
"Du bist doch nicht ganz sauber" - René und Maria Weller.
"Das Sommerhaus": So könnte auch Stephen Kings neuestes Horrorwerk heißen. Figuren, Plot und vor allem eine Person sorgen für Nervenkitzel. Der Wahnsinn spitzt sich meisterhaft zu oder wie Maria sagt: Heute eskaliert es!
"Wenn ich hier 30 Jahre vorher drin wär, dann hätte ich den Legat an den Baum genagelt", riskiert Maria, die Frau des "Golden Boy", in Bezug auf den kassalischen Terminator eine dicke Lippe. Dass die beiden Schnuffel sich nicht riechen können, ist nicht erst seit dem Jeansjacken-Gate klar. Maria ist so voller Zorn, dass sie erst jetzt einen Spruch begreift, den ihr René vor vielen Jahren gesagt hat: "Als Mensch versagt - als Schwein groß rausgekommen".
Strullern für den Nachwuchs
"Heute eskaliert es", warnt Frau Weller und liefert nicht nur ein Psychogramm á la Stephen King ab, sondern auch ein grandioses Kammerspiel, das in die Ära feinster deutscher Trashperlen eingehen wird.
Aber der Reihe nach. Fangen wir mit dem Erfreulichen an! Posths Angie schiebt seit Tagen Kohldampf. Um ihrem Verdacht nachzugehen, strullert sie lautstark auf einen Schwangerschaftstest. Kurz darauf steht fest: Sie bekommt ein Kind. Oder wie Frollein Heger sagen würde, ein Scheinkind. Alle Sommerhäusler freuen sich mit dem Paar, nur die wellersche Sympathie-Granate findet, "das ist die größte Vermarktung, die es gibt". Weil das Leben des ungeborenen Kindes geschützt werden muss, zieht das Paar freiwillig aus.
"Im Sumpf des Bullshits"
Bühne frei für Frau Weller! Dass sie "ganz böse sein kann", bleibt im Haus nicht unbemerkt, genauso wenig, wie sie den armen "gutmütigen" René in einer Tour unterbuttert. "Er wird von ihr reingesogen in den Sumpf des Bullshits", stellt Xenia "züüüücho"-loginnenmäßig fest. Die Hausdamen sind sich einig: Ein anderer Mann hätte der in' Hintern getreten, … was die mit dem macht!"
Tatsächlich ist es verwirrend mit anzusehen, wie der legendäre Box-Champ, der von 82 Kämpfen nur einen verloren hat, von einer sprechenden Schnabeltasse vorgeführt wird. Hier ein paar der Highlights:
"René, ich verlange das jetzt von dir, es geht um meinen Stolz" (Vor dem Männerspiel "Rutschgefahr", bei dem Derjenige gewinnt, der sich am längsten an einer Stange halten kann.
"René, höre bitte, was ich jetzt sage!"
"René, du machst das jetzt!"
"René, wenn du doch bloß nicht so ein Weichei wärst!"
"René, feil dir nicht die Fingernägel, wenn ich mit dir rede!"
"René, ich rede mit dir! Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche!"
"Renééééééé, du bist wie ein Idiot gelaufen!" (nach dem süßen Tierchen-Parcours-Spiel"
"Wenn du kein Weichei wärst, würdest du den Legat umboxen!"
"René, hör auf! Hör zu! Ich sage dir!"
Weller, der sich seiner Frau zuliebe auch schon unters Messer gelegt hat, nerven die "Züüücho-Meisen" seines Stresskekses zunehmend. "Du bist nicht ganz sauber", sagt er mit dem Kampfgeist eines müden Boxers, nachdem sie ihn innerhalb von einer Minute fuffzig Mal bittet, ihr gefälligst zuzuhören. Dabei kann der einst umschwärmte Machoman sich dem dominanten Gesülze ohnehin nicht entziehen: "Tu mir bitte 'nen Gefallen und lass mich in Ruhe", bittet er sie in feinstem Stakkato-Sprech. Und weiter: "Nur, wer sie kennt, weiß, wie ich leide!"
"Fress ich da nen alten Schlüpfer?"
Leiden muss auch der Legator nach dem Verzehr von Bacalhau, einer portugiesischen Stockfischspezialität. Marias Warnung ignorierend pfeift er sich den Fisch ob der guten Mineralien ein und merkt sogleich, dass das Teil wie "Fußpilz" und "Schweißmauken" müffelt. "Fress ich da nen alten Schlüpfer?", fragt er noch, bevor er sich den Schlund vollknallt, um kurze Zeit später auf dem Klo nicht nur Probleme wegen des fehlenden Toilettenpapiers zu haben.
Wo wir wieder beim Stichwort wären: Maria sorgt für neue Probleme. "Mit ihrer muffigen Art zieht sie bewusst alle runter", sind sich die Hausbewohner einig. Herrlich ist auch mit anzuschauen, wie Frau Weller nahezu penetrant versucht, ihren Mann gegen seine Homies aufzustacheln, obwohl Legat die Sache mit der stinkenden Jacke längst per Handschlag bereinigt hat. "Das ist ein Psychohaus! René, keiner spricht mit uns! Grüppchenbildung!" Folglich zieht Legat den weisen Entschluss: "Die muss weg!" Einstimmig werden die Wellers nominiert, den Abgang zu machen.
Der schönste René aller Zeiten
Zum Schluss ein Wort zum herrlichen Parcours-Spiel, bei dem die Männer, in drolligen Tierkostümen stecken und sich auf die Anweisungen ihrer Frauen verlassen müssen: Ja, es ist nur eine Unterhaltungsshow, aber selten waren sich so viele Zuschauer und Twitter-User so einig: Schon lange hat man nicht mehr "so befreiend gelacht". Bei all den zuckenden Lachmuskeln fällt aber auch eine Krokodilsträne für den Box-Champ, den die verletzte Seele seiner eingeschnappten Gattin den Spaß am Spiel gekostet hat. Dennoch ist und bleibt er der schönste René aller Zeiten.
Quelle: ntv.de