Ein bisschen beim Alter schummeln, das machen viele. Liza Miller mogelt aber gleich ordentlich. Die 40-Jährige verkauft sich als frischgebackene College-Absolventin. Die US-Fernsehserie "Younger" erzählt, wieso.

40, geschieden, arbeitslos - die Ausgangsvoraussetzungen könnten besser sein. Weil sie nicht länger in der Vorstadt versauern will, nimmt Liza Miller (Sutton Foster) ihr Leben in die Hand und wirft sich in Bewerbungsgespräche - erst einmal mit wenig Erfolg. Bei 15 Jahren Karrierepause können die knackig-jungen Arbeitgeber in spe nur müde schmunzeln. Aufhalten lässt sich Liza dadurch nicht. Stattdessen müssen helle Strähnchen, Overknee-Socken und ein falscher Führerschein her. Ein Umstyling später ist Liza wieder 26.

Keine Sorge, die neue Comedy-Show "Younger" ist kein aufgekratztes "30 über Nacht" und auch kein selbstreferenzielles "Zurück in die Zukunft". Die Zeitreise beginnt nicht mit einem absurden Zufall. Die Urlauberin startet sie selbst, weil sie nicht anders kann. Sensibel stellt das "TV Land"-Serie heraus, das Alter noch immer in Abhängigkeit vom Geschlecht beurteilt wird - insbesondere in puncto Liebschaften. Solange ein Mann intelligent, reich und mächtig ist, kann er Frauen aller Altersklassen bezirzen. Eine Frau mit Esprit und Intellekt - und eine solche ist Liza zweifellos - will sich noch selbst den jungen Lover ausreden.

Vorstadt-Mutti ist nochmal Uni-Absolventin

Glücklicherweise hat Liza eine gute Freundin, Maggie (Debi Mazar aus "Entourage"), die ihr in einer hippen Kneipe in Brooklyn gut zuredet. Der Liason mit dem attraktiven Tattoo-Künstler (Nico Tortorella aus "The Following"), der gut und gerne auch ihre 18-jährige Tochter daten könnte, steht vorerst nichts mehr im Wege. Und im Job beginnt Liza als falsch-frische College-Absolventin eben wieder ganz unten auf der Karriereleiter.

Sutton Foster kann die Geschichte ihrer Rolle authentischer verkaufen, als man zunächst annehmen könnte. Sie ist selbst 40 Jahre alt, sieht zwar jung aus, spricht jedoch mit erwachsener Stimme und verhält sich altersgemäß. Hätten sich die Macher der Show an ihrer statt für eine junge Schauspielerin entschieden, die nur alt spielt; das gesamte Konzept der romantischen Komödie in Serienlänge wäre ihnen um die Ohren geflogen. Foster ist eine gestandene Frau, die manchmal deutlich jünger aussehen kann, als sie ist - im richtigen Licht.

Ja, ihre Liza hat Zweifel daran, wie regelmäßig das Licht denn nun richtig steht. Aber auch da kommt ihr Freundin Maggie zu Hilfe: "Die Leute glauben, 'Die echten Hausfrauen' [US-Reality-Format] seien echt, sie denken, dass Kokosnusswasser ihren Hintern schrumpfen lässt - sie werden glauben, dass du 26 Jahre alt bist!" Vielleicht, weil Alter am Ende eben doch nur wenig zählt.

Intimfrisur und "One Direction"

Nun muss Liza nur noch die Namen der Bandmitglieder von "One Direction" auswendig lernen, Inspiration in Jennifer Lawrences Katniss Everdeen aus "Die Tribute von Panem" finden und einen ordentlichen Twitter-Account anlegen. Ach ja, und bei der Intimrasur, da hat sie ebenfalls Nachholbedarf. "Offenbar sieht jeder unter 30 da unten nicht älter als 12 aus", muss sie in der Umkleide feststellen. Notiert?

Die Komik von "Younger" fußt oft auf Generationskonflikten. Es geht um den nun hippen und daher auch nun teuren New Yorker Bezirk Brooklyn, Sex und die Ansprüche der Millenniumskinder. Zeitweilig kann die Show wie ein abgeschminktes "Sex and the City" wirken. Schließlich zeichnet sich mit Darren Star der gleiche Autor und Regisseur dafür verantwortlich. Doch wie auch der High-Heels-Hit ist "Younger" ein Märchen. Nur dass die Prinzessin keinen Prinzen finden will.