"Alles was Sie sagen" Der Lüneburger "Tatort" im Schnellcheck
22.04.2018, 21:45 Uhr
Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) entdeckt die leblose Alima (Sabrina Amali).
(Foto: dpa)
Ach, könnte es doch am Sonntag um 20.15 Uhr immer so spannend zugehen wie diesmal. Falkes zehnter Fall, der vierte mit Kollegin Weisz, entwickelt sich nach blutigem Auftakt zu einem vertrackten Vexierspiel, tollkühne Schlusspointe inklusive. Bitte mehr davon!
Das Szenario
Auf den ersten Blick ist Tarek Salam bestens integriert. Der junge Libanese lebt seit zwei Jahren in Deutschland, er ist an einer Schule tätig und hilft bei Bildungsmaßnahmen für Flüchtlinge mit ähnlichem Schicksal. Dennoch haben Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) von der Bundespolizei Lüneburg ihn im Visier. Salam steht im Verdacht, als Mitglied einer terroristischen Miliz in seiner Heimat an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein. Der Zugriff schließlich endet tragisch. Salams Schwester Alima, die er zuvor nach als seine Ehefrau ausgegeben hatte, wird bei dem Einsatz erschossen, Salam flüchtet, Falke und Grosz müssen sich dem Verhör von Polizeichef Joachim Rehberg (Jörn Knebel) stellen. Eine Schnitzeljagd beginnt, bei der vieles angedeutet und immer wieder verwischt wird, um am Ende in einer äußerst überraschenden Auflösung zu enden.
Die eigentliche Botschaft
Unterm Strich ist es jene Botschaft, die jedes unterhaltsam-verwirrende Krimi-Puzzle bestenfalls auszeichnet: Nichts ist, wie es scheint. Äußerst gekonnt, wie das Autoren-Duo Autoren Arne Nölting und Jan Martin Scharf zusammen mit Regisseur Özgür Yildirim den Zuschauer zuerst aufschreckt, dann ein bisschen einlullt, anschließend eine Handvoll Spuren auslegt, um den Plot in einer großartigen Montage auf links zu drehen und dem Wolf, dem unterkühlten Chef der ganzen Chose, am Ende den Schafspelz herunterzureißen. Dass dann auch noch die Chemie zwischen Falke und Grosz mittlerweile zu stimmen scheint, macht dem Ganzen den Deckel drauf.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Vielleicht darüber, dass man mal wieder The Clashs "London Calling" auflegen sollte, deren Klassiker "Guns of Brixton" in einer Szene aus dem Autoradio tönt. Und natürlich darüber, klare Sache, wie bestens unterhalten man sich gegen 21.45 Uhr fühlen kann, wenn die Abspannmusik vom "Tatort" erklingt. Gleich noch so einen, möchte man dem Bildschirm entgegenrufen. Mal sehen, was der "Polizeiruf 110" am kommenden Wochenende so kann.
Der Plausibilitätsfaktor
Wie bei einem toughen US-Krimi etwa, verliert man die Fragen nach dem "Kann das so passieren?" eher zügig aus dem Blick. Die Flüchtlingsproblematik wird in Maßen eingearbeitet, der Fokus rückt mehr und mehr weg vom tagesaktuell grundierten Ausgangsplot hin zum klassischen "Wer war's?". Eine gute Entscheidung, das Krimirätsel nicht zu überfrachten, sondern dicht an der Hauptstory zu bleiben.
Die Bewertung
10 von 10 Punkten. Ohne wenn und aber. Superbes Entertainment, das langsam auf Touren kommt, dann aber Sogwirkung entwickelt.
Quelle: ntv.de