Vollprogramm aus Korea Kia Optima - eine Alternative zum VW Passat?
30.08.2016, 08:02 Uhr
In der schnittigsten Ausführung trägt der Kia Optima Sportswagon das Kürzel GT.
(Foto: Holger Preiss)
Wer auf der Suche nach einem Kombi ist, hat ab sofort mit dem Kia Optima Sportswagon eine neue Alternative. Um die anspruchsvolle Käuferschaft zu locken, haben sich die Koreaner mächtig ins Zeug gelegt und richtig dick aufgetragen.

Auch in der Ausführung GT-Line trägt der Optima alle Attribute eines Sportlers.
(Foto: Holger Preiss)
Als Kia auf dem Autosalon in Genf 2015 die Studie des Optima Sportswagon vorstellte, staunte das Publikum nicht schlecht. Da präsentierte sich ein Kombi, der gestreckt wie ein Shooting Brake mit riesigen 20-Zoll-Rädern und einer sehr schmalen Fenstergrafik mehr an einen Boliden als an einen Transporter erinnerte. Ab Septembers steht jetzt die Serienversion bei den Händlern und die hat, wie das häufig ist, im Vergleich zum Konzept Federn lassen müssen. Die Seitenscheiben sind der besseren Übersicht wegen wieder vergrößert worden, die riesigen Räder sind 16-Zöllern gewichen und das markante Heck mit tiefen Sicken und mächtigen Diffusorauslässen wurde geglättet und geschrumpft.
Das alles heißt nicht, das der Kia Optima Sportswagon schlecht aussieht. Er wirkt nur nüchterner, was wiederum mit dem selbst gestellten Anspruch der Koreaner kooperiert: sportlich, praktisch, stilvoll. Um dennoch etwas von der Dynamik zu retten, haben die Designer markante seitliche Lufteinlässe in die Stoßfänger eingearbeitet. Die Rückleuchten ziehen sich weit in die Fahrzeugflanken und sind auf Wunsch auch in LED-Optik erhältlich. Noch etwas dicker tragen die GT Line und der GT auf: Der Sportstoßfänger vorn protzt mit prägnanten seitlichen Lufteinlässen, am Heck präsentiert sich ein fetter Heckdiffusor und ein Doppelauspuff. Die Felgen in den Radhäusern wachsen wieder auf 18 Zoll und beim GT strahlen die Bremssättel in sportlichem Rot.
Der Sportler unter den Sportswagon
Mit Blick auf die Motorisierung im GT, der sportlichsten Variante des Sportswagon, lässt das hoffen. Unter seiner Haube arbeitet ein neuer 2.0-Liter-Turbobenziner, der 245 PS leistet und mit einer Sechs-Stufen-Wanderautomatik kombiniert ist. Das Zusammenspiel funktioniert auf den ersten Kick auch ganz gut. In den unteren Gängen schiebt der Kombi super an und ist in 7,6 Sekunden aus dem Stand bis auf Landstraßentempo beschleunigt. Das Ganze haben die Soundakustiker so untermalt, dass die Insassen im Sport-Modus das Gefühl bekommen könnten, ein V8 würde den Koreaner befeuern. Leider funktioniert das nur auf Landstraßenniveau. Wer auf der Autobahn versucht, den immerhin 232 km/h schnellen Sportswagon spontan zu beschleunigen, wird enttäuscht sein.
Mit Schubverlust schaltet die Automatik zwei Stufen zurück, um unter einem akustisch angestrengt wirkenden Triebwerk Drehzahlen aufzubauen. Sind die bei 4900 erreicht, klackt das Getriebe wieder zackig zwei Gänge nach oben, um am Ende dennoch an einem Gummiband zu hängen. Das ist schade, denn das scheint hier nur eine Frage der Elektronik zu sein. Fährt der Pilot das gleiche Manöver im Normal-Modus, verzichtet die Automatik auf das zappelige Zurückschalten, baut die Drehzahlen kontinuierlich auf und treibt ohne Verzug an. Das ist auch kein Problem, denn bereits ab 1350 Kurbelwellenumdrehungen liegen 350 Newtonmeter an der Vorderachse an. Wer also auf den Sportmodus auf der Autobahn verzichtet, der dürfte mehr Spaß haben und sich über den trotz einiger Höhenflüge bei der Geschwindigkeit erträglichen Verbrauch von erfahrenen 9,8 Litern freuen.
Erstmals ein adaptives Fahrwerk
Ein besonderes Lob verdient das adaptive Fahrwerk, das beim GT Standard ist und für die anderen Modelle optional geordert werden kann. Je nach Fahrmodus reguliert es in Sekundenbruchteilen die Dämpfungskraft. Dabei haben die Entwickler darauf geachtet, dass es hier nicht zu einer oft mit Dynamik verwechselten übertriebenen Härte kommt. Das lässt den sportlichen Kia auf normaler Strecke wunderbar ausfedern, sorgt aber gleichsam auf der Rennstrecke dafür, dass es in der Kurve so wenig Versatz wie möglich gibt. So neigte sich der Kia auf einem Parcour zwar bei zackigen Lastwechseln, zeigt aber keinen Versatz, was nicht nur auf der Jagd nach Rundenzeiten wichtig ist. Letztlich ist die Abstimmung keine schlechte Alternative und vielleicht auch die familientauglichste Sportlichkeit, die man einem kompakten Kombi zuteilwerden lassen kann.
Apropos Familientauglichkeit: Wem 41.790 Euro für den Sportwagon in der GT-Version zu viel sind, der kann mit gutem Gewissen zum Diesel greifen. Der 1.7 CRDi wurde mit zwei neuen Turboladern bestückt und leistet 141 PS, wobei er seine Kraft von immerhin 340 Newtonmetern entweder manuell über eine Sechsgangschaltung an die Vorderräder abgibt oder über ein ebenfalls sechsstufiges Doppelkupplungsgetriebe. Das arbeitet ohne spürbaren Verzug bei den Schaltvorgängen, was vor allem bei zügigem Antritt erfreut. Denn immerhin beschleunigt sich der Diesel auf 200 km/h. Wenngleich es ab Tempo 180 ein wenig dauert, bis das Spitzentempo erreicht ist. Erfreulich auch, dass der Selbstzünder seine Arbeit ohne große Töne verrichtet. Wo andere laut dröhnen, bleibt er verhalten wie beim Verbrauch. Nach etwa 90 Kilometern Autobahn und 40 Kilometern Landstraße vermeldete der Bordcomputer 6,8 Liter. Das geht mit Blick auf die schnellen Autobahnetappen auch absolut in Ordnung. Kia selbst vermerkt im Datenblatt kombiniert 4,6 Liter. Zu haben ist der flotte Diesel mit Handschaltung ab 28.290 Euro.
Viele Extras und ein Hybrid

552 Liter schluckt der Optima Sportswagon in seinem Gepäckabteil. Ist die 40/20/40 Rücklehne komplett umgelegt, sind es sogar 1686 Liter.
(Foto: Kia)
Allerdings dürfte dieses Budget nicht mehr ausreichen, wenn man sich für die GT-Line entscheidet oder die gut strukturierten, in acht Stufen elektrisch verstellbaren Sitze ordert. Noch etwas mehr muss zahlen, wer den Wunsch hegt, wie in der Oberklasse die Polster nicht nur beheizen, sondern auch belüften zu können. Selbstredend gibt es das Gestühl auch in Lederausführung. Bereits in der Basisausstattung und damit ohne Aufpreis hat der Optima eine 7-Zoll-Kartennavigation, Rückfahrkamera, Klimaanlage, Tempomat, elektronische Parkbremse, Dämmerungssensor für die Scheinwerfer, elektrisch anklappbare Außenspiegel und beim Kombi die Dachreling an Bord. Optional gibt es noch eine 360-Grad-Kamera, Einparkhilfe, eine induktive Ladestation für Smartphones, die das können, Smart-Key-Zugang und Solarverglasung, um nur einiges zu nennen.
Wem das jetzt alles noch nicht reicht, weil er nicht nur einen Kombi haben will, sondern auch umweltfreundlich unterwegs sein möchte, der muss sich noch einen Augenblick gedulden. Während es den Optima als Plug-in-Hybrid schon gibt, wird der Sportswagon in dieser Form erst im kommenden Jahr zu haben sein. Bis dato ist nur der Preis für die Limousine bekannt und der liegt bei 40.490 Euro. Zieht man die staatliche Kaufprämie in Höhe von 3000 Euro ab, gibt es den Wagen bereits ab 37.490 Euro. Den Antrieb im Plug-in-Hybrid übernehmen ein 2.0-Liter Benzinmotor mit 156 PS und ein Elektromotor mit einer Leistung von 68 PS, der von einer Lithium-Ionen-Polymer-Batterie mit einer Kapazität von 9,8 Kilowattstunden befeuert wird. Rein elektrisch versprechen die Koreaner eine Reichweite von bis zu 54 Kilometern. Das wäre übrigens die größte Reichweite für Fahrzeuge im D-Segment.
Was Kia allerdings verschweigt, ist, wie lange es braucht, den Akku an der Steckdose zu laden und mit welchen Einschränkungen der Käufer bei der Zuladung rechnen muss. Bei der Limousine schrumpft der Kofferraum nämlich von 510 auf 300 Liter. Keine Abstriche müssen Kia-Käufer bei der Garantie machen. Egal, auf welches Modell die Entscheidung fällt, es gibt sieben Jahre Herstellergarantie oder 150.000 Kilometer. In der Summe aller Angebote könnte der Optima Sportswagon auch eine Alternative zu einem VW Passat sein.
Quelle: ntv.de