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Tokio Motor Show Disneyworld für Designer

Soll die Lücke zwischen Auto und Motorrad füllen: Nissan Land Glider.

Soll die Lücke zwischen Auto und Motorrad füllen: Nissan Land Glider.

Die Tokio Motor Show gilt als die futuristischste unter den Automessen rund um den Erdball. Hier werden Visionen gezeigt, die aber auch irgendwann Wirklichkeit werden könnten.

Sie lesen Mangas statt Mickey Mouse, fahren Autos, die bei uns als rollende Schuhkartons durchgingen und sind verrückt nach elektronischen Spielereien: Japaner haben einfach einen anderen Geschmack. Das zeigen auch die Studien der heimischen Autohersteller, die aus der Tokio Motor Show (24. Oktober bis 4. November) ein Disneyland der Designer machen.

Natürlich stehen auf der Messe auch durchweg ernst gemeinte Vorboten künftiger Serienmodelle: Etwa der Toyota FT-86, aus dem einmal die neue Celica wird, oder der Daihatsu e:S, der die nächste Kleinstwagengeneration vorweg nimmt. Doch viele Schaustücke haben mit dem Verkehrsgeschehen und aktuellem Kaufverhalten wenig gemein.

Basket und Deca Deca

Das beginnt bereits bei der Evolution der sogenannten Kei-Cars, die in Japan von der Steuer begünstigt und deshalb besonders populär sind: Denn nachdem es selbst unter 3,40 Metern schon Limousinen oder Sportwagen gibt, zeigt Daihatsu in dieser Liga jetzt auch noch einen kleinen Pick-Up mit Rückbank unter freiem Himmel. Wem dieses Basket genannte Auto zu lieblich ist, für den steht nebenan der coole Deca Deca, nach dem sich auch mancher deutsche Partygänger sehnen würde: Außen robust gezeichnet wie ein Geldtransporter, lässt er sich mit wenigen Handgriffen zur luftigen Lounge umbauen - inklusive riesigem Plasma-Fernseher.

Der Daihatsu Basket ist schon nahe an der Serie.

Der Daihatsu Basket ist schon nahe an der Serie.

(Foto: dpa)

Während diese Studien noch konventionell angetrieben sind, spinnen Honda und Toyota den Faden weiter und zeigen in Tokio zwei elektrische Zwerge. So ist der "Future Toyota" EV II mit einer Länge von 2,73 Metern noch einmal kürzer als der iQ, bietet aber innen spürbar mehr Platz: Weil er große Schiebetüren hat, statt mit mechanischer Lenkung und Bremsen elektronisch gesteuert wird und mit einem kleinen E-Motor fährt. Der EV-N von Honda wiederum soll beweisen, dass selbst die Elektrozukunft eine Geschichte hat und erinnert mit seinen deutlichen Retroelementen an den beliebten Kleinwagen 600N aus den 60ern.

Lücke zwischen Motorrad und Auto

Wenn es nach den Stilbildnern der Japaner geht, müssen sich die Autofahrer selbst von diesem ungewohnten Anblick bald wieder verabschieden und sich an eine vollkommen neue Fahrzeuggattung gewöhnen: "Es gibt eine Lücke zwischen Auto und Motorrad oder Roller, die wir füllen werden", sagt der deutsche Designer Tobias Nagel, der für Nissan in die Zukunft blickt.

Aus dem Toyota FT-86 soll mal der neue Celica werden.

Aus dem Toyota FT-86 soll mal der neue Celica werden.

Inspiriert vom Dauerstau in der Millionen-Metropole, der erlahmenden Kauflust vornehmlich junger Kunden und dem schwindenden Ansehen des Autos wurde in seiner Abteilung der Land Glider entwickelt. Er hat zwar vier Räder und eine Karosserie, ist aber so schmal wie ein Motorrad und soll auch dessen Fahrspaß bieten. Natürlich wird er wie so viele andere Studien von Tokio elektrisch angetrieben.

Selbst wenn der wie ein Segelflieger ohne Flügel geformte Wagen ein wenig überzeichnet wirkt, ist Nagel von der Nachhaltigkeit der Studie überzeugt: "Vielleicht werden sie nicht genau so aussehen wie der Land Glider. Doch in drei, vier Jahren werden wir solche Fahrzeuge auf den Straßen von Tokio zu sehen bekommen."

Ein Stück Wirklichkeit

Davon ist offensichtlich auch Honda überzeugt - und geht abermals ein Stück weiter als die Konkurrenz: Denn neben einem Einsitzer irgendwo zwischen Mofa, Krankenfahrstuhl und elektrischen Zweirädern präsentiert die Marke auf der Messe den U3-X, der auf den ersten Blick an eine kaum hüfthohe Statue erinnert. Werden allerdings zwei Hebel ausgeklappt, entsteht daraus ein futuristisches Einrad mit Elektroantrieb, das computergesteuert die Balance hält.

Egal wie realitätsfremd die Studien von Tokio auch erscheinen mögen - ein wenig Wirklichkeit steckt in den allermeisten Showcars trotzdem. Der Hybrid-Antrieb des flügeltürigen Großraumkombis von Subaru zum Beispiel hat gute Chancen, irgendwann einmal im Legacy zum Einsatz zu kommen. Und auch wenn den Kleinwagen Mazda Kiyora ganz sicher nie in Serie geben wird, kommt sein neuer Spar-Benziner mit Turbo und Direkteinspritzung spätestens 2011 auf den Markt.

Quelle: ntv.de, Thomas Geiger/dpa

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