Mazdas hoffnungsfroher Spätzünder CX-5 rollt Feld von hinten auf
19.07.2012, 10:22 Uhr
Der neue CX-5 betritt bei seinem Debüt Ende April als Spätzünder die Bühne der Kompakt-SUV.
Lange hat Mazda an seiner neuen Formsprache gearbeitet. Mit dem CX-5 wurde sie in ein Fahrzeug gegossen. Aber nicht in irgendeins: Mazda hat in den Power-Markt der Mittelklasse-SUV investiert. Herausgekommen ist ein dynamischer Offroader, der bereits vor dem Marktstart für Aufsehen sorgt. Bleibt die Frage, ob er auch einen Praxistest besteht.
Mazda hat sich spät entschieden, in das Boom-Segment der Mittelklasse-SUV einzusteigen. Aber wahrscheinlich sagten sich die Japaner "lieber spät als nie" und irgendwie scheinen sie alles richtig gemacht zu haben. Der CX-5 erhielt bereits vor seiner Markteinführung im April 2012 unglaublich viele Vorschusslorbeeren. Und das, obwohl noch keine Schraube in der Produktion angezogen wurde geschweige denn einer der potenziellen Käufer das Fahrzeug unter den Füßen hatte. Allein für Deutschland lagen vor dem Marktstart 3000 Bestellungen bei den Mazda-Händlern vor. Inzwischen wurde die Produktionskapazität von derzeit 200.000 Fahrzeugen ab März 2013 auf 240.000 Einheiten pro Jahr angehoben. So gesehen scheint nicht nur die Begeisterung in Deutschland riesig. Weltweit hat der CX-5 augenscheinlich ein wahres Heer an Fans.
Jetzt könnte man annehmen, dass es in einem Praxistest ein Leichtes wäre, bei so viel Geklingel im Vorfeld, ein Haar in der Suppe zu finden. Doch schon der erste Eindruck ist ausgesprochen positiv. Der Mazda steht kraftvoll da, wirkt aber nicht übermäßig bullig. Die stark ansteigende Schulterlinie und die leicht abfallende Dachlinie sorgen für einen sportlichen Auftritt. Unterstützt wird der durch Kleinigkeiten wie die als "Haifischflosse" verbaute Dachantenne oder den serienmäßigen Heckspoiler. Die Front prägt der neue Kühlergrill mit den darunterliegenden trapezförmigen Lufteinlässen. Die Radhäuser sind weit ausgestellt und geben der Seitenpartie etwas Maskulines, ohne übermäßig wuchtig zu sein. Um diese Dynamik nicht zu stören, hat Mazda wohl auch auf den sonst für SUV obligatorischen Unterfahrschutz verzichtet, der in diesem Segment aber in den meisten Fällen ohnehin mehr Schein als Sein ist.
Kodo und der multimediale Bedienrausch
Die Formsprache, die die neue Linie bei Mazda auch für zukünftige Fahrzeuge wie den neuen Mazda 6 prägen wird, nennen die Japaner KODO. Das hat nichts mit dem Projekt "Deutsch- Österreichisches Feingefühl", also D.Ö.F. zu tun, das in den 1980er Jahren Codo den Dritten aus der Sternenmitte beschwor. Oder doch? Für Mazda ist KODO das "Konzept der Bewegung, bei dem sich Schönheit und Kraft mit der Natur verbinden". Das soll sich auch im Innenraum wiederfinden. Die großen Rundinstrumente liegen gut im Blickfeld des Piloten und geben beredt Auskunft über alles Wissenswerte um die Fahrt. Der Kunststoff der Armaturen ist weich geschäumt und hat eine angenehme Haptik. Die Verarbeitung ist ordentlich, lediglich auf argem Kopfsteinpflaster machen sich leichte Schwirrgeräusche breit.
Für die Steuerung der Multimediaeinheit versetzt Mazda den Fahrer in einen wahren Bedienrausch. Neben den Tasten am Lenkrad und einer Sprachsteuerung kann auch der 5,8-Zoll-Farbmonitor mit Touchscreen oder der an Audi und BMW erinnernde neue Multi Commander Dreh-Drücksteller in der Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen genutzt werden. Der Autor neigt während der Testphase dazu, mit dem Zeigefinger über den gut ansprechenden Monitor zu streichen, um sich dann aber gleich wieder über die Fettfingerchen auf dem Bildschirm zu ärgern. Aber auch die anderen Ansprechmöglichkeiten geben keinen Grund zur Kritik.
Freiheit für alle
Die Sitze im CX-5 sind straff, aber nicht zu hart. Leicht geschalt, bieten sie auch bei flotter Kurvenfahrt guten Seitenhalt. Großgewachsene Personen könnten über eine zu kurze Oberschenkelauflage klagen. Ein echtes Manko ist, dass sich der Neigungswinkel der Kopfstützen nicht verändern lässt. Sonst bietet das 4,55 Meter lange SUV mit einer Breite von 1,84 Metern und einem Radstand von 2,70 Meter üppig Platz auf allen Sitzen. Personen, die sich in der zweiten Reihe einfinden, dürften sich über die Kniefreiheit freuen und Kinderfüße müssen sich sehr anstrengen, um die Rückenlehnen des vorderen Gestühls zu treffen. Die Seitenfächer – und das ist mitnichten Standard - in den Türen sind so gestaltet, dass eine 1,5-Liter-Flasche perfekt darin verstaut werden kann. Ob es sinnvoll ist, den Eingriff zum Schließen der Türen mit Stoff zu umspannen, darf bezweifelt werden, denn nach einiger Zeit könnte diese optisch ansprechende und handschmeichelnde Einrichtung etwas verschmuddelt wirken.
Das Gepäckabteil glänzt mit einem Volumen von 500 Litern. Wer sperriges Ladegut transportieren möchte, kann die Rückbank im Verhältnis 40:20:40 vom Kofferraum aus umlegen. Diese Dreiteilung ist in diesem Segment bis dato einzigartig. Werden alle Teile der Rücksitze geklappt, erweitert sich das Fassungsvermögen auf bis zu 1620 Liter. Eine weitere nennenswerte Innovation ist die Kofferraumabdeckung, die sich mit der Heckklappe öffnet und schließt. Sie wiegt lediglich zwei Kilogramm und kann mit einem Handgriff entfernt und im Unterboden des Kofferraums versenkt werden.
Neuer Diesel mit zweistufigem Turbo
Dank der komplett überarbeiteten Radaufhängung und Lenkung brilliert der CX-5 mit ausgezeichneten Fahreigenschaften. Quer- und Längsfugen schluckt der Offroader problemlos und auch mäßig ruppige Geländefahrten veratmet der Mazda ohne Weh und Ach. Dabei arbeitet die elektrische Servolenkung mit Sensoren zur Messung von Lenkwinkel, Querbeschleunigung und Geschwindigkeit und passt so die Servounterstützung den jeweiligen Fahrbedingungen an und es stört nicht wirklich, dass der Testwagen nur als Fronttriebler unterwegs ist.
Der Clou – und darauf ist Mazda sehr stolz – sind die neuen sogenannten Skyactiv Motoren. Der im Testwagen verbaute 2,2-Liter-Diesel mit 150 PS bei 4500 Umdrehungen und einem maximalen Drehmoment von 380 Nm erfüllt heute schon die Euro-6-Abgasnorm. Lediglich 119 g CO2 werden pro Kilometer durch die zwei Endrohre entlassen. Grund dafür ist die extrem niedrige Verdichtung für einen Diesel mit 14,0:1. Als Vergleich: Bei einem Diesel ohne Aufladung liegt das Verhältnis zwischen 18,0:1 bis 25,0:1. Dank des zweistufigen Turboladers ist der CX-5 auch in der kleinen Motorisierung – es steht noch ein Triebwerk mit 175 PS zur Wahl – ausgesprochen spritzig. In 9,2 Sekunden lässt er den lediglich 1,5 Tonnen schweren Stadt-Kraxler die 100 km/h-Marke überrollen. Ruhe findet die Tachonadel dann bei etwa 200 km/h.
Erstaunlich genügsam gibt sich das Antriebsaggregat dank Start-Stopp-System im Stadtverkehr. Etwa 6,1 Liter werden verbrannt. Die ambitionierten Angaben der Japaner von 5,4 Litern sind auch bei vorsichtigster Fahrweise nicht zu erreichen. Auf wirklich schnell gefahrenen Autobahnkilometern – die Rede ist hier von 190 km/h – laufen sogar etwa 7,3 Liter Diesel durch den Selbstzünder. Auch das ist ein ordentlicher Wert, der sich bei gemäßigter Fahrweise auf unter 6,0 Liter reduzieren lässt.
Erfreulich üppige Serienausstattung
Während der Fahrt entzückt die präzise und straffe Schaltung ebenso wie die für 28.390 Euro üppige Serienausstattung in der Modellvariante Center-Line. Neben acht Airbags sorgen ABS, Traktions- und Stabilitätskontrolle und ein City-Notbremsassistent, Licht- und Regensensor als auch eine Notbrems-Warnblinkautomatik für Sicherheit in allen Lagen. Eine Zweizonen-Klimaautomatik wärmt oder kühlt Fahrer und Beifahrer separat und die Freisprecheinrichtung mit Sprachsteuerung und Bluetooth ermöglicht das problemlose Telefonieren und die Übertragung der privaten Musiksammlung an das Audio-System. Natürlich sind auch ein MP3-fähiger CD-Spieler, AUX- und USB-Eingang an Bord. Die 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und die tief getönten Heckscheiben sorgen zusätzlich für ein ansprechendes Äußeres.
Für 500 Euro Aufpreis gibt es ein Navi von TomTom, dass mit wohlgeratener männlicher Stimme durch den Verkehr führte und Mitreisende zu der Aussage hinreißt: "Der Mann vermittelt das Gefühl, kompetent zu sein". Leider wies das Navi mehrfach darauf hin, nicht auf dem aktuellsten Stand zu sein. Bei aller Kompetenz ein beunruhigendes Gefühl in einem Neuwagen. Wirklich empfehlenswert ist das Touring-Paket mit Spurwechselassistent, Einparkhilfe und Sitzheizung für zusätzlich 900 Euro.
Fazit: Mit dem CX-5 dürften die Japaner im Bereich der SUV eine Punktlandung gemacht haben. Im Augenblick jedenfalls ist der Mazda der Schönste im Segment. Hinzu kommt eine reichhaltige Serienausstattung ein spritziger und genügsamer Motor, der auch das Budget schont, und ein insgesamt ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer sich also mit dem Gedanken trägt, ein Mittelklasse SUV sein Eigen zu nennen, sollte den japanischen Offroader auf jeden Fall in die engere Wahl ziehen.
DATENBLATT | Mazda CX-5 |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,55/ 1,84/ 1,71 m |
Radstand | 2,70 m |
Leergewicht (DIN) | 1485 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 503 Liter - 1620 |
Emissionsklasse | EU 6 |
Motor/Hubraum | Reihen-Vierzylinder mit 2191 ccm Hubraum und zweistufiger Turboaufladung |
Getriebe | 6-Gang-Handschaltgetriebe |
Leistung | 150 PS (110 kW) bei 4500 U/min |
Kraftstoffart | Diesel |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 202 km/h |
max. Drehmoment | 380 Nm bei 1800 bis 2600 U/min |
Tankinhalt | 56 l |
Beschleunigung 0-100 km/h | 9,2 s |
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert) | 4,1/ 5,4/ 4,6 |
Testverbrauch | 6,8 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 119 g/km |
Grundpreis | 28.390,00 Euro |
Preis des Testwagens | 31.420,00 Euro |
Quelle: ntv.de