Umdenken beim Dienstwagen Wo der Chef im VW Up fährt
26.07.2014, 15:24 UhrEin dicker Dienstwagen gilt vielen als Statussymbol. Langsam denken Unternehmen um - doch eher bei den Mitarbeitern als in der Chefetage. Nur wenige Bosse fahren mit gutem Beispiel voran.
Sparsamer Elektroflitzer statt protziger Limousine: Deutsche Unternehmen sind bei ihren Dienstwagen umweltbewusster geworden. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe in einer Umfrage. Fast jedes dritte Unternehmen, das sich daran beteiligte, halte inzwischen EU-Grenzwerte für den CO2-Ausstoß ein, sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Auch bei den Vorstandsautos hätten sich die durchschnittlichen Kohlendioxid-Emissionen etwas verringert. "Aber wir sind noch lange nicht zufrieden", sagte Resch.
Von 165 angeschriebenen börsennotierten und ausgewählten mittelständischen Firmen verweigerten 94 die Antwort. Viele von ihnen befürchteten wohl, schlecht abzuschneiden, sagte Resch. Weitere 22 Unternehmen erhielten von der Umwelthilfe die "Rote Karte" für mangelndes Klimabewusstsein.
"Es gibt zu viele Unternehmen, bei denen der Umweltschutz im Vorstand noch nicht angekommen ist", kritisierte der Verein. Sie hätten zwar eine emissionsarme Firmenflotte für die Mitarbeiter, seien selbst aber weiter mit übermotorisierten Limousinen unterwegs. Dabei sei das Spitzenpersonal mit seinen Dienstwagen eigentlich Vorbild für das gesamte Unternehmen.
Tui-Chef trägt die rote Laterne
Die Umwelthilfe vergab sieben "Grüne Karten" an Unternehmen mit glaubwürdigem Klimabewusstsein. Im Vorjahr waren es fünf. Den emissionsärmsten Dienstwagen unter den Vorstandschefs hat Markus Conrad von Tchibo, der ein Hybridfahrzeug mit Benzin- und Elektroantrieb fahre. Ebenfalls sehr gut schnitt das Lebensmittelunternehmen Frosta ab: Dessen Vorstandschef fährt mit dem Kleinstwagen Up (98 Gramm CO2 pro Kilometer) ein besonders sparsames Modell, der gesamte Vorstand kommt auf einen Schnitt von 127 Gramm, die komplette Flotte liegt bei 128 Gramm. Ähnlich gut wurden die Fuhrparks der Allianz, von C&A, Kaiser's Tengelmann, Pfeiffer und Phoenix Solar bewertet. Alle Unternehmen erhielten die "Grüne Karte".
Am schlechtesten schnitt im Test Tui-Vorstandschef Friedrich Joussen mit einem Allrad-Fahrzeug ab. Diesen Wagen habe er beim Vorstandswechsel vom vorherigen Arbeitgeber mitgebrachte, es sei ein älteres Auto, sagte eine Sprecherin. Bei der Flottenstrategie mit Anreizen für umweltfreundliche Mitarbeiter konnte der Reiseveranstalter dagegen punkten. Resch schränkte außerdem ein, die Bewertung Joussens als "schwarzes Schaf" sei nur bedingt aussagekräftig, da so viele Unternehmen nicht geantwortet hätten, die noch schlechter sein könnten.
Punkte vergab die Umwelthilfe auch für Mobilitätsstrategien wie "Altersvorsorge statt PS", wo Einsparungen beim Leasing in Altersvorsorge umgewandelt werden, für Leihfahrrad-Systeme oder kostenlose Monatstickets und Bahncards bei Verzicht auf einen Dienstwagen.
Quelle: ntv.de, kse/dpa/sp-x