Auto

Mehr Autobauer wollen den Preis Red Dot Award - Nicht käuflich, aber teuer

Peter Zec im Gespräch mit Skoda Chefdesigner Jozef Kaban.

Peter Zec im Gespräch mit Skoda Chefdesigner Jozef Kaban.

Es gibt viele ausgezeichnete Autos, aber wenige wurden offiziell ausgezeichnet. Ein kleiner rot-weiß gestreifter Ball macht den Unterschied. Er ist das Marken-Logo des "Red Dot Award". Den gibt es aber nicht zum Nulltarif.

Den "roten Punkt" gibt es für viele Produkte. Möbel, Haushaltgeräte, Bäder und vieles mehr. "Für mich aber ist das Autodesign die Königsdisziplin", sagt Peter Zec. Der Kommunikations- und Designberater mit Professorentitel hat einst den Preis ins Leben gerufen und ist eine Art graue Eminenz der weltweiten Gestalter-Gilde. Seine Idee: Designer begutachten die Arbeit ihrer Kollegen und befinden dann darüber, ob es einen Preis gibt oder nicht. Wie zum Beispiel bei der Schöpfung des Fabia, die unter der Regie des Skoda-Chefdesigners Jozef Kaban entstand. Der tschechische Kleinwagen auf Basis des VW Polo darf sich - wie viele andere Autos - mit dem Red Dot Award schmücken.

"Wir werden keine Design-Marke"

Der Skoda Fabia hat den Red Dot Design Award schon gewonnen.

Der Skoda Fabia hat den Red Dot Design Award schon gewonnen.

"Skoda hat den Fabia bei der Jury eingereicht und sich um den Preis beworben", erklärt Professor Zec. "Die derzeit 44 Juroren sind alles unabhängige, internationale Fachleute, die aber nicht unbedingt mit Autodesign zu tun haben müssen." In den Sitzungen der Preisrichter wird jedes Auto für sich alleine bewertet. "Es ist kein Wettbewerb, bei dem verschiedene Modelle gegeneinander antreten und miteinander verglichen werden", betont Zec. "Ein Modell wie der Fabia musste sich also nicht mit einem Ferrari oder einem anderen exklusiven Fahrzeug messen. Der Preis eines Produkts darf keine Rolle spielen".

Beim Skoda-Bestseller überzeugte die Jury die parallele Linienführung, die dynamische Linie dank des nach hinten leicht schrägen Dachs und der Verzicht auf jeglichen "Schnickschnack". Bewertet wurden aber auch Innenraum und Platzangebot. "Alles zusammen gesehen, führte dann dazu, dass der Fabia zu Recht mit dem Award ausgezeichnet wurde", resümiert Peter Zec. "Wir wollen aber keine klassische Design-Marke werden", wiegelt der Chef-Kreative Jozef Kaban ab. "Es gibt viele Faktoren, die ein Auto mitbringen muss und die viel wichtiger als das Design sind. Es muss sicher sein und seinen Zweck erfüllen". Kaban freut sich dennoch über das Lob der Jury: "Das ist ein extremer Motivationspunkt für uns alle, denn die Auszeichnung zeigt dem Team, dass unser Weg auch anerkannt wird." Skoda hat sich übrigens jetzt auch mit dem großen Superb um den Preis beworben.

Design braucht Zeit

Peter Zec ist die graue Eminenz des Red Dot Design Award.

Peter Zec ist die graue Eminenz des Red Dot Design Award.

Und wo bleibt beim Red Dot Award die Stimme der ganz normalen Kunden? Peter Zec räumt ein, oft mit dieser Frage konfrontiert zu sein. "Die Idee für diesen Preis war es nun mal, Designer entscheiden zu lassen. Denn nur sie als Fachleute wissen, dass Design manchmal Zeit braucht, um bei den Menschen anzukommen. Etwas Neues ist manchmal sogar ein Schock." Der 59-Jährige, der als erster Deutscher Präsident des internationalen Dachverbandes der Industriedesigner (Icsid) war, nennt als Beispiel die Form des 2001 erschienenen BMW 7er, die dem damaligen Designer Chris Bangle unter anderem wegen des kurzen Hecks und aufgesetzten Kofferraumes viel Kritik einbrachte, heute aber als wegweisend für viele Modelle anderer Hersteller gilt. "Die größte Herausforderung für die Designer eines so teuren Produktes wie einem Auto ist es, Tradition mit Innovation in Balance zu bringen. Zu traditionell kann zu Langeweile führten, zu innovativ die Marke gefährden."

Golf in der Design-Kritik

Ein Spagat, den auch die Juroren der Auszeichnung immer wieder ins Kalkül ziehen müssen. So darf sich auch der VW Golf, der sich über die Jahre hinweg immer nur sehr dezent verändert hat, mit dem Red Dot Award schmücken. Peter Zec gewährt einen Blick ins Innenleben "seiner" Jury: "Der Golf hat den Preis bekommen. Aber die Jury hat sich dennoch gefragt, wo VW denn mit dem Auto hin will." Zec prophezeit: "Wenn sich mit dem nächsten Modell nicht ganz spektakulär etwas verändern wird, war das wohl der letzte Red Dot für den Golf".

Bleibt der Vorwurf an die Veranstalter des Designpreises, dass ihn sich Firmen gleichsam "kaufen" können, weil sie schließlich für die Bewerbung und die spätere Nutzung des Logos zum Beispiel in der Werbung bezahlen müssen. Peter Zec protestiert: "Der Red Dot Design Award ist der härteste Wettbewerb der Branche, weil er eben nicht käuflich ist. Die Juroren sind auch finanziell völlig unabhängig, und sie kommen aus vielen Ländern. Aber immer nur maximal zehn Prozent aus einem Land." Zudem müssten die Produkte Marktreife haben und dürfen nicht älter als zwei Jahre sein.

Trotzdem verdient der Veranstalter, das "Design Zentrum Nordrhein Westfalen" an der von ihm vergebenen Auszeichnung. Zec erklärt: "Die Anmeldekosten sind relativ gering. Wir verdienen an der Nutzung des Erfolgs durch die Gewinner. Es gibt ein Winner-Package, das bestellt werden kann. Darin ist dann die Nutzung des Labels für ein Jahr enthalten und der Eintrag ins Jahrbuch."

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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