"Vision C" macht nicht nur Audi Konkurrenz Skodas wohldosierte Provokation
04.03.2014, 12:45 Uhr
Mit einem Lichtspektakel wurde die giftgrüne "Vision C" von Skoda in Genf präsentiert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bereits als Skodas Chefdesigner Kaban den neuen Octavia präsentierte, wies er auf das Herz hin, das so wichtig sei für Emotionen. Doch hielt er sich mit seinen Linien hier noch zurück, entfacht er mit dem "Vision C" ein Feuerwerk der Gefühle - in Farbe und Form.
Erst glimmt das Markenlogo, dann flammt kurz der Kühlergrill auf und danach läuft das Licht von den handgefrästen Kristallstäben zur Seite in die ebenfalls aus Kristallglas gefertigten Wimpern unter den Scheinwerfern: Wenn die Studie "Vision C" von Skoda-Designchef Jozef Kaban zum Leben erweckt wird, wird das mit einer kleinen, aber nicht minder spektakulären Lightshow gemacht.
Zwar ist das bei Designstudien nichts Ungewöhnliches, aber von einer Marke wie Skoda hätte man dieses Spektakel genauso wenig erwartet wie den giftig grünen Lack, in den Kaban sein jetzt in Genf enthülltes Schaustück getaucht hat. Viel zu nüchtern, viel zu bodenständig hat sich die tschechische VW-Tochter bislang gegeben, als dass sie so weit aus der Reihe tanzen dürfte.
Ein kleiner Affront
Natürlich ist das ein gewichtiger Teil der großen Erfolgsgeschichte, die Skoda vom Nobody aus dem Osten unter den Fittichen des VW-Konzerns zur stärksten Exportmarke und der am schnellsten wachsenden VW-Tochter gemacht hat. Aber nun ist es mit der vornehmen Zurückhaltung vorbei. Nicht nur die Inszenierung der Studie auf dem Genfer Salon ist eine wohldosierte Provokation. Auch das Auto selbst ist ein kleiner Affront. Denn Kaban enthüllt auf der Messe nicht noch einen praktischen Kombi, keine elegante aber spießige Limousine und auch nicht den lange erwarteten Geländewagen oberhalb des Yeti. Kaban hat tatsächlich das erste Skoda-Coupé der Neuzeit gezeichnet und auf die Räder gestellt.
Und wenn man ihn oder seinen Vorstandsvorsitzenden Winfried Vahland über die Zukunft dieses etwa 4,60 Meter langen Modells reden hört, dann kommt man nicht umhin zu glauben, dass es die Tschechen wirklich ernst meinen. Dann ist der elegante Viertürer im Stil von Mercedes CLS oder BMW 6er Gran Coupé nicht nur der stilistische Vorbote für den kommenden Superb mit neuem, flacheren Grill, stärker konturierten Kotflügeln oder schärfer geschnittenen Scheinwerfern. Nein, es ist auch das Äußere, mit dem Skoda für den Superb in Serie gehen will. Zumal der elegante Viersitzer mit den fließenden Linien und den rahmenlosen Seitenscheiben in ein oder zwei Jahren auch die Lücke zwischen Octavia und Superb schließen könnte. Dann hätte Vahland auch endlich seinen "Brandshaper", das Image-Modell, das sich der Firmenchef so dringend wünscht. Schließlich hat er nur noch vier Jahre Zeit, um den Skoda-Absatz wie versprochen auf weltweit 1,5 Millionen Einheiten zu pushen. Da kann ein bisschen mehr Aufmerksamkeit für die erfolgreiche aber bis dato eher unscheinbare VW-Tochter nicht schaden.
Wie von einem anderen Stern
Zwar ist das Auto "durch und durch ein Skoda", sagt Kaban. Das gilt für die klaren Linien ohne überflüssigen Zierrat genauso wie für die Schmuckelemente aus Kristallglas, mit denen der Designer bei seinen Studien so gerne der böhmischen Handwerkskunst huldigt. Doch zugleich bedient er sich bei der Studie vieler Tugenden, die man eigentlich von anderen Konzernmarken erwartet hätte. Weshalb der "Vision C" neben Octavia & Co. auch wie von einem anderen Stern wirkt. Zumal die grellgrüne Farbe auch einem Lamborghini stehen würde. Die scharfen Blechfalze etwa entlang der Gürtellinie erinnern an den Seat Leon, das Interieur ist zwar nicht so opulent, aber dafür so liebevoll und vornehm gestaltet, wie in einem Bentley Continental und die Silhouette erinnert gefährlich an den Audi A7. Wenn das mal keinen Ärger mit der großen Schwester gibt.

So hell wie die LED-Scheinwerfer der "Vision C"-Studie leuchten die Augen derer, die das Coupé zu Gesicht bekommen.
Je länger Kaban über seinen Entwurf spricht, desto heller leuchten seine Augen, desto breiter wird sein Lächeln und desto schwungvoller schneiden seine Hände durch die Luft, wenn er die wenigen Linien des Coupés nachzeichnet. Er ist begeistert und will, dass es dem Betrachter genau so geht. "Endlich ein Auto fürs Herz", sagt der Designer, einen Satz, den er schon bei der Weltpremiere des neuen Octavias bemüht hat. Aber irgendwie ist es tatsächlich so, denn bislang musste er mit seinen Autos immer zuerst auf das Hirn zielen: "Mehr als je zuvor zeigt sich Skoda mit diesem Auto dynamisch und elegant."
Leidenschaft und Hybrid?
Bei aller Leidenschaft hat er die Grundtugenden seiner Marke aber nicht vergessen und die Funktion nicht auf dem Altar der schönen Form geopfert. "Nur weil man ein emotionales Auto fahren möchte, muss man deshalb doch keine Kompromisse machen", sagt Kaban und verweist zum Beispiel auf das lichte Raumgefühl unter dem schwungvollen Dach, das riesige Gepäckabteil unter der bis über die Rückscheibe reichenden Heckklappe oder die vier schlanken Einzelsitze, die sportlich aussehen und trotzdem bequem sind. Oder er erzählt vom vernünftigen Motor, der eben kein 300 PS-Sechszylinder ist, sondern ein 1,4 Liter-Vierzylinder mit mageren 110 PS aber mit Erdgasumrüstung und einem C02-Ausstoß von 91 g/km. Emotional ist das nicht mehr. Aber mit Sicherheit bietet das VW-Regal mit den Motoren auch noch ein Triebwerk, das der dynamischen Formsprache gerecht wird. Vielleicht ist es ja gar ein Hybrid? Denn in Genf präsentieren die Wolfsburger auch ihren Golf GTE. Einen echten Plug-in-Hybrid. Und warum nicht eine solche Motorenkombination in einem Superb Coupé. Der Gedanke gefällt in jedem Fall mehr als ein kleiner Vierzylinder im Alleingang.
Aber abseits aller scharfen Sicken zählen für Kaban natürlich auch wieder die praktischen Details, an die er in seiner Studie gedacht hat: Da passen die 1,5-Liter-Flaschen wieder in die Türtaschen, im Kofferraum gibt es einmal mehr die praktischen Haken und unter dem Tankdeckel wartet selbstredend der Eiskratzer, sagt Kaban. "Denn auch ein Coupé kann clever sein. Zumindest wenn wir es gemacht haben. Sonst wäre es kein authentischer Skoda."
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x