Leben

Wenn das Gesicht errötet Die schwierige Behandlung von Rosazea

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Der Leidensdruck bei Rosazea-Patienten ist trotz Therapie oft groß.

(Foto: PantherMedia / Andriy Popov)

Neben Akne, Neurodermitis und Schuppenflechte gehört Rosazea zu den häufigsten Hautkrankheiten. Meist sind Frauen im Alter von 30 bis 50 Jahren betroffen, die chronisch-entzündliche Erkrankung kann aber schon früher und auch bei Männern auftreten. Eine Hautärztin erklärt, was Betroffene tun können.

Gesichtsrötungen, sichtbare Äderchen, Pusteln: Schätzungsweise 10 Prozent der europäischen Bevölkerung ist von der chronisch-entzündlichen Hautkrankheit Rosazea betroffen. Die deutsche Bezeichnung "Gesichtsrose" täuscht über den hohen Leidensdruck hinweg, den Menschen mit Rosazea verspüren. Schon wenn das Gesicht häufiger spontan errötet, sollte man hellhörig werden. Denn dabei kann es sich bereits um ein Vorstadium der Hautkrankheit handeln.

Auch wenn die Erkrankung als unheilbar gilt, kann man etwas dagegen unternehmen: "Obwohl die Rosazea oftmals chronisch und schubweise verläuft, gibt es auch symptomfreie Monate. Die Hautkrankheit ist zwar nicht vollständig heilbar, lässt sich aber mit der richtigen Behandlung und Lebensweise gut regulieren", sagt die Hautärztin Dr. Susanne Steinkraus im Interview mit ntv.de.

Wenn das Gesicht feuerrot wird

Bei Rosazea zeigen sich Rötungen im Gesicht: "Initial sind Hautrötungen sichtbar, im Verlauf treten Gefäßerweiterungen sowie Papeln und Pusteln auf. Die Hautveränderung kann mit Brennen und Spannungsgefühl einhergehen", sagt Steinkraus. Das plötzliche Erröten wird außerdem fast immer mit einem unangenehmen Wärmegefühl begleitet. Im letzten Krankheitsstadium können sich Talgdrüsen und Bindegewebe vergrößern, wodurch knollige Wucherungen entstehen. Sie zeigen sich vor allem auf der Nase und betreffen fast ausschließlich Männer.

Bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen sind auch die Augen betroffen (Opthalmo-Rosacea): "Dies macht sich durch erweiterte Blutgefäße der Augen sowie trockene und entzündete Augen bemerkbar", erklärt die Hautärztin. In diesem Fall sollten die Betroffenen sich unbedingt zusätzlich an einen Augenarzt wenden, der sich mit der Behandlung der Opthalmo-Rosacea auskennt. Nur so lassen sich ernsthafte Komplikationen, die das Augenlicht bedrohen, vermeiden.

Kranker Darm kann schuld sein

Warum Menschen an Rosazea erkranken, ist bisher noch nicht eindeutig geklärt. Vermutlich sind mehrere Faktoren beteiligt: Diskutiert werden Störungen im Immunsystem, Entzündungsreaktion auf Haarbalgmilben, die die Gesichtshaut besiedeln, sowie eine Fehlregulierung des Nerven- und Blutgefäßsystems. "Die genetische Veranlagung spielt eine Rolle, denn Rosazea tritt familiär gehäuft auf", sagt die Hautärztin. Weiterhin können hormonelle Veränderungen, etwa während einer Schwangerschaft oder den Wechseljahren, die Entstehung einer Rosazea begünstigen. Eine Kohortenstudie bei Rosazea-Patienten wies zudem ein verändertes Darmmilieu nach, was sich in einer vermehrten Besiedlung durch den Darmkeim Helicobacter pylori zeigte. Zudem hatten die Betroffenen häufig Symptome des Reizmagendarmsyndroms.

Deshalb können die Betroffenen häufig ihr Hautbild auch mit der richtigen Ernährung verbessern und neuen Rosazea-Schüben vorbeugen. Die Präventivmedizinerin Dr. Anne Fleck empfiehlt im Interview mit rtl.de eine antientzündliche Ernährung. Diese könne dabei helfen, das Hautbild zu verbessern. Die Expertin rät dazu, Süßigkeiten, Zucker, Weißmehlprodukte wie Brot, weißen Reis, aber auch Sojaprodukte vom Speiseplan zu streichen. Die Betroffenen sollten auch auf scharfe Speisen und Alkohol nach Möglichkeit verzichten. Beides wirkt gefäßerweiternd und fördert die Rötungen zusätzlich. Ungünstig auf das Hautbild wirkt sich auch der Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch aus, da es Entzündungen begünstigt.

Ob es zu einem Krankheitsschub kommt, hängt auch davon ab, inwiefern der Patient in der Lage ist, seine persönlichen Trigger herauszufinden und zu vermeiden. "Trigger-Faktoren der Rosazea sind vermehrte UV-Exposition, starke Temperatur-Schwankungen, heiße Bäder, Saunagänge, koffein- und teeinhaltige Getränke, scharfe Speisen und Stress", sagt Steinkraus.

Viele Therapien, kaum langfristige Erfolge

Grundsätzlich ist es wichtig, sich bei andauernden Rötungen an einen Hautarzt zu wenden. Zur Behandlung der Rosazea stehen je nach Krankheitsstadium verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. "Bei milderen Formen der Rosazea führt eine topische Therapie zur Verbesserung des Hautbildes. Bei ausgeprägteren Formen bedarf es zusätzlich einer systemischen Behandlung", sagt Steinkraus.

In der topischen Behandlung werden Antibiotika wie Metronidazol, aber auch Azealainsäure, Ivermectin (gegen Demodex-Milben) und Retinoide auf die betroffenen Hautareale aufgetragen. Sie alle wirken entzündungshemmend. Brimonidin bewirkt Steinkraus zufolge, dass die erweiterten Gefäße der Gesichtshaut sich wieder zusammenziehen. Reichen die Salben nicht mehr aus, werden Antibiotika in anderen Formen eingesetzt. Dazu gehören Tetrazykline, wie zum Beispiel Doxycyclin. Sie wirken antientzündlich gegen Papeln und Pusteln. Dasselbe gilt für Makrolide, die eingesetzt werden, wenn Tetrazykline nicht vertragen werden. In sehr schweren Fällen kann außerdem eine Off-label-Behandlung mit niedrig dosiertem Isotretinoin infrage kommen, das eigentlich zur Behandlung von schwerer Akne zugelassen ist. Dauerhafte Gefäßerweiterungen und großflächige Rötungen können zudem mit einer Lasertherapie behandelt werden. "Mit einem weiteren Laser lassen sich auch Phyme (Wucherungen) abtragen", ergänzt Steinkraus.

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Dr. Susanne Steinkraus hat sich in ihrer privaten Hautarztpraxis in Hamburg unter anderem auf operative Dermatologie, ästhetische Medizin und Kosmetik spezialisiert.

Auch die Pflege mit ungeeigneten Inhaltsstoffen kann zu einer Verschlechterung des Hautbildes führen. "Eine vom Dermatologen verordnete und speziell für die empfindsame Rosazea-Haut entwickelte Pflegeroutine wird unterstützend zur topischen und systemischen empfohlen", erklärt sie. Rosazea-Patienten sollten auf Cremes und Lotionen setzen, die einen hohen Wasseranteil besitzen und nicht zu fettig sind. Ansonsten kann der Fettfilm auf der Haut die Poren verstopfen.

Zudem können Duft- und Farbstoffe die empfindliche Rosazea-Haut reizen. "Ungeeignet für Patienten mit Rosazea sind reizende und adstringierende Wirkstoffe. Vermieden werden sollten zudem grobkörnige Peelings, da sie die Haut zusätzlich reizen können", erklärt die Hautexpertin. Menthol, Gerbsäuren, Kampfer, Silbernitrat, Natriumlaurylsulfat und Alaune sind weitere Inhaltsstoffe, die ungeeignet sind. Wichtig ist auch, dass das tagsüber verwendete Produkt einen UV-Filter enthält, da übermäßige Sonneneinstrahlung zu neuen Schüben führen kann.

Trotz der verschiedenen Behandlungsmethoden leiden viele Patienten noch unter der Hautkrankheit. Eine globale Online-Befragung "Rosacea: Beyond the visible" (Burden) unter 500 Dermatologen und 700 Rosazea-Patienten ergab, dass der Leidensdruck bei den meisten Betroffenen trotz Therapie groß ist. 59 Prozent leiden weiterhin unter Symptomen und bei 87 Prozent treten kontinuierlich neue Krankheitsschübe auf. Es besteht also weiterhin Forschungsbedarf zur effektiven Behandlung der Rosazea.

Quelle: ntv.de, imi

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