Was vor Batman geschah "Gotham" kann Superheld auch ohne Maske
23.09.2014, 21:26 Uhr
Lichtgestalt in düsterem Setting: Kommissar James Gordon (Ben McKenzie, r.) sieht sich in "Gotham" einer Schar von Bösewichtern ausgesetzt.
(Foto: AP)
Wie viele saubere Polizisten, die in einer korrupten Welt für Ordnung sorgen, braucht das Fernsehen eigentlich noch? Mindestens einen: James Gordon. "Gotham" erzählt, wie er den Mörder der Eltern von Batman in spe, Bruce Wayne, dingfest macht.
Es ist der Fernsehherbst der Comicadaptionen: NBC’s "Constantine" wird sich an "Hellblazer" versuchen, The CW’s "Arrow"-Spinoff "The Flash" orientiert sich an der gleichnamigen Kultfigur. Den Anfang allerdings machte in der vergangenen Nacht der Sender Fox mit "Gotham".
Verkauft wird die Show als "Batman"-Prequel, kommt jedoch ohne maskierten Helden aus - Bruce Wayne (David Mazouz) ist gerade einmal im Grundschulalter. Das ist auch gut so, denn über die vergangenen Jahrzehnte hinweg gab es einfach genug Batmans. "Gotham" erzählt stattdessen die Geschichte des Kommissars James Gordon (Ben McKenzie). In der Pilot-Folge gewinnt er das Vertrauen des kleinen Bruce, der gerade Zeuge des Mordes an seinen Eltern werden musste, und bekommt eine umfassende Lektion darin, wie wenig rechtsstaatlicher Schein und Realität in Gotham einhergehen.
"Gotham" fühlt sich an wie "Batman"
Bruno Heller ist es gelungen, mit dunklen Straßenschluchten, Regen & Co. den Charakter der Kult-Dystopie auf Serie zuzuschneiden. "Gotham" fühlt sich an wie "Batman". In der ersten Folge der Show legt er ein Tempo vor, das Langeweile verbietet und der Handlung doch Zeit lässt, sich zu entfalten. Die Dialoge sind natürlich etwas überzeichnet, überzeugend sind sie trotzdem. "Gotham" verspricht mehr zu werden, als eine aufpolierte Comicadaption. Die Macher der Show betten sich nicht auf Batmans Lorbeeren. Stattdessen sind sie drauf und dran, um die Geschichte der Kultfigur herum einen spannenden Krimi zu entwickeln.
Natürlich kommt "Gotham" nicht ohne Anleihen beim Comicoriginal aus. Mit Gerichtsmediziner Edward Nygma (Cory Michael Smith) kommt der künftige Riddler ins Spiel. Den Spitznamen "Penguin" trägt Oswald Cobblepot (großartig gespielt von Robin Lord Taylor) bereits als Gangster-Lehrling und so wie Selina Kyle (Camren Bicondova) die Feuertreppen der Stadt rauf und runter jagt, muss es sich um eine Mini-Catwoman handeln.
Gut und Böse brauchen kein Kostüm
Den stärksten Eindruck hinterlässt in der Pilotfolge trotz McKenzies starker Darbietung tatsächlich die Truppe der Bösewichte um Fish Mooney (Jada Pinkett Smith mit Kelly Rowlands Frisur von 2002). Ihre Schergen sind zwar allesamt eher bleich, brauchen aber weder Makeup noch Verkleidung, um sich als herrlich sadistische Antagonisten der Lichtgestalt Gordon zu formieren. Gut und Böse kommen bei "Gotham" ohne Accessoires aus.
So weit sich "Gotham" bei der Inszenierung seiner Charaktere positiv von Vorlagen wegentwickelt hat, so "old school" bleibt die Serie beim Setting. Gekämpft wird mit Faust wie Fuß, und wenn dann mal das Handy klingelt, ist es eines zum Klappen - fast so, als würden Smartphones die Düster-Atmosphäre stören.
Quelle: ntv.de