Make Germany great again! Deutschland wählt seine ESC-Hoffnung
09.02.2017, 13:25 Uhr
Isabella "Levina" Lueen - nur eine von insgesamt fünf Kandidaten beim ESC-Vorentscheid.
(Foto: dpa)
Dieses Mal soll alles besser werden. 2017 will Deutschland endlich wieder beim ESC angreifen. Mit wem und mit welchem Lied entscheidet sich am Abend. Zur Wahl stehen zwei Songs und fünf Kandidaten - inklusive Hahn im Korb und Lena-Kopie.
Was macht eigentlich Jamie-Lee? Die arme kleine Maus, die im vergangenen Jahr das fast schon traditionelle Deutschland-Bashing beim Eurovision Song Contest (ESC) ausbaden musste und trotz guter Performance auf dem letzten Platz landete? Um sie ist es seither reichlich still geworden. Doch nach dem ESC ist bekanntlich vor dem ESC. Und the show must go on. So treten nun insgesamt fünf Mitzwanziger an, die diesmal am 13. Mai in Kiew gerne alles besser machen würden. Wer von ihnen in der Ukraine sein Glück versuchen darf, entscheidet sich am Abend beim Vorentscheid in Köln.
Ein Vorentscheid, bei dem wieder einmal alles anders sein wird als gehabt. Nun ja, zumindest anders als in den vergangenen paar Jahren. Fast schon wie einen Mythos beschwören die Macher den Geist der Zeit von "Unser Star für Oslo". Damals, 2010, als Lena Meyer-Landrut als Siegerin einer Castingshow hervorging und ausnahmsweise beim ESC mal nicht nur nicht schlecht abschnitt, sondern sogar die Gesangskrone nach Hause holte.
"Chance auf Top-Ten-Platzierung"
"Ich glaube, dass man den Mechanismus, der sich bei 'Unser Star für Oslo' als richtig erwiesen hat, auf einen konzentrierten Abend übertragen kann", packt ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber seine Erwartungen in eher technische Worte. Bei ARD-Programmdirektor Volker Herres klingt es noch mehr nach Euphorie: "'Unser Song 2017' hat alle Zutaten, damit Deutschland eine Chance auf eine Top-Ten-Platzierung beim ESC erhält."
Schau'n mer mal, wusste bekanntlich schon der Kaiser. Denn zunächst scheint das beim diesjährigen Vorentscheid vorgesehene Prozedere vor allem eins zu sein: kompliziert. Es gibt zwei Songs, "Perfect Life" und "Wildfire", die beide von internationalen Komponistentrios geschrieben wurden. Nur sie stehen als Lieder zur Wahl. Zudem gibt es die vier ESC-Bewerberinnen Yosefin Buohler, Felicia Lu Kürbiß, Isabella "Levina" Lueen und Helene Nissen sowie als Hahn im Korb Kandidat Axel Maximilian Feige, alle zwischen 20 und 28 Jahren jung.
Vier Runden bis zum Sieg
Insgesamt erstreckt sich der Vorentscheid über vier Runden. In Runde 1 singen alle fünf Kandidaten einen Cover-Song ihrer Wahl. Hier sollen sich die Zuschauer also erst einmal einen generellen Überblick verschaffen, wen sie für das Ticket nach Kiew überhaupt für geeignet halten. Zwei Protagonisten fliegen bereits nach dieser Runde raus.
Mit den drei verbliebenen Kandidaten geht es weiter in Runde 2. Sie singen nun alle nur den ersten zur Wahl stehenden Song in unterschiedlichen Arrangements - ob "Perfect Life" oder "Wildfire", ist unklar. Am Ende wird wieder einer von ihnen von den Zuschauern nach Hause geschickt.
Es folgt Runde 3 mit nur noch zwei Bewerbern. Diese singen jetzt den zweiten potenziellen ESC-Song in ihrem eigenen Stil. Im Anschluss stimmt das Fernsehpublikum über seine Lieblingskombination aus den jeweils zwei Auftritten der beiden Künstler in Runde 2 und 3 ab.
Für die 4. und entscheidende Runde ergeben sich damit drei Möglichkeiten: a) Beide Kandidaten singen denselben ESC-Song, also entweder "Perfect Life" oder "Wildfire". b) Die beiden Kandidaten singen jeweils einen unterschiedlichen Song - der eine "Perfect Life", der andere "Wildfire". c) Es gibt nur noch einen Kandidaten, der beide Songs singt, weil es außer ihm kein Mitkonkurrent bis hierhin geschafft hat. Dann entscheiden die Zuschauer an dieser Stelle also nur noch darüber, mit welchem der beiden Lieder er in der Ukraine antritt.
"Kann nur noch besser werden"
Und? Kapiert? Nein? Macht nichts. In der Sendung wird Ihnen das alles bestimmt noch einmal bis ins Kleinste erklärt. Diese nur bedingt dankbare Aufgabe fällt Barbara Schöneberger zu, die wie schon in den vergangenen Jahren den Vorentscheid moderieren wird. Dennoch gab auch sie sich im Vorfeld optimistisch: "Es kann eigentlich nur noch besser werden."
Der Geist von Oslo soll dabei nicht nur beschworen werden - er wird auch noch gleich in seiner lebenden Gestalt ins Studio geholt. Und der Geist von Harrogate direkt mit. So wird Lena Meyer-Landrut neben Pop-Kollege Tim Bendzko und Schlager-Pate Florian Silbereisen die Jury bilden, die jedoch nur beratende Funktion hat - entscheiden werden allein die Zuschauer. Zudem wird unter anderem Nicole, die 1982 in England als erste und neben Lena bislang einzige deutsche Sängerin den ESC gewinnen konnte, das Showprogramm in der Sendung bestreiten. Unterstützt wird sie dabei von zwei weiteren ehemaligen Song-Contest-Siegerinnen - Ruslana aus der Ukraine und Conchita Wurst aus Österreich. Gemeinsam präsentieren sie ein Medley aus Songs, die beim ESC schon mal triumphiert haben.
Einen Vorgeschmack darauf, welches Lied und welcher Interpret zumindest beim Vorentscheid 2017 triumphieren könnte, kann man sich unterdessen schon holen. Die Videos der Generalproben stehen samt und sonders im Netz. Wird sich etwa Axel Maximilian Feige gegen die Frauen-Konkurrenz durchsetzen? Oder reicht der Geist von Oslo bis hin zu einem Sieg von Felicia Lu Kürbiß? Sie hat nicht nur schon Castingshow-Erfahrung bei "Rising Star" gesammelt, sondern wirkt bei ihren Auftritten fast wie eine Lena-Kopie. Am Donnerstagabend gegen 23 Uhr werden wir es wissen.
Quelle: ntv.de