Kodos schönste Seite Mazda6 - fast wie ein Shooting Break
21.05.2013, 11:05 Uhr
Die Nase steckt der Mazda6 aggressiv in den Wind und dank seiner 19-Zöller steht er auch entsprechend dynamisch da.
Einst gehörte der Mazda6 zu den erfolgreichsten Importfahrzeugen in Deutschland. Diese Zeiten sind vorbei, könnten aber jetzt eine Renaissance erleben, wenn man sich nur das Design des neuen Mazda6 ansieht. Doch wie schlägt sich er sich im Praxistest?
Mit seinem "Kodo – Design" hat Mazda für die neue Nummer 6 eine vielversprechende Formsprache entwickelt und sich konsequent von der schlichten Linienführung der Vorgängermodelle verabschiedet. Die Motorhaube ist weit nach vorn gezogen, die Überhänge verkürzen sich und der riesige Kühlergrill ist mit Chromspangen gerahmt, die sich bis in die Scheinwerfer ziehen. Die weit ausgestellten Radhäuser werden in der Ausstattungslinie Sports-Line von 19 Zoll großen Alus gefüllt, die dem Japaner einen extrem kraftvollen Auftritt geben. Im Zusammenspiel mit der stark abfallenden Dachlinie, einer extrem geneigten A-Säule und der ansteigenden Schulterlinie wirkt der Japaner fast wie ein Shooting Break.
Doppellader mit Überdruck
Diesen Eindruck vermittelt der Mazda6 wohl auch auf der Autobahn. Beim Blick in den Rückspiegel der Vorausfahrenden muss die Optik so eindringlich gewesen sein, dass in der Regel der Weg für den Testwagen klaglos frei gemacht wurde. Neben dem wuchtigen Grill dürfte auch das markante Tagfahrlicht, das erstmals mit LED illuminiert wird, ein Garant für die Spuröffnung während der Testfahrten gewesen sein. Natürlich wäre das allein nicht genug und so spielte dem Piloten noch ein anderer Umstand in die Hände: das Triebwerk.
Mazda hat entgegen der allgemeinen Entwicklung des Downsizings bei anderen Herstellern an seinen großen Triebwerken festgehalten. Allerdings haben die Japaner einiges an dem 2,2-Liter großen Diesel, der auch unter der Haube des Testwagens arbeitet, verändert. Der ist nämlich mit 14:1 verdichtet, was für derartige Motoren extrem wenig ist. In der Regel sind moderne Diesel in einem Verhältnis von 16:1 oder 18:1 verdichtet. Um Zündaussetzern und anderen Unannehmlichkeiten beim Kaltstart aus dem Weg zu gehen, wurden Keramik-Glühkerzen verbaut und der Einspritzdruck auf 2200 Bar erhöht. Hinzu kommt, dass das Kraftwerk über zwei Turbolader verfügt, die einzeln, aber auch zusammen spielen können. Der kleinere Lader verbessert das Ansprechverhalten bei geringen Drehzahlen, der größere der beiden sorgt für genügend Schub im Vollastbereich.
Temperamentvoller Sparmeister
Bringen wir dieses technische Gedöns auf den Punkt, dann heißt es, dass der Reihenvierzylinder mit einem Hubraum von 2191 Kubikzentimetern nicht nur 175 PS leistet und 420 Newtonmeter Drehmoment auf die Vorderachse presst, sondern auch, dass er extrem leise ist. Selbst bei der Höchstgeschwindigkeit von 221 km/h bleibt die Geräuschkulisse gemessen an anderen Dieselfahrzeugen flüsterleise. Von 0 auf Tempo 100 wird in 7,9 Sekunden beschleunigt, wobei der CO2-Ausstoß bei 121 g/km liegt, was die EU6-Norm erfüllt und das Siegel für die Effizienzklasse A bedeutet.
Auch das Schaltgetriebe bereitet inzwischen Freude. Litt Mazda doch lange Zeit darunter, dass sich der Ganghebel nur hakelig oder auch recht kraftintensiv bedienen ließ, geht es jetzt in einer kurzen Schaltgasse knackig zur Sache. Doch bei aller Performance bleibt die Nummer 6 ausgesprochen sparsam. Im Stadtverkehr standen akzeptable 5,8 Liter auf der Uhr und über die Autobahn wurden auf der linken Spur 7,8 Liter Diesel verbrannt. Grund für den geringen Verbrauch dürfte auch das von Mazda weltweit erste Pkw-Bremsenergie-Rückgewinnungssystem sein, das mit einem Kondensator arbeitet. Der kann innerhalb weniger Sekunden aufgeladen werden und seine Energie sofort wieder abgeben, um die elektrischen Fahrzeugsysteme zu betreiben und den Verbrennungsmotor zu entlasten. Mazda hat im Übrigen alle Dieselfahrzeuge mit dem sogenannten i-Eloop-System ausgestattet. Die Start-Stopp-Automatik gibt es ebenfalls für alle Mazda6 in der Serienausstattung.
Reisen wie in der Oberklasse
Angesichts der Verbrauchswerte, einem 62 Liter fassenden Tank und einem Gepäckabteil, das 522 Liter (bei umgelegter Rückbank 1664 Liter) wegsteckt, taugt der schicke Japaner auch für Urlaubsreisen. Zumal, wenn man in die im Testwagen mit Leder bespannten Polster sinkt, die es zum Aufpreis von 1800 Euro mit elektrischer Sitzverstellung für Fahrer und Beifahrer gibt. In der Sportvariante sind die mit angenehm hohen Seitenwangen versehen, die eine Platzveränderung des Piloten und Copiloten in schnell gefahrenen Kurven verhindern, aber auch dank der komfortabel straffen Abstimmung einen für diese Klasse herausragenden Sitzkomfort bieten.
D as Gleiche gilt für Reisende auf den hinteren Plätzen. Hier muss allerdings ergänzt werden, dass Knie- und Kopffreiheit selbst für erwachsene Sitzriesen üppig ausfallen. Das verwundert insofern, als dass die schon erwähnte stark abfallende Dachlinie beim äußeren Betrachten eher den Eindruck macht, als würde man nur kauernd auf der Rückbank sitzen können. Für Kinder transportierende Eltern sei erwähnt, dass auch die Baumelbeine der lieben Kleinen kaum die Rückenlehne der Vordersitze berühren.
Trotz seiner Größe von immerhin 4,8 Metern gibt sich der Mazda6 extrem agil. Das sportlich abgestimmte Fahrwerk bietet trotz seiner straffen Abstimmung ausgezeichneten Komfort. Straßenunebenheiten bleiben draußen und selbst auf Kopfsteinpflaster filtert der Japaner sauber aus. Die wertige Verarbeitung im Innenraum sorgt dafür, dass hier nichts rumpelt oder pumpelt. Mazda selbst spricht von einem neuen Konzept zur Blockade von Geräuschwegen und davon, dass besonders geräuschabsorbierende Materialien eingesetzt wurden. Was angesichts der tonalen Entwicklung im Innenraum durchaus glaubhaft erscheint.
Kodo lebt auch im Innenraum
Auch Ambiente und Funktionalität des Arbeitsplatzes lassen für den Mazda6-Fahrer kaum Wünsche offen. Zum einen spielt hier ebenfalls Kodo die erste Geige, was nichts anderes bedeutet, als dass die fließenden Linien, die die Außenhaut bestimmen, auch im Innenraum aufgegriffen werden und eine unaufgeregte Dynamik verbreiten. Zum anderen haben die Designer sehr darauf geachtet, dass die Funktionalität gewahrt bleibt. Auf Seitenfächer in den Türen wurde verzichtet, dafür ist aber ein klar definierter Flaschenhalter an nämlicher Stelle zu finden. Das so mitgeführte Getränk droht also nicht mehr wegzurutschen oder sich zu verklemmen, sondern kann ganz entspannt hochgenommen und abgesetzt werden. In der Mittelkonsole befinden sich zwei Becherhalter, die unter einem sich im Mittelkanal versenkenden Deckel versteckt werden können. Ein Brillenfach gibt es im Himmel und, wichtig für Frauen und eitle Männer, die Schminkspiegel hinter den Sonnenblenden sind beleuchtet.
Das in der Ausstattungslinie schon enthaltene Audio-System von Bose mit 11 Lautsprechern, CD-Player, Bluetooth mit Audio-Streaming, AUX- und USB-Anschluss lässt sich vom Lenkrad, über das Multi-Informations-Display mit 5,8 Zoll Farbdisplay und Touchscreen oder über den Multifunktionsschalter mit Druck-Dreh-Steller in der Mittelkonsole steuern. Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Vielmehr bietet es die Freiheit, nach eigenem Gusto mit der elektronischen Vielfalt umzugehen. Nicht in der Serie enthalten ist ein Navigationsgerät. Das gibt es für 500 Euro zusätzlich mit TomTom-Technologie. Die hat den Vorteil, dass sie von Haus aus auch auf lästige Fotoanlagen hinweist.
Für die aktive und passive Sicherheit sorgen im Testwagen in der Serienausstattung ein City-Notbremsassistent, dynamisches Kurvenlicht, automatische Leuchtweitenregulierung, Scheinwerferreinigungsanlage, Fernlicht- und Spurhalteassistent sowie ein Totwinkelwarner. Um Dieben die Arbeit zu erschweren, haben die Japaner der Sports-Line auch noch einen schlüssellosen Zugang und eine Alarmanlage mit Innenraumüberwachung spendiert. Wobei der Schlüssel beim Öffnen und Verschließen des Fahrzeuges nicht einmal mehr gezückt werden muss. Das Fahrzeug verriegelt nach Verlassen innerhalb von zehn Sekunden selbständig. Aber Achtung: In dieser Zeit können sie den Wagen nicht mal umrunden und wehe dem, der seine Funkfernbedienung dann nicht am Mann hat.
Fazit: Der Mazda6 ist als Kombi etwas für Leute, die dynamische Linien mögen, die ein sportliches Auto suchen, das Platz und die Möglichkeit für reichlich Zuladung bietet und die gerne einen Shooting Break hätten, aber nicht das Geld dafür ausgeben wollen. In der Ausstattungslinie Sports-Line, mit den hier erwähnten Ausstattungsmerkmalen und der Sonderfarbe Rubinrot Metallic und einem nicht erwähnten Glasschiebedach kostet der Mazda 39.340 Euro. Ein durchaus fairer Preis, wenn man bedenkt, dass der Wagen laut Berechnungen des Marktforschungsunternehmens Bähr & Fess Forecast zu den Restwertriesen 2017 gehört. Nach vier Jahren Haltedauer soll der Wagen beim Verkauf noch 51 Prozent seines Kaufpreises erbringen.
DATENBLATT | Mazda6 Sports-Line 2,2 L Skyactiv-D |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,80 m/ 1,84 m/ 1,48 m |
Radstand | 2,75 m |
Leergewicht (DIN) | 1495 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 522 Liter / 1664 Liter |
Emissionsklasse | EU 6 |
Motor/Hubraum | Vierzylinder-Diesel mit zweistufiger Turboaufladung mit 2191 ccm |
Getriebe | Sechsgang-Getriebe/ Handschaltung |
Leistung | 175 PS (129 kW) bei 4500 U/min |
Kraftstoffart | Diesel |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 221 km/h |
max. Drehmoment | 420 Nm bei 2000 U/min |
Tankinhalt | 62 l |
Beschleunigung 0-100 km/h | 7,9 s |
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert) | 5,7/ 4,0/ 4,6 |
Testverbrauch | 7,1 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 121 g/km |
Grundpreis | 28.490 Euro |
Preis des Testwagens | 39.340 Euro |
Quelle: ntv.de