Zu nah am Feuer Brasch und Köhler im "Polizeiruf 110"
24.03.2018, 13:04 Uhr
Ottmann schaut auf sein qualmendes Haus, die Feuerwehr löscht.
(Foto: Conny Klein/MDR/fimpool fiction/dpa)
Ein Baulöwe, der ständig am Sekt nippt, eine Kommissarin, die Wodka vorzieht und dem Psychologen zu nahe kommt, dazu Brandstiftung, Familienaufstellung und eine Ehefrau auf Abwegen: Was nach kapriziösem Krimi klingt, verkommt leider zu müdem Plattitüden-Bingo.
Eines vorweg: So feurig wie am Anfang wird es den ganzen Rest dieser "Polizeiruf 110"-Folge nicht wieder, da können sich alle Beteiligten noch so bedeutungsvoll anschauen, seufzen, in Nichts starren oder im Stehen kopulieren - über Zimmertemperatur geht es hier nicht hinaus, aber der Reihe nach:
Bau-Unternehmer René Ottmann (Thomas Loibl) haben sie die Bude unterm Hintern abgefackelt, in Schockstarre und Wolldecke sitzt der Hüne mit dem abgedunkelten Haarschopf vor den schwelenden Trümmern seiner Villa. Kurze Zeit später stapfen Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Hauptkommissar Dirk Köhler (Matthias Matschke) durch die verkokelten Räume, auf der Suche nach Anhaltspunkten.
Jede Menge Feinde
Im Umfeld ergeben sich diverse Motive, hatte der mäßig sympathische, dafür umso erfolgreichere Baulöwe doch jede Menge Feinde. Da ist sein einstiger Freund und späterer Konkurrent Paul Wettiger (Hans-Heinrich Hardt), dessen Baufirma sich Ottmann gerade erst einverleibt hat. Auch der aufbrausende Uwe Schneider (David Korbmann) hat so seine Gründe, auf Ottmann sauer zu sein. Der werdende Vater ist beim Zusammenschluss der Unternehmen auf die Straße gesetzt worden. Und dann ist da noch Ottmanns Schwager, der Juwelier Axel Dietrich (Sebastian Rudolph), der mit seiner Frau nicht mehr allzu gut klarkommt. Einer der Gründe dürfte sein, dass Susan (Ursina Lardi) nicht nur die Schwester der vor Jahren verunglückten Frau Ottmann ist, sondern dem Witwer heute näher steht, als es dem Ehemann und ihr und Sohn Carsten (Bruno Alexander), der im Onkel immer noch ein Vorbild sieht, lieb ist.
Mag die Ermittlungsarbeit schon kompliziert genug erscheinen, so erfährt das Ganze zusätzliche Erschwerung durch den immer noch ungelösten - und latent ermüdenden - Konflikt zwischen Brasch und Köhler. Kriminalrat Lemp (Felix Vörtler) sieht sich mittlerweile genötigt, den Kollegen aus dem Psychologie-Ressort, den schneidigen Niklas Wilke (Steven Scharf), für eine Supervision der beiden einzuspannen.
Klingt in weiten Teilen nach einem solide angerührten Krimi-Cocktail, auch der Cast mit der gewohnt anziehend-verhuschten Ursina Lardi, dem gekonnt weinerlichen Sebastian Rudolph und dem sonst so raumgreifenden Thomas Loibl hat alles, was es braucht für einen spannenden Sonntagabend. Dennoch bleibt das Ganze stoisch unterkühlt, agieren die Schauspieler am Rande der Schläfrigkeit, greifen auf ihre drei, vier Gesten aus der ersten Stunde im Schauspielkurs zurück - dramatisches Zur-Seite-schauen, bevor gesprochen wird, Kopfschütteln und hochgezogene Augenbrauen. Als wäre das nicht genug, strotzt das Drehbuch vor x-mal gehörten Krimi-Sprechblasen:
Menschen sind von Gefühlen zerfressen.
Alle haben Leichen im Keller.
Wer Erfolg hat, der hat auch Neider.
Der Täter wusste, was er tat.
Man sollte Personenschutz beantragen.
Und bitte keine Alleingänge, denn "wir sind ein Team" und so weiter und so fort.
Auch wer immer noch nicht genug hat von der jahrhundertealten Ermittlerfrage "Haben Sie Feinde?", ist hier richtig. Schade eigentlich, da wäre in Magdeburg, und das nicht zum ersten Mal, mehr dringewesen. Auch was sich hinter dem Titel "Starke Schultern" letztlich verbirgt, erschließt sich wohl nur für überdurchschnittlich fantasiebegabte Zuschauer.
Quelle: ntv.de