten die Koreaner nun das, was sie sich unter Luxuslimousine vorstellen: den Genesis. Kenner werden an dieser Stelle abwinken und sagen: Alles kalter Kaffee! Den Genesis gibt es seit Jahren in den USA. Das ist absolut korrekt. Es gibt ihn, aber anders. "Auf dem europäischen Markt hätten wir den US-Genesis nicht anbieten können", so Markus Schrick, der in Deutschland die Geschicke Hyundais lenkt. Auf die Bedürfnisse einer doch recht smooth fahrenden Gemeinde abgestimmt, wäre der Genesis für hiesige Verhältnisse entschieden zu weich gewesen. "Deswegen haben wir den Wagen in unserem neuen Forschungszentrum am Nürburgring, auf der Nordschleife, neu konfiguriert", so Schrick.
Böllerwerk unter der Haube
Und dass das dem potenten Kerlchen gutgetan hat, darf ungefahren geglaubt werden, wenn man sich vor Augen führt, dass die Sportlimousine von einem 3,8 Liter großen V6-Triebwerk befeuert wird, das satte 315 PS leistet und den Luxus-Koreaner in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 katapultiert. Verbandelt ist das Leichtmetalltriebwerk mit einer von Hyundai selbst entwickelten Achtstufenautomatik, die die Kraft permanent auf alle vier Räder verteilt. Bis an die Marke von 240 km/h treibt der V6 den Genesis, dann wird elektronisch abgeregelt. Um der Dynamik gerecht zu werden, wurde die Sportlimousine nach etlichen Testkilometern auf der Nordschleife wesentlich straffer abgestimmt.
"Man muss sich jetzt beim Bremsen nicht mehr vor der Straße verneigen", so Schrick. Zumal der Fahrer auch die Möglichkeit hat, die Charakteristik des Fahrwerks nach seinen individuellen Fahrbedürfnissen abzustimmen. Die elektronische Fahrwerksregelung Drive Mode erlaubt es auf Knopfdruck, die Einstellungen für den Allradantrieb, die Lenkung, die Schaltvorgänge und natürlich die Dämpfer vorzunehmen. Unterteilt sind die Wahlmöglichkeiten in drei Modi: Normal, Eco und Sport.
Luxus an allen Ecken und Enden

Nappa, 9,2 Zoll Display, Scrollrad für die Multimediaeinheit: fast nichts, was es im Genesis nicht gibt.
(Foto: Holger Preiss)
Im Innenraum setzen die Koreaner auf Luxus. Weiches Nappa für die elektrisch verstellbaren Sitze, offenporiges Echtholz aus Esche oder Walnuss für die Armatur und Türinnenseiten, Head-up-Display mit Memory-Funktion und ein 9,2 Zoll großer Touchscreen, der als Navi und als Multifunktionseinheit fungiert. Weltweit einmalig ist ein CO2-Sensor, der permanent den Kohlendioxidgehalt in der Innenraumluft misst und bei zu geringem Sauerstoffgehalt vor einer Ermüdung der Insassen warnt. Natürlich sind auch die inzwischen in dieser Klasse üblichen Fahrassistenzsysteme wie Spurhalte- und Fernlichtassistent an Bord.
Beim rückwärtigen Ausparken warnt der Cross-Traffic-Assistent vor Querverkehr und zeigt auf Wunsch den Blick auf das Fahrzeug in der Vogelperspektive. Standard in dieser Klasse, aber erstmals in einem Hyundai verbaut, kommen jetzt auch ein Totwinkelassistent und ein Tempomat mit Abstandsregelung zum Einsatz. Bei Stop and go ist das System auch in der Lage, bis zum Stillstand zu verzögern und anschließend den Wagen wieder bis zum angegebenen Limit zu beschleunigen. Mit dem System gekoppelt ist ein autonomer Notbremsassistent, der den Wagen in Gefahrensituationen selbständig bis zum Stillstand abbremst.
Ohne Tritt öffnet der Kofferraum
Für den weiteren Komfort sorgt der schlüssellose Zugang zum Fahrzeug. Der Clou: Steht jemand mit dem Fahrzeugschlüssel in der Tasche mehr als drei Sekunden hinter dem Kofferraum, öffnet die Klappe automatisch. So müssen Einkäufe und Gepäck nicht mehr auf dem Boden abgestellt werden, sondern können gleich im 433 Liter fassenden Kofferraum versenkt werden. Natürlich gibt es für das Spitzenmodell von Hyundai auch serienmäßig Bi-Xenon-Scheinwerfer und LED-Tagfahrlicht und ein Panorama-Glasdach, dessen vorderer Teil sich öffnen lässt. Für einen festen Stand und optische Präsenz sorgen 19 Zoll große Alus. Und für den, der in diesem Segment Berührungsängste mit Hyundai hat, der darf sicher sein, dass der erste Blick auf den Wagen anderes vermuten lässt. Denn auf der aktiven Motorhaube, die bei einer Kollision vor allem Fußgänger schützen soll, prangt nicht das H von Hyundai, sondern ein geflügeltes Hexagon mit der Aufschrift Genesis. Das erinnert eher an Aston Martin oder Bentley.
Ganz so teuer wird der koreanische Luxusliner dann aber doch nicht, wobei 65.000 Euro Grundpreis auch schon eine schöne Stange Geld sind. Ab August wird der Genesis in Deutschland angeboten. Vorerst in homöopathischen Stückzahlen. Sollte das Interesse aber größer werden, ist der Weg nach oben natürlich offen. Man darf also auf das Interesse gespannt sein.
Quelle: ntv.de