Festival mit Licht und Schatten Foo Fighters geben Berlin den Rest
11.09.2017, 12:20 Uhr
Das ist Rock'n'Roll: Foo-Fighters-Frontmann Dave Grohl.
(Foto: imago/APP-Photo)
Das Line-Up beim Lollapalooza-Festival in Berlin ließ nichts zu wünschen übrig: Beatsteaks, Cro, Marteria, The XX - und als absolutes Highlight die Foo Fighters. Nur bei der Organisation des Megaevents im Hoppegarten hakte es.
Das Lollapalloza-Festival hat Tradition. Erstmals tourte es 1991 durch die USA, initiiert von Perry Farrell, Sänger der Alternative-Rockband Jane's Addiction. Alsbald entstanden Ableger in Südamerika - und seit 2015 auch in Europa. Und wo dort? Natürlich in Berlin. Allerdings gestaltete sich die Suche nach einem passenden Areal für das Megaevent in den vergangenen Jahren schwierig. Nach der Premiere auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof zog das Festival im Jahr darauf in den Treptower Park um. Doch auch das sollte nur eine Zwischenstation bleiben. In diesem Jahr fand das Lollapalooza dort statt, wo normalerweise Pferde im Galopp zu bewundern sind: auf der Rennbahn Hoppegarten. Und womöglich war auch an dieser Stätte das erste Mal schon das letzte.
Zum einen liegt das daran, dass die Austragung des Festivals in dem beschaulichen Berliner Randbezirk schon im Vorfeld nicht überall auf Gegenliebe gestoßen war. Anwohner fürchteten sich vor dem Ansturm von jeweils rund 85.000 Besuchern an den beiden Festival-Tagen. Zum anderen versagte am Samstag bei der An- und Abreise der Fans die komplette Logistik. Insbesondere am S-Bahnhof Hoppegarten spielten sich chaotische Szenen ab. Festival-Veranstalter und Berliner Verkehrsbetriebe schoben sich gegenseitig die Verantwortung dafür zu, dass am Abend manche Besucher Stunden warten mussten, um endlich wieder die Heimreise antreten zu können.
Foo Fighters geben Vollgas
Dass es auch anders geht, zeigte sich am Sonntag, an dem die Verantwortlichen die Lage einigermaßen in den Griff bekamen. Für das Tohuwabohu entschädigt wurden die Besucher durch die Musik - und letztlich auch das Wetter. Nach Auftritten von nationalen Größen wie den Beatsteaks und Marteria sowie internationalen Stars wie Michael Kiwanuka und Mumford & Sons am Samstag wurde am Sonntag in spätsommerlicher Atmosphäre erst so richtig aufgefahren. Auf Newcomerinnen wie Alice Merton oder Alma folgten Szene-Lieblinge wie die fragilen London Grammar ebenso wie Hip-Hop-Chartstürmer Cro.
Unbestrittenes Highlight des Lollapalooza-Festivals in diesem Jahr war aber zweifelsohne der Auftritt der Foo Fighters. Über zwei Stunden gaben die Mannen um den früheren Nirvana-Drummer und heutigen Frontmann Dave Grohl Vollgas. Dabei spielten sie sich nicht nur durch die Hits ihrer bislang acht Studioalben, sondern präsentierten auch neue Songs von ihrem neunten Album, das am Freitag erscheint. Und nicht nur das: Als Grohl seine Bandkollegen vorstellte, wurden mal eben auch Gassenhauer wie "Another One Bites The Dust" von Queen oder "Blitzkrieg Bop" von den Ramones intoniert.
"Schau, was du angerichtet hast"
An dem Rock-Brett, das die "Foos" auf die Bühne im Hoppegarten zimmerten, durften auch ein paar Gaststars mitwerkeln. So bat Grohl beim neuen Song "The Sky Is A Neighborhood" etwa das musizierende Model Taylor Greenwood zum Duett. Und beim "Mountain Song" erschien tatsächlich Mister Perry Farrell persönlich für eine Gesangseinlage auf der Bühne. "Schau, was du angerichtet hast", sagte Grohl zu ihm, während die Scheinwerfer auf die Besuchermassen gerichtet waren. Allerdings hatten da bereits einige das Festival verlassen, um ja nicht wieder im Abreise-Chaos zu versinken.
Die Schlussakkorde der Foo Fighters mit dem Klassiker "Everlong" haben sie ebenso verpasst wie den Auftritt von The XX. Auch wenn bereits Grohl und Co vielen Besuchern den Rest gaben, bildete die Performance der britischen Indie-Heroen den eigentlichen Abschluss von Lollapalooza in Hoppegarten. Bleibt zu hoffen, dass die Macher aus den Fehlern in diesem Jahr lernen. Schließlich braucht sich das Lollapalooza weder vom Line-Up noch vom Ambiente her hinter anderen Festivals zu verstecken. Es wäre zu schade, wenn es seine Präsenz in der deutschen Hauptstadt nicht irgendwie gebacken bekäme.
Quelle: ntv.de, vpr