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Lebensdauer des Sturz-Schutzes Wie oft muss man den Motorradhelm wechseln?

Motorradfahrerhumor: Hoffentlich trug auch die Frau gute Schutzkleidung.

Motorradfahrerhumor: Hoffentlich trug auch die Frau gute Schutzkleidung.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ein guter Helm ist eine Lebensversicherung für Motorradfahrer, denn zwischen Kopf und Asphalt befindet sich im Ernstfall nur eine dünne Schicht Kunststoff. Weil diese altert und brüchig wird, sollten Motorradfahrer ihren Helm regelmäßig wechseln - alle paar Jahre sollte ein neuer her.

Damit die Schutzfunktion eines Motorradhelms bei einem Sturz ausreicht, ist es ratsam, ihn regelmäßig zu wechseln. Die Experten des ADAC schätzen die normale Lebensdauer bei Duroplast-Helmen bei guter Pflege auf mindestens acht Jahre. Helme aus Thermoplasten besitzen keine zusätzliche Lackschicht und sind daher empfindlicher gegen UV-Strahlung. Sie sollten spätestens nach fünf Jahren getauscht werden.

Bei viel genutzten Helmen steht der Austausch meist schon früher an, weil sich Futter und Dämmung abnutzen und keinen festen Halt mehr vermitteln. Nach einem Sturz oder Unfall ist es ohnehin obligatorisch, den Kopfschutz zu erneuern. Selbst, wenn er äußerlich unbeschädigt erscheint, kann es zu einer dauerhaften Verformung der schützenden Hartschaum-Dämpfung im Inneren gekommen sein.

Besser mit Anprobe oder kurzer Testfahrt

Ein neuer Helm sollte auf keinen Fall blind gekauft werden, auch wenn man seine Helmgröße (Kopfumfang im Bereich der Stirn, über den Ohren und am Hinterkopf, in Zentimetern) weiß. Besser ist ein vorheriges Anprobieren oder sogar eine kurze Probefahrt. Dabei muss der Helm fest sitzen und darf bei geschlossenem Gurt nicht zu sehr auf dem Kopf wackeln und sich schon gar nicht mit Gewalt abziehen lassen. Bequem wird es, wenn bei Integralhelmen zwischen Kinn und Helm noch rund zwei Finger breit Platz ist.

Bei der Farbwahl sind helle und auffällige Töne zu bevorzugen. Auch auf die Belüftung und den Geräuschkomfort sollte man achten. Alternativ zu Probefahrten bieten manchem Händler inzwischen Geräusch- und Windkabinen, in denen man einen Eindruck des Helms bekommen kann.

Neue Sicherheitsnorm für Motorradhelme

Ein Blick auf das kleine Label, das meist am Kinnriemen angenäht ist, gibt Aufschluss über die Zulassung. Grundsätzlich sollten nur Helme gekauft werden, die nach ECE R 22/05 zugelassen sind. Auch auf dem Visier sollte sich ein ECE-Stempel finden lassen; dieser stellt sicher, dass es die Mindestanforderungen an die Sicherheit erfüllt.

Neu entwickelte Motorradhelme, die ab Juni 2022 auf den Markt kommen, müssen die europäische Sicherheitsnorm ECE R 22/06 (Schreibweise auch: 22/6) erfüllen. Ab Juni 2023 wird zudem die Produktion sowie ab Anfang 2024 der Verkauf von Helmen nach bisheriger ECE-R 22.05-Norm untersagt. Es gelten etwa verschärften Testanforderungen wie Aufpralltests mit drei Geschwindigkeiten zwischen 20 und 30 Kilometern pro Stunde. Nach ECE 22.05 geprüfte Helme dürfen aber weiterverwendet werden, es gibt keine Austauschpflicht.

Nicht bekleben oder lackieren

Von Bekleben oder Lackieren eines Helmes sollte man absehen. Die enthaltenden Lösungsmittel greifen die Helmschale an und können und deren Stabilität beeinträchtigen. Bei der Reinigung und Pflege empfiehlt es sich, auf die Herstellerangaben zu achten. Prinzipiell sollte regelmäßig das Innenfutter vorsichtig gereinigt oder auch ausgetauscht werden. Nach Regenfahrten wird der Helm langsam - möglichst nicht auf der Heizung - getrocknet. Vorsichtig vorgehen sollte man bei der Reinigung des Visiers, da ansonsten Kratzer die Sicht einschränken könnten. Idealerweise werden Schmutzspritzer oder Insektenreste möglichst frühzeitig mit viel Wasser abgespült.

Der Kauf eines gebrauchten Helms ist nicht ratsam. Haarfeine Risse beispielsweise sind nur unter einem Mikroskop zu erkennen. Motorradfahrer mit alten Helmen sind nicht nur schlechter geschützt, sie können auch bei der Schadensregulierung Probleme mit ihrer Versicherung bekommen.

Neue Norm: Welche Fristen gelten für Helmhersteller?

Seit dem 1. Januar 2021 können Hersteller nach der neuen Norm ECE-R 22.06 zertifizieren lassen, so der TÜV Rheinland. Die neue soll die bisherige, 20 Jahre alte Norm ECE-R 22.05 mittelfristig ersetzen. Ab dem 3. Juni 2022 werden nur noch Genehmigungen nach ECE-R 22.06 erteilt. Ab dem 3. Juni 2023 darf das Genehmigungszeichen gemäß ECE-R 22.05 nicht mehr angebracht werden (Produktionsverbot).
Ein Verkaufsverbot für nach der alten Norm genehmigten Helme gilt ab dem 3. Januar 2024. Das gilt nur für Anwenderstaaten, die die ECE-R 22 obligatorisch in nationales Recht umgesetzt haben, so die Prüforganisation. Die ersten Modelle haben bereits eine Genehmigung nach ECE-R 22.06.
Was ist anders an der neuen Norm? "Wesentliche Punkte sind die geänderten Anforderungen an die Stoßdämpfungseigenschaften", erläutert Prüfingenieur und Motorradexperte Peter Schaudt vom TÜV Rheinland. Helme gemäß der neuen Norm würden umfangreicher geprüft. Ob diese Anforderungen nicht auch von den "alten" Helmen zufriedenstellend erfüllt würden, könne man nur im Einzelfall nachprüfen.

Quelle: ntv.de, abe/sp-x

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