Asterix-Erfinder spendet Original Comicfestival ehrt "Charlie"-Zeichner
29.01.2015, 17:29 UhrWenige Wochen nach den Anschlägen von Paris findet das größte europäische Comicfestival statt. Es steht ganz unter dem Eindruck des Terrors, bei dem auch mehrere Zeichner ermordet wurden. Sie werden besonders geehrt. Doch es gibt noch weitere Aktionen.
Drei Wochen nach dem islamistischen Anschlag auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" hat unter strengen Sicherheitsvorkehrungen das internationale Comic-Festival von Angoulême begonnen. Bereits am ersten Tag des viertägigen Festivals in der westfranzösischen Stadt wurde "Charlie Hebdo" mit einem Sonderpreis geehrt. Anstelle der überlebenden Redakteure und Zeichner nahm der Comic-Autor Jean-Christophe Menu die Ehrung entgegen.
Menu wandte sich bei der Preisverleihung dagegen, die getöteten Mitarbeiter von "Charlie Hebdo" zu "Nationalhelden" zu erklären, da die Zeitschrift stets "auf die Macht in all ihren Formen geschissen" habe. Menu nutzte auch im Namen von "Charlie Hebdo" die Gelegenheit, den anwesenden Bürgermeister von Angoulême scharf dafür zu attackieren, dass er öffentliche Sitzbänke absperren ließ, um Obdachlose fernzuhalten.
Zudem wird ein neu geschaffener "Charlie-Preis für freie Meinungsäußerung" verliehen. Er geht posthum an die getöteten "Charlie Hebdo"-Karikaturisten und soll künftig Zeichner würdigen, die sich für das Recht auf freie Meinungsäußerung einsetzen. Eine große Ausstellung informiert über die Geschichte der Satirezeitung, von ihrer Gründung bis zu der eine Woche nach dem Anschlag herausgegebenen "Ausgabe der Überlebenden". Bereits im Vorfeld hatten etliche Zeichner in Zeichnungen ihre Trauer über das Attentat ausgedrückt - darunter auch der aktuelle Spirou-Zeichner Yoann (siehe rechts). Auf Facebook veröffentlichte das Festival eine ganze Reihe solcher Zeichnungen.
Zwei schwerbewaffnete Islamisten hatten am 7. Januar in Paris die Redaktionsräume der Satirezeitung gestürmt, die wegen islamkritischer Karikaturen immer wieder kritisiert worden war. Die Angreifer töteten insgesamt zwölf Menschen, darunter die bekannten Karikaturisten Cabu, Wolinski, Charb, Tignous und Honoré. Ein islamistischer Gesinnungsgenosse tötete später eine Polizistin und bei einer Geiselnahme in einem Supermarkt vier Juden.
Hommage auch aus Deutschland
Viele der "Charlie Hebdo"-Karikaturisten waren regelmäßig Gast bei dem Festival von Angoulême, sie prägten eine ganze Generation von französischen Zeichnern. Der 1934 geborene Wolinski hatte 2005 auf dem Festival den "Großen Preis der Stadt Angoulême" erhalten, den vielleicht wichtigsten europäischen Preis für Comiczeichner.
An der 42. Ausgabe des Festivals, das im vergangenen Jahr mehr als 200.000 Besucher anzog, wird auch die "Charlie Hebdo"-Zeichnerin Catherine Meurisse teilnehmen, die den Anschlag vom 7. Januar überlebte. Insbesondere für Meurisse gelten verschärfte Sicherheitsmaßnahmen.
Das deutsche Comic-Magazin "Comix" wird derweil in Angoulême eine kostenlose Sonderausgabe verteilen. Darin enthalten sind Zeichnungen deutscher Künstler, die sich mit den Terroranschlägen und dem Thema Meinungsfreiheit befassen. Es wird sowohl eine französische als auch eine deutsche Ausgabe der Zeitschrift geben, die auch im deutschen Handel erhältlich sein wird. Daneben hat der Aladin-Verlag ein Buch angekündigt, in dem sich renommierte internationale Zeichner mit dem Attentat auf "Charlie Hebdo" auseinandersetzen. Die Erlöse sollen an das "Writers in Prison"-Programm gespendet werden.
Derweil wurde auch der Gewinner des Großen Preises der Stadt Angoulême bekanntgegeben: Der Hauptpreis des Festivals und vielleicht wichtigste Comicpreis Europas geht an den Japaner Katsuhiro Otomo, dem Schöpfer der langlebigen Mangareihe "Akira". Otomo ist damit automatisch Präsident des Comicfestivals im kommenden Jahr.
Uderzo zeichnet für "Charlie Hebdo"
Zuvor hatte bereits eine weitere Zeichnerlegende den Familien der Attentats-Opfer mit einer wertvollen Spende unter die Arme gegriffen: Asterix-Erfinder Albert Uderzo lässt eine Originalzeichnung aus dem Asterix-Band "Die Lorbeeren des Cäsar" versteigern, wie die Pariser Galerie Maghen mitteilte. Der Erlös geht an die Angehörigen der Anschlagsopfer.
Die Anfang der in den 70ern angefertigten Zeichnung für das 18. Asterix-Album kommt am 14. März im Pariser Auktionshaus Christie's unter den Hammer. Der Wert wird auf zwischen 150.000 und 200.000 Euro geschätzt. Außerdem wird der 87-jährige Uderzo dem Käufer die Zeichnung signieren.
Schon zwei Tage nach dem Anschlag hatte sich Uderzo mit der Satirezeitung solidarisiert. Er zeichnete Asterix, wie dieser einen Feind aus seinen spitzen Lederpantoffeln schlägt. Dazu schreit der kleine Gallier: "Ich bin auch ein Charlie" - eine Abwandlung des weltweit genutzten Solidaritätsspruchs "Ich bin Charlie".
Quelle: ntv.de, mli/AFP