Unterhaltung

"Gequält, gedemütigt, erniedrigt" Das war wirklich hart

"Raketen-Rambo" in Aktion.

"Raketen-Rambo" in Aktion.

"101 Wege aus der härtesten Show der Welt" - der Titel der am Samstagabend bei RTL ausgestrahlten Sendung hat Wort gehalten. Diese Show war tatsächlich hart - in jeder Hinsicht.

Bettie Ballhaus (Kandidatin): "Daniel, das ist so schwer."

Daniel Hartwich (Moderator): "Ja, deswegen bis Du ja hier. Wir haben nur die Klügsten eingeladen heute, weil es so schwere Fragen sind."

Bettie Ballhaus: "Na, dann hättest Du mich nicht anrufen dürfen."

Daniel Hartwich: (lacht)

Bettie Ballhaus: "Ähhh häää."

Florian Stöhr (Kandidat): "Bettie, fehlt Dir das nötige Intellekt?"

Mal ehrlich: Allein für diesen Dialog hätten die Kandidaten der Sendung "101 Wege aus der härtesten Show der Welt" eine weit schlimmere Strafe verdient gehabt, als nur an einem Bungee-Seil in einen Pool geworfen zu werden. Für einen Adrenalin-Kick wie diesen und andere "Bestrafungen" der Show – etwa den Helikopter-Flug an einer freien Leine oder die Rennwagen-Fahrt auf einem Anhänger – würde manch anderer schließlich viel Geld bezahlen.

Für die B- und C-Promis mit E-Körbchen und IQ-Problemen indes waren das natürlich harte Prüfungen. Da wurde hysterisch gekreischt, geflennt und offenbar tatsächlich bis an die eigenen Belastungsgrenzen gegangen. "Ich habe wirklich keine Lust mehr", stöhnte Daniela Katzenbergers Mutter Iris heraus. Dabei war da noch nicht einmal die Hälfte der Show vorbei. Während sie so hyperventilierte, bohrte sie ihre Stöckelschuhe in eine Planke in 35 Meter Höhe – irgendwo in der argentinischen Pampa, wo die Show aus Kostengründen aufgezeichnet wurde. Doch alles Wimmern nutzte nichts: Kurz darauf flog Frau Katzenberger – selbstverständlich von einem Seil gesichert – in die Tiefe und ins kalte Nass.
 

An der Belastungsgrenze

Bei aller Schadenfreude, die man empfinden mag, wenn ein "Botox-Model" (Florian Stöhr), eine Oben-Ohne-Moderatorin (Bettie Ballhaus) oder "Porno-Klaus" (nein, den müssen Sie wirklich nicht kennen) eine kalte Dusche verpasst bekommen, steht allerdings auch fest: Nicht nur die Kandidaten, auch RTL ist hier an die Belastungsgrenze gegangen. Wer dachte, mit dem "Dschungelcamp" seien bereits sämtliche Untiefen des Trash-TVs ausgelotet, dürfte nach dieser Sendung sein moralisches Koordinatensystem noch einmal erschüttert sehen.

Gab den Einpeitscher: Daniel Hartwich.

Gab den Einpeitscher: Daniel Hartwich.

(Foto: picture alliance / dpa)

Klar: Auch beim "Dschungelcamp" ging und geht es in erster Linie darum, die bereitwilligen "Promi"-Opfer vorzuführen. Ob man dem Leckerli eines Känguru-Hodens nun mehr oder weniger abgewinnen kann als einem Bungee-Sprung, ist dabei im wahrsten Sinne des Wortes Geschmackssache. Dennoch hat das Format noch den Charme, dass sich die Protagonisten hier selbst entlarven zu scheinen. Der Zuschauer beobachtet mit, wie sie sich – freilich nach Gutdünken des Senders zusammengeschnitten – durch das australische Dickicht schlagen und sozial gerieren. Und am Ende darf er bestimmen, wer denn nun der würdige "Dschungelkönig" ist.

Bei "101 Wege aus der härtesten Show der Welt" hingegen wurden selbst noch die letzten solcher sozialen Mindeststandards über Bord in den Pool geschmissen. Wer die gerade anstehende Strafe zu erleiden hatte, wurde durch ein abstruses Quiz-System ermittelt, bei dem es letztlich noch nicht einmal darum ging, die richtige Antwort zu geben, sondern sich diese durch flinke Finger am Buzzer zu ergattern. "Du hast 'gebuzzert', sie hat geantwortet. Wer ist jetzt wohl die Blöde von Euch beiden?", warf Moderator Daniel Hartwich beim Zweikampf zweier Kandidatinnen in die Runde. Die Blöde war natürlich die, die geantwortet hatte.

"Flieg, Botox-Boy, flieg"

Einer, dem wohl auf halber Strecke im argentinischen Niemandsland aufgegangen ist, dass es hier wirklich ausschließlich darum geht, ihn der Lächerlichkeit preis zu geben, ist Walter Freiwald. Vorgestellt wurde er als "TV-Legende" - schließlich war er als der co-moderierende Staubsauger-Vertreter der Werbeshow "Der Preis ist heiß" einstmals eine Gallionsfigur des Senders und des noch jungen Privatfernsehens. Doch als er da in eine Schwimmweste gequetscht und mit einem Blechhelm auf dem Kopf auf einer Abschussrampe den "Raketen-Rambo" mimen sollte, war ihm die Freude an der eigenen Demontage offenbar vergangen. Nur mit Mühe konnte ihn Daniel Hartwich davon überzeugen, an diesem Punkt nicht aus der Sendung auszusteigen. Die Strafe folgte prompt auf dem Fuß: Freiwald segelte mitsamt der Raketenattrappe, auf die er sich trotz Sorge um die Gesundheit seiner Knie gezwängt hatte, in den Pool. Und tat sich dabei weh. "Geht's Dir gut?", wollte Hartwichs Assistentin Angela Finger-Erben von ihm wissen, nachdem er aus dem Wasser gerobbt war. "Ich bin aufs Gesicht geflogen. Was ist denn das für eine Frage?", keifte Freiwald zurück. Tja, manchmal fressen Revolutionen eben ihre Kinder.

Am Ende gewann Bettie Ballhaus die Show, weil sie zufällig beim Spiel mit dem Buzzer die richtige Antwort zugeschustert bekommen hatte, und sackte 25.000 Euro ein. Nicht etwa, wie man es bei Prominenten eigentlich gewöhnt ist, für einen guten Zweck. Nein, die Schar der Abgehalfterten und Möchtegerns hier spielte tatsächlich um Kohle für das eigene Konto. Wer findet, dass sie es dafür und für ihre schmerzfreie Rampenlicht-Sucht verdient haben, "gequält, gedemütigt und erniedrigt zu werden" (O-Ton Hartwich), konnte der Show sicher etwas abgewinnen. Allein die Rundungen von Frau Ballhaus – die Inspiration für den Song "Bettina, pack Deine Brüste ein" von Fettes Brot gewesen sein soll – über die Spanngurte ihres Sicherheitsseils quellen zu sehen, dürfte manch einem das Einschalten wert gewesen sein. Doch all jene mit einer solch bedenklichen sadistischen Ader müssen wir leider enttäuschen: Wegen der hohen Produktionskosten soll "101 Wege aus der härtesten Show der Welt" eine einmalige Sache gewesen sein. Dass diese Tatsache natürlich schon den Titel der Sendung, in der am Samstagabend nur zehn dieser angeblichen 101 Wege gezeigt wurden, ad absurdum führt, ist Pillepalle.

Alle anderen, die sich nicht schämen zuzugeben, ein gewisses Faible für Trash zu haben, können sich indes auf das Frühjahr freuen. Dann geht nach einjähriger Zwangspause wieder das RTL-Dschungelcamp an den Start. Nach "Flieg, Botox-Boy, flieg" wirkt der Satz "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" geradezu wie Balsam auf die Seele.

Quelle: ntv.de

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